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REMLINGEN/WÜRZBURG
In „Schorsch“ brennt das Feuer
Georg Weidauer hat die alte Schmiede zu neuem Leben erweckt – und strotzt nur so vor Ideen
Mit Feuereifer: Georg Weidauer bei der schweißtreibenden Arbeit in seiner Schmiede in Remlingen.
Foto: Fotos (4): Friedhelm Kunz | Mit Feuereifer: Georg Weidauer bei der schweißtreibenden Arbeit in seiner Schmiede in Remlingen.
Von unserem Mitarbeiter FRIEDHELM KUNZ
 |  aktualisiert: 26.04.2023 19:17 Uhr

Den „Schorsch“ kennt inzwischen jeder in Remlingen. Dabei war es mehr oder weniger ein Zufall, der Georg Weidauer (34 Jahre), seine Frau Mareike (30) sowie ihre Kinder Luise (5) und Jonte (18 Monate) von Würzburg in das 1500-Einwohner-Dorf geführt hat. Eigentlich hatten sich die Weidauers einen Hof in Dertingen angesehen. „Das war aber nicht so das, was wir gesucht hatten“, sagt der „Schorsch“. Auf der Rückfahrt nach Würzburg sind sie dann auf die Schmiede in Remlingen gestoßen, mit Wohnhaus in der Schlossgasse 19.

Auf Anhieb hat sich Georg Weidauer in die Schmiede verliebt – für einen „autodidaktischen Metallkünstler“, wie er sich selbst sieht, ein Traum. Die Huf- und Wagenschmiede stammt aus dem Jahre 1896 und wurde von Georg Andreas Krauß erbaut. Über sechs Generationen blieb sie ein Familienbetrieb, der letzte Besitzer war bis 1972 der Schmied Bernhard Krauß. Über 70 Pferde gab es damals in Remlingen, die regelmäßig beschlagen werden mussten. Die Wagen waren noch mit Eisenreifen bestückt.

Heute hört man den Amboss wieder mit seinem kräftigen Klang, wenn der „Schorsch“, der schon in seiner Schulzeit am Friedrich-Koenig-Gymnasium in Würzburg künstlerische Arbeiten aus Metall gestaltet hatte, in der „Schmiede Neunzehn“ das Eisen in der alten Esse erhitzt hat und ihm mit dem schweren Schmiedehammer die gewünschte Form gibt.

„Fertig sind wir noch lange nicht.“

Georg Weidauer Metallkünstler

Ein ungewohntes Geräusch in der heutigen Zeit. Genauso ungewohnt wie die Arbeit des Metallkünstlers, der mit großer Hingabe nach und nach die Schmiede und das angrenzende Haus restauriert. „Fertig sind wir noch lange nicht“, sagt der „Schorsch“ voller Tatendrang.

Nach dem Abitur mit den Hauptfächern Kunst und Physik hat der ambitionierte „Metaller“ in der Firma seiner Eltern in Leinach gearbeitet. Dann leistete er seinen Zivildienst ab und machte eine Lehre beim Metallbildhauer Christian Hauke in Würzburg. Drei Jahre dauerte die Zusammenarbeit mit Hauke. 2002 eröffnete Georg Weidauer dann sein eigenes Atelier in der Würzburger Bergmeistergasse im „Alten Milchhof“. Leider schlief die Idee eines „Künstlerkaufhauses“, das dort entstehen sollte, wieder ein.

Heute engagiert sich Weidauer unter anderem im Ferienprogramm der Kinder- und Jugendwerkstatt „JUKU Karawane“ in Würzburg, deren Mitbegründer er ist. Dabei baut er mit den Zehn- bis 15-Jährigen Windräder und Windmaschinen aus alten Fahrradteilen und Blech. Als eine spannende Sache bezeichnet er auch seine Arbeit mit Schulverweigerern, die über die Kunst wieder zu einem „normalen“ Schülerdasein zurückgeführt werden sollen. An der Würzburger Mönchberg-Schule hat er ein Iglu im Pausenhof gebaut und viele weitere Schulprojekte in den vergangenen zehn Jahren gestaltet. Besonders am Herzen liegen Weidauer seine „Blockrüssler“ – etwas eigenwillig anmutende Wesen aus Metall, für die er im Jahre 2004 das Aktionsbündnis „Rettet die Blockrüssler“ gegründet hat.

Viel Spaß macht es dem „Schorsch“ auch, in Auftragsarbeiten die Ideen seiner Kunden umzusetzen. Eine Auswahl davon hat er vor der Schmiede stehen. Wer ihn besucht, der spürt gleich, wie Weidauer das Herz aufgeht, wenn er seine Arbeiten zeigen kann. Und wenn er die Esse mit ganz spezieller Holzkohle anfacht, wird sein Gesicht noch breiter als das eines kleinen Jungen, der zum ersten Mal ein Lagerfeuer anzünden darf.

Sein Können gibt Georg Weidauer in Kursen an Kinder und Erwachsene weiter. Für Gruppen, Kindergeburtstage und Schulprojekte kann er gebucht werden. Sein nächstes Ziel: Er will für Erwachsene eine „offene Werkstatt“ etablieren, bei der jeder Teilnehmer sein eigenes Projekt verfolgt und über alle Werkzeuge der Schmiede verfügen kann – inklusive fachlicher Begleitung. Termin ist immer der erste Samstag im Monat.

ONLINE-TIPP

Kontakt und weitere Informationen im Internet unter www.schmiedeneunzehn.de

Tier aus Metall: Ein Mädchen turnt vor Weidauers Werkstatt auf einem Elefanten.
| Tier aus Metall: Ein Mädchen turnt vor Weidauers Werkstatt auf einem Elefanten.
An der Eingangstüre: Das Logo der „Schmiede Neunzehn“ hat Georg Weidauer selbst gefertigt.
| An der Eingangstüre: Das Logo der „Schmiede Neunzehn“ hat Georg Weidauer selbst gefertigt.
Windräder aus Blech: Die Ergebnisse der Kinder- und Jugendwerkstatt „JUKU Karawane“ können sich sehen lassen.
| Windräder aus Blech: Die Ergebnisse der Kinder- und Jugendwerkstatt „JUKU Karawane“ können sich sehen lassen.
 
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