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Würzburg
In Würzburg entwickelt: Beschichtung, an der Bakterien abrutschen 
Das Würzburger Gründerzentrum förderte ein Start-up, dessen Produkt Krankenhauskeime bekämpft – ohne giftige Chemie. Wie das funktioniert und wer hinter der Idee steckt. 
Das Team von Flux Polymers zeigt, wie ihr Produkt Bakterien abwehrt. Von links:  Joachim Schramm, Robert und Anita Luxenhofer.
Foto: Flux Polymers | Das Team von Flux Polymers zeigt, wie ihr Produkt Bakterien abwehrt. Von links:  Joachim Schramm, Robert und Anita Luxenhofer.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:21 Uhr

In Krankenhäusern sind multi­resistente Bakterien eine ständige Bedrohung. Dort können sie zum Beispiel Türgriffe und Licht­schalter besiedeln oder sogar Implantate, die im Körper zu schweren Infektionen führen. Eine Lösung für dieses Problem hat ein junges Unternehmen entwickelt, das 2017 in Würzburg gegründet wurde.

"Wir produzieren eine Beschichtung, auf der Bakterien nicht anhaften können", erklärt Joachim Schramm, kaufmännischer Geschäftsführer von Flux Polymers GmbH. Anders als Desinfektionsmittel, die Keime nur dann zuverlässig abtöten, wenn sie konstant benutzt werden, wirkt die einmalige Beschichtung dauerhaft antibakteriell.  

Bakterien können nicht mehr anhaften

Dazu wird ein von Flux Polymers entwickelte Polymer (eine chemische Verbindung) durch Sprühen oder Eintauchen auf Oberflächen aufgebracht und anschließend durch eine kurze UV-Beleuchtung dauerhaft fixiert. Diese patentierte Beschichtung verhindert, dass sich krankheitserregende Keime an den Kunststoffoberflächen anheften. Die Wirkung basiert nicht auf Bakterien abtötende Stoffe, wie sie zum Beispiel Desinfektionsmittel oder Antibiotika enthalten, sondern auf physikalische Eigenschaften des Polymers.

Denn Krankenhauskeime wie Staphylococcus brauchen Oberflächen, an denen Wasser abperlt, um widerstandsfähige Biofilme aufzubauen. Auf dem wasseraufnehmenden Polymer von Flux Polymers haften sie dagegen nicht an. Toxische Substanzen, die Bakterien womöglich resistent machen, können aus der Beschichtung nicht freigesetzt werden.  

„Das Verfahren ist schnell, kosteneffizient und verändert weder Optik noch Haptik des beschichteten Materials“, zitiert die Pressestelle der Würzburger Universität Geschäftsführerin Dr. Anita Luxenhofer. 

Wichtige Unterstützung durch das Innovations- und Gründerzentrum

Ins Leben gerufen wurde Flux Polymers im Jahr 2014 von Professor Robert Luxenhofer am Lehrstuhl für Chemische Technologie der Materialsynthese der Würzburger Universität. In seinen ersten Jahren wurde das Projekt durch Gründungsstipendien von Freistaat und Bund gefördert. Die antibakteriell wirkende Beschichtung entwickelte die Polymerchemikerin Luxenhofer 2016. 

"Besonders wichtig für uns war die Unterstützung des Innovations- und Gründerzentrums Würzburg und des Servicezentrums Forschung- und Technologietransfer der Universität Würzburg", sagt Schramm, der sich von Anfang an für das Projekt eingesetzt hat. "Gäbe es das IGZ nicht, hätten wir unsere Erfolgsgeschichte so nicht schreiben können", sagt der gebürtige Würzburger und Mitbegründer der Flux Polymers GmbH.  

Jetzt wird die Erfindung im Alltag getestet

"Im Moment beschichten wir Materialproben mit unserem Polymer und lassen diese dann testen", schildert Schramm. Hersteller von Implantaten, Türgriffen, Arbeitsflächen oder anderen Produkten aus Kunststoffen, die in Arztpraxen oder Krankenhäusern verwendet werden, hätten großes Interesse an einer Beschichtung ihrer Produkte. "Jetzt geht es darum, die Beständigkeit und Verträglichkeit der Beschichtung im täglichen Gebrauch nachzuweisen."

Flux Polymers GmbH hatte bis Frühjahr 2021 ihren Sitz in Würzburg. Danach ist Geschäftsgründer Schramm aus privaten Gründen nach Mainz umgezogen und hat die Gesellschaft dorthin mitgenommen. Das Forscherpaar Luxenhofer lebt und arbeitet momentan in Helsinki.   

 
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