Die Pforten sind dicht, die Speisekarten aus dem Aushang verschwunden: Der 24. Juni markiert eine Zäsur in der Geschichte von Margetshöchheim. An diesem Tag wurde das letzte Gasthaus im Dorf geschlossen. Doch die Gemeinde will sich damit offenbar nicht abfinden und das Haus in der Mainstraße 16 als Gaststätte erhalten. Aber ob dort das gelingt ist fraglich. Denn die neue Besitzerin, eine Juristin aus München, hat dies wohl nicht vor. Die Gemeinde hingegen will
Seit geraumer Zeit kursierten Gerüchte, dass „Zum Kreutzer“ – die einzige verbliebene Gaststätte vor Ort – verkauft und somit geschlossen wird. Seit Dienstag ist dies Wirklichkeit geworden. Nun bemüht sich die Gemeinde, das Gasthaus zu erhalten und es gegebenenfalls auch in eigener Regie zu führen. Bürgermeister Waldemar Brohm betont dabei, dass es nicht Aufgabe der Gemeinde sei, eine Gaststätte zu betreiben oder zu erwerben. Aber in diesem Fall sei die Einrichtung von „existentieller Wichtigkeit“ für die Gemeinde, erklärt er.
Nicht zuletzt deshalb wolle man nicht „kampflos“ zuschauen, wie die letzte Gaststätte im Dorf ihre Pforten schließe. „Wir wollen auf jeden Fall erreichen, dass dieses Haus auch in Zukunft als Gaststätte genutzt wird.“ Man könne nicht mehr von hervorragender Lebens- und Wohnqualität und einem aktiven Altort sprechen, wenn die Einwohner nicht einmal die Möglichkeit hätten, Geburtstage, Hochzeiten oder Trauerfeiern in einem Restaurant zu begehen.
Eben aus diesem Grund betont auch der zweite Bürgermeister Peter Etthöfer, dass es „keine Marotte“ sei, wenn sich Bürgermeister und Gemeinderat intensiv darum bemühten, das Gasthaus zu erhalten. Etthöfer: „Zu einem richtigen Dorf gehört nicht nur die Kirche, sondern auch das Gasthaus.“
Doch die Gemeinde müsste das Gebäude erst einmal bekommen. Laut Brohm will sie ihr Vorkaufsrecht ausüben, dabei will man versuchen, mit der neuen Eigentümerin eine einvernehmliche Einigung außergerichtlich zu erzielen.
Der Bürgermeister sieht nach eigenen Angaben „gute Chancen für die Gemeinde“. Falls die außergerichtliche Verhandlung scheitert, sollte der Gemeinderat entscheiden, ob es zu einem Gerichtsverfahren kommt. Aber kann sich die Gemeinde so etwas finanziell auch leisten? „Ja“, antwortet der Rathauschef, um gleich hinzuzufügen: „Den Betrag haben wir natürlich nicht in der Schublade liegen.“ Nötigenfalls sollte das Gebäude außerhalb des Haushalts finanziert werden. Zum Kaufpreis macht er keine Angabe.
In Margetshöchheim fragt sich mancher, warum die Gemeinde sich erst jetzt intensiv um den Erhalt des Gasthauses kümmert, nachdem der Verkauf längst getätigt worden ist. Brohm verteidigt sich: Die Gemeinde habe erst vom Verkauf erfahren, als die Verwaltung von einem Immobilienmakler ein Exposé des Hauses erhalten habe. Man habe daraufhin sofort reagiert. Aber vor allem brauche man noch einen Gemeinderatsbeschluss.
Die Ironie an der Geschichte: Das im 18. Jahrhundert erbaute Pfarrhaus gehörte schon einmal der Gemeinde Margetshöchheim. Im Juli 1974 schlossen sie und die katholische Kirchenverwaltung einen Ablösungsvertrag zur Baulast des Gebäudes. Die Gemeinde musste dafür 125 000 Mark Ablösungssumme für einen Neubau im Krautgartengebiet in der Gartenstraße berappen. Von nun an war die politische Gemeinde der Eigentümer des Hauses in der Mainstraße.
Zeitweise wurde das alte geschichtsträchtige Pfarrhaus mit dem schönen Maintalblick an Familien vermietet. Im Herbst 1980 zogen die Batikkünstler Klaus Braun und Rita Heilmann in das von ihnen zum Atelier umgestaltete Gebäude ein. Ende 1995 erwarben Martina und Jürgen Kreutzer das Einfamilienhaus und bauten es zum Restaurant und Café mit angeschlossenem Biergarten um. Mitte März 1997 wurde das Lokal eröffnet.
Wie bereits erwähnt, diente das Anwesen einst als Wohnhaus für die örtlichen Geistlichen. Wie aus diversen Quellen hervorgeht, wurde die Errichtung des 1769 fertiggestellten Gebäudes, so wie es heute noch steht, von vielen Streitereien begleitet. Ein erst 15 Jahre vorher errichtetes Pfarrhaus – vermutlich an gleicher Stelle – musste abgerissen werden, weil es als baufällig befunden und als „Pfusch“ bezeichnet wurde.
Doch die damals recht arme Gemeinde zögerte immer wieder Abriss und Neubau hinaus. Nach heftigen Beschwerden von Pfarrer Kaspar Franz Schneeweis schaltete sich der Amtskeller Veitshöchheim ein und setzte eine Frist. Nach einigen Monaten konnte dann das Projekt beginnen, so dass Pfarrer Schneeweis 1769 endlich in das Haus mit Sommergarten am Main einziehen konnte. Schneeweis war der zweite Pfarrer in Margetshöchheim.
Bis Juni 1972 stand das Gebäude fortan allen Margetshöchheimer Pfarrern als Wohnhaus zur Verfügung. Angesichts seiner schönen Lage wundern sich manche Geistliche heute, dass das alte Pfarrhaus aufgegeben wurde.
Daher ist, denke ich, das Wort "Distanzieren" (siehe 3. des obigen Kommentars) nicht der ganz richtige Ausdruck ist. Viel besser wäre: "dass Unternehmer das Dorf verlassen".
2. Das Gasthaus war in seiner aktiven Zeit weder besonders beliebt, noch hatte es oft offen.
3. Hat die Gemeinde viel dafür getan, dass sich Unternehmen aus dem Ort distanzieren.