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Würzburg
Innerer Frieden und Licht in der Dunkelheit
Das Vocalensemble 'Canto Chiaro' trat am Aschermittwoch vor rund 200 Besucherinnen und Besuchern in der Mutterhauskirche der Erlöserschwestern in der Würzburger Innenstadt auf.
Foto: Patty Varasano | Das Vocalensemble "Canto Chiaro" trat am Aschermittwoch vor rund 200 Besucherinnen und Besuchern in der Mutterhauskirche der Erlöserschwestern in der Würzburger Innenstadt auf.
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 26.02.2023 02:24 Uhr

Anders als heute gehörten in Zeiten der Renaissance und des frühen Barock Sterben und Tod zum alltäglichen Leben. Doch die Menschen konnten trotz aller Kümmernisse, Kriege und Krankheiten durch bedingungsloses Vertrauen in einen gütigen Gott entweder in Trauer weiterleben oder in Frieden sterben. Ein Beispiel für diese Ergebenheit am Ende des Lebens ist Simeon, ein alter gläubiger Mann, der sein Sterben hinnimmt, nachdem er das neugeborene Jesuskind geschaut hat und von einer Erlösung überzeugt ist.

"Nunc Dimittis" - "Nun lässt Du los", der Lobgesang des Simeon (Canticum Simeoni) ist mit dem "Magnificat" und dem "Benedictus" einer der drei Lobgesänge (Cantica) des Lukasevangeliums. Unter dieser Überschrift musiziert das fünfköpfige Vokalensemble "Canto Chiaro", das sich der Aufführungspraxis der Alten Musk verschrieben hat. In der völlig in Weiß gehaltenen, erst im November fertiggestellten Mutterhauskirche der Erlöserschwestern, in der in Zukunft außer Gottesdiensten auch Konzerte veranstaltet werden sollen, leuchten Skulpturen der Ordensgründer golden von den Wänden, vier Altarkerzen unterstreichen die Stimmung.

Der Tod ist nicht das Ende

Passend zum Abend des Aschermittwoch versetzen die Werke des 16. und 17. Jahrhunderts der Komponisten Heinrich Schütz, des Spaniers Cristobal de Morales, Michael Praetorius, Johann Christoph Bach und anderen die Zuhörer in eine fromme, friedlich-meditative Stimmung. Alle Werke bestechen durch ihre Texte, die im Tod kein Ende sehen, sondern eine positive Perspektive eröffnen.

Das Vocalensemble Canto Chiaro tritt am Mittwoch (22.02.23) vor rund 130 Besuchern in der Mutterhauskirche der Erlöserschwestern in der Würzburger Innenstadt auf. Studierende der Hochschule für Musik Würzburg geben ein Konzert, dessen erstes Programm sich den Texten von Nunc Dimittis widmet. Das Alte Musik Ensemble wird bei diesem Projekt von einer Orgel und zwei Gamben begleitet.
Foto: Patty Varasano | Das Vocalensemble Canto Chiaro tritt am Mittwoch (22.02.23) vor rund 130 Besuchern in der Mutterhauskirche der Erlöserschwestern in der Würzburger Innenstadt auf.

Immer wieder greifen die Motetten und Vertonungen den Grundgedanken Simeons auf, beispielsweise wenn das Ensemble freudig "Mit Fried und Freud ich fahr dahin" (Cristobal de Morales), die Sterbemotette "So fahr ich hin" (Heinrich Schütz) oder "O Welt, ich muss dich lassen" (Michael Pretorius) intoniert oder leuchtende Harmonien – einem Schlaflied gleich – "Ich liege und schlafe" (Heinrich Schütz) erklingen lassen. Berührend für die circa 200 Zuhörer in diesen heutigen, doch sehr unruhigen Tagen sind auch Teile eines Requiems, das der Spanier Cristobal de Morales komponiert hat und das inneren Frieden und Licht in jegliche Dunkelheit ausstrahlt.

Höchste Aufmerksamkeit und saubere Intonation

Die Sängerinnen und Sänger, alle Mitglieder verschiedener renommierter Ensembles, bestechen durch höchste Aufmerksamkeit und saubere Intonation. Sie sind in ständigem Blickkontakt miteinander, wechseln immer wieder ihre Standpunkte, singen a cappella oder folgen dem exakten Dirigat von Philipp Steigerwald, der die Truhenorgel bedient. Bisweilen begleiten die zwei Gambistinnen Katharina Lampersberger und Hannah Furtmüller die Gesänge. Die Gambe, auch Kniegeige genannt, ist ein sechssaitiges Streichinstrument, deren besondere Klangfarben sich harmonisch in manchen Programmnummern mit dem Gesang verbinden. Inbrünstig, fromm, dankbar und voller Zuversicht werden Solostücke, Trios, vier- und fünfstimmige Passagen hörbar.

Sopranistin Mechtild Söffler kann sich auf ein gutes Technik-Fundament verlassen, gefällt mit Klarheit in der Höhe und stabiler Mittellage. Kultiviert und edel füllt Kea Niedobas wohlklingender, kräftiger Alt den Kirchenraum. Tenor Marcel Hubners ausdrucksstarke Interpretation und der sicher und sehr schön gestaltende Bariton Lorenz Schober mit wohl klingendem Timbre sowie der kraftvoll tönende Bass von Simon Kuhn ergänzen das Quintett. Lang anhaltender Applaus und eine Zugabe.

 
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