Farbenfroh, frisch, frech – ein kunterbuntes Faschingsallerlei mit Tänzen, Büttenreden und Schunkelrunden boten die Uengershäuser Narren bei ihrer Russen-Sitzung in der Mehrzweckhalle. Mit launigen Versen führte Sitzungspräsident Daniel Dietrich durch den Abend. Das Motto: 651 Jahre Uengershausen.
Der kleinen Truppe an Aktiven, die in keinem Karnevalsverein organisiert ist, gelingt es alle Jahre wieder, ein ansprechendes Programm auf die Beine zu stellen. Da wundert es nicht, dass manche Narren gleich mehrmals in unterschiedlichen Rollen auf der Bühne stehen.
Rund 200 Gäste verfolgten am Samstagabend das fröhliche Treiben der Russen, wie sie in weiten Teilen des Landkreises genannt werden. Aber warum ist das eigentlich so? Das hängt wohl damit zusammen, dass Uengershausen vor 200 Jahren von Russen belagert wurde, die hier auch eine Bäderstube errichtet hatten.
„Nastrowje“ statt „Prost“
Und die Narren greifen das Thema immer wieder auf. Deshalb regieren hier im Fasching auch nicht Prinz und Prinzessin, sondern Zar und Zarin, in diesem Jahr Andreas Kohmann und Fabienne Bäuerlein. Und auch „Prosit“ versteht hier niemand, sondern nur „Nastrowje“.
Sogar einen eigenen Sender haben die Uengershäuser: das erste russische Fernsehen, das alle Jahre wieder die neusten Nachrichten aus der „russischen Föderation“ auf die Bühne bringt. Da bekamen nicht nur Einheimische, sondern auch die Nachbarorte und selbst Bürgermeister Stefan Hemmerich ordentlich ihr Fett weg.
Nach der aktuellen Finanzlage der Marktgemeinde gefragt sagte das „Staatsoberhaupt Stefan Stefanowitsch“ (alias Stefan Kohmann): „Für Reichenberg ist noch Geld da. In den anderen Ortsteilen muss gespart werden.“ Ja, deshalb seien schon Löcher in den Straßen mit Erde aufgefüllt worden, weil der Marktgemeinde der Schotter ausging, meinte der russische Reporter.
Ehe-Tipps auf Niederländisch
Nicht russisch, sondern in perfektem Niederländisch gab Tim Landeck als Professorin Wilma van Hinten wertvolle Tipps zu Ehe und Partnerschaft und begeisterte so das Publikum. Extra aus Amsterdam sei sie gekommen und wenn sie sich so umschaue, sehe sie „viele verwirrte und verzweifelte Menschen“ in Uengershausen. Ihr Fazit: Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit. Zehn Jahre schon steht der 18-jährige Tim Landeck in der Bütt und bewies auch an diesem Abend seine Wandlungsfähigkeit. Erst Eheberaterin, dann bei einem zweiten Auftritt Rockstar mit Gitarre und einem eigenen Lied. Gut, dass es solche Nachwuchstalente gibt.
Zwei noch jüngere Nachwuchstalente waren aus Heidingsfeld gekommen. Mit geschliffenen Versen glänzten Jule Michl und Verena Roth als jugendliche Rebellen in der Bütt. Ein alter Hase dagegen ist Horst Hügelschäffer, der diesmal als Fernsehkoch den närrischen Gästen eindrucksvoll darlegte, wie man besser nicht kochen sollte.
Großartig waren auch die tänzerischen Einlagen der Russen und ihrer Gäste – von der Kindergruppe bis zum Männerballett. Willi Schober durfte mit Gesang nicht fehlen. Fazit: Buntes Programm, lustige Saaldekoration, super Stimmung – kurzum ein gelungener Abend für Jung und Alt, egal ob Russe oder nicht.
Die Akteure
Kindergruppe: Linda Barklind, Lina Bumm, Jana Diller, Selma Hemmerich, Margareta Landgraf, Julia Lewandowski, Sasha Noll, Ashley Oertel, Lucy Romer, Marlene Schmitt, Pauline Schmitt, Esther Schnabel, Miriam Schnabel, Rebekka Schnabel. Leitung: Heike Lober, Rebecca Lober.
Jugendgruppe: Stefan Landeck, Dominik Landeck, Daniel Landeck, Tim Landeck, Holger Landeck, Stefan Kohmann, Tobias Kranz, Florian Kohmann, Horst Hügelschäffer.
Hofstaat: Andreas Kohmann, Fabienne Bäuerlein, Daniela Glaser, Katja Hügelschäffer, Julia Kranz, Carina Schmidt.
Männerballett: Michael Drilling, Ernst Hofmann, Horst Hügelschäffer, Johannes Köhler, Stefan Kohmann, Stefan Landeck, Stefan Lober, Kurth Orth, Eugen Schimmel, Ralf Schober, Michael Stock, Matthias Veeh. Leitung: Daniela Glaser, Bettina Schöffl.
Ferner: Jazztanzgruppe Reichenberg; Tanzgarde Kirchheim