Der Würzburger Kunstverein sucht für sein Ausstellungsschiff Arte Noah im Alten Hafen ständig moderne Kunst. Ein weites Feld! Bei den Entscheidungen, welche Künstler eingeladen werden, um die sechs Ausstellungen pro Jahr zu bestreiten, helfen im Verein vier Künstlerische Beirätinnen. Ob die wohl einen bestimmten Stil im Programm durchsetzen?
„Wir wollen zeigen, welche Vielfalt wir als Kunstbeirätinnen repräsentieren“, stellt eine aus dem Quartett, Christiane Gaebert, klar. Zeigen können sie das mit der Ausstellung eigener Werke, die an diesem Wochenende eröffnet und „*innen“ heißt. Von Gaeberts drei Beiratskolleginnen sind zwei seit vielen Jahren regelmäßig präsent: Elvira Lantenhammer und Georgia Templiner. Die beiden schlagen grade entgegengesetzte Wege ein: Lantenhammers Farbfeldmalerei wechselte in den vergangenen Monaten von den transparenten Farben ihrer früheren Phase hin zu opakerem, also geschlossenerem Pigmentauftrag. Templiners Kokons hingegen, ihr Lieblingsmotiv in Kohlezeichnungen und Mischtechnik-Plastiken, öffnen sich zusehends.
Eine anregende Schau zusammengestellt
Malerei, Zeichnung, Bildhauerei – als viertes Element kommt Fotografie hinzu, nämlich in den Werken von Mia Hochrein. Die bringen etwas Filigranes ins Spiel. Damit passt Hochrein gut zu den spitzenzarten Papierschnitzereien Gaeberts. Das Verpuppen teilen ihre Figuren mit Georgia Templiners Kokons. Deren große Zeichnungen passen formal mehrfach zu den gegenüberhängenden Lantenhammers – obwohl sich beide derzeit in unterschiedliche Richtungen entwickeln.
Zusammengestellt haben die Vier ihre anregende Schau in gemeinsamen Sitzungen, zu denen sie Arbeitsproben mitbrachten, wo sie über die Auswahl entschieden und ein Konzept formulierten. Man sei sich stets einig gewesen, sind sie sich auch noch in der letzten Aufbauphase einig.
Open Arte mit Gruß von Joseph Beuys
Das Eröffnungswochenende ist zugleich die jährliche Open Arte auf dem Kunstschiff. Da werden Kleingruppen bis in den Maschinenraum geführt, der Verein stellt ausgewählte Plakate aus seiner Geschichte aus und die "*innen"-Künstlerinnen diskutieren am Samstagnachmittag um 16 Uhr über ihr Tun. Außerdem wird die Kunstvereins-Jahresgabe wird angeboten.
In der Regel sind solche Sammlerobjekte Druckgrafik. Der Kunstverein Würzburg hat für Mitglieder und Interessierte 21 Original-Zeichnungen von Robert Schad an sich gebracht. Schad ist vor allem Bildhauer. Aktuell stellt er auf Schloss Moyland aus, am Stammsitz der überreichen Sammlung mit Werken von Joseph Beuys. Solch ein Ausstellungsort adelt. Für die Präsentation bei der Open Arte (Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr) müssen sieben Exponate der Ausstellung „*innen“ abgehängt werden. Ein zweiter Besuch bis 11. Juli lohnt unbedingt.