Reges Interesse zeigten die Uettinger Waldbesitzer an der Infoveranstaltung zum freiwilligen Waldtausch. Ungefähr 130 Besucher hatten sich zu dem informativen Treffen in der Aalbachtalhalle eingefunden. "Mit so vielen interessierten hatte ich nicht gerechnet." freute sich Gemeinderat Thomas Hoffmann, der die Veranstaltung engagiert organisiert hatte.
Als Referenten erläuterten die Fachleute Lia Stefke, Alois Beer, Wolfgang Schölch und Paul Gerlach aus dem Forstbereich den Bürgern die Vorgehensweise des Verfahrens und beantworteten die zahlreichen Fragen.
Dieser einfache Weg zur Verbesserung der Agrar- und Waldstruktur wird vom ALE Unterfranken geleitet. Den Tauschpartnern wird dabei bei Bedarf ein Tauschhelfer zur Verfügung gestellt. Wichtigste Grundlage ist die "Freiwilligkeit" der Teilnahme an dem Verfahren, welches damit im Gegensatz zur von "oben" angeordneten Flurbereinigung steht, an der jeder Grundbesitzer des betroffenen Gebiets teilnehmen muss.
Hat sich ein Kreis von Tauschinteressierten gefunden, wird beim ALE eine formlose Voranfrage gestellt und nach dessen Freigabe das eventuelle Tauschgebiet erarbeitet. Wichtig ist dabei weiterhin die Unverbindlichkeit, die bis zum Ende des Prozesses besteht.
Die Waldgebiete werden bei dem Verfahren nicht umverteilt und neu vermessen sondern komplett getauscht mit dem Ziel, größere zusammenhängende Grundstücke zu bekommen, die besser zu bewirtschaften sind. Die für den Tausch im Allgemeinen gewünschte Bewertung der Gebiete ist der einzige Anteil, der nicht förderfähig ist und von den Teilnehmern selbst zu tragen ist. Alle anderen Kosten wie Bezahlung des Tauschhelfers, die Umschreibung am Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung und im Grundbuchamt trägt der Freistaat Bayern. Auf diese Weise entstehen den Tauschpartnern etwa 80 bis 350 Euro Kosten pro Hektar. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Dauer des Verfahrens mit ein bis zwei Jahren deutlich kürzer ist als bei der Flurbereinigung (fünf bis zehn Jahre). Eventuelle Wertunterschiede der getauschten Grundstücke werden finanziell durch die Tauschpartner ausgeglichen, es ist dabei keine Grunderwerbsteuer zu zahlen.
Der Tauschhelfer erarbeitet in individuellen Gesprächen mit den Waldbesitzern den Tauschplan, der erst wirksam wird, wenn alle Teilnehmer unterschrieben haben. Für die Erarbeitung des Tauschplans gibt es ein spezielles Computerprogramm zur Unterstützung. Außerdem ist ein gemeinsamer Exkursionstag mit dem Tauschhelfer zur Besichtigung der betroffenen Waldgebiete und zum Austausch vorgesehen. Wenn der Tauschplan von allen Tauschpartnern unterschrieben ist, erfolgt die Anordnung des Tausches durch das ALE und die Waldbesitzer werden informiert, ab wann die Umschreibung gilt.
Die Besucher der Infoveranstaltung hatten nach den Erläuterungen der Referenten viele Fragen an die Fachleute. So wollte ein Teilnehmer wissen, wie die Bewertung in Hinblick auf die aktuellen Dürreschäden stattfindet. Hierzu erläuterten die Fachleute, dass eine Bewertung zu einem Stichtag erfolgt, eine Nachbewertung aber möglich ist. Auch Besitzer einzelner Grundstücke können diese bewerten lassen, da sie die Bewertung selbst zahlen.
Eine weitere Frage war, wer die Bewertung der Grundstücke vornimmt. Diese erfolgt im Allgemeinen durch den Tauschhelfer (Paul Gerlach), es kann aber auch ein anderer Bewerter hinzu gezogen werden. Für die Bewertung gibt es keine festen Vorschriften, sie sollte nicht zu kleinlich erfolgen, aber fair.
Die Veranstaltungsbesucher wollten wissen, wie die Grenzen der einzelnen Waldstücke nach der Umverteilung von den neuen Besitzern erkennbar sind. Die Fachleute erklärten, dass hierzu viele Unklarheiten im lockeren Gespräch klärbar sind. Eine weitere Möglichkeit ist die Setzung von Grenzsteinen, die aber von den Waldbesitzern selbst zu tragen ist und nicht Inhalt des Verfahrens ist.
Die Fachleute appellierten an die Zuhörer, dass sie sich zunächst überlegen sollen, ob ein Waldtausch für sie in Frage kommt und was der Tausch für sie bedeutet: Ist der wirtschaftliche Wert wichtig eher oder ein emotionaler oder möchte man einfach weniger Arbeit haben? Die Gemeinde, die ebenfalls Grundstücke zum Tausch anbietet, hat andere Ansprüche an die eingetauschten Flächen. Für sie kann beispielsweise der Anschluss an den Gemeindewald wichtiger sein als ein guter Boden. Wichtig ist, dass möglichst viele mitmachen.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden Formulare zur "Unverbindlichen Interessensbekundung am Freiwilligen Landtausch in der Gemarkung Uettingen" an die Waldbesitzer ausgegeben, die diese direkt abgeben konnten. Dieses Formular ist im Rathaus erhältlich und kann ausgefüllt von Interessieren bis zum 18. Oktober bei der Gemeinde abgegeben werden (Briefkasten). Die Interessensbekundung ist absolut unverbindlich.
Es soll zunächst ein Arbeitskreis von fünf bis zehn Personen gegründet werden. Wer daran teilnehmen möchte, wird gebeten, sich bei der Gemeinde zu melden.
Weitere Termine, wie der Termin für die Waldexkursion, werden auf der Gemeindehomepage (www.uettingen.de) und im Gemeindeblatt angekündigt. Infos auch unter https://www.stmelf.bayern.de/agrarpolitik/foerderung/004013/