Gemeinsam und schweigend gingen am Sonntag vor Einbruch der Dämmerung rund vierzig Bürgerinnen und Bürger in Aub durch die Straßen des Städtchens. Sie blieben an Stolpersteinen stehen, vor Häusern, die einst die letzten frei gewählten Wohnhäuser jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Aub waren.
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, der im Boden vor Häusern, die vor deren Verschleppung von Juden bewohnt waren, kleine Gedenktafeln verlegen ließ. Mit solchen Stolpersteinen wird auch in Aub an das Schicksal der Menschen erinnert, die von den Nationalsozialisten verfolgt, vertrieben oder ermordet wurden.
An diesen Stolpersteinen legten Bürgermeister Roman Menth, Pastoralreferent Burkard Fleckenstein, Georg Pfeuffer und Eva Wulftange weiße Rosen der Erinnerung nieder und verlasen die Biografien der Hausbewohnerinnen und Hausbewohner, die von den Nationalsozialisten misshandel, verschleppt und zumeist auch getötet wurden.
Bevor aus dem Schneeball eine Lawine wird
Erinnert wurde auch am Gedenkort zur Deportation am Auber Schloss an die Ereignisse der Reichspogromnacht, in der die Leidensgeschichte der etwa zwanzig Jüdinnen und Juden, die damals noch in Aub lebten, einen Höhepunkt erreichten. Sie alle hatten in der Folgezeit das Städtchen verlassen. Einigen gelang es, ins Ausland zu emigrieren, die meisten zogen in größere Städte und wurden von dort in die Vernichtungslager deportiert.
Eingeladen zu der Veranstaltung hatte die Stadt Aub, die beiden Kirchengemeinden und der fränkische Heimatverein. Der stille Rundgang startete an der ehemaligen Synagoge, die 60 Jahre lang als privates Wohnhaus diente und inzwischen als Stätte der Erinnerung in das Konzept des Spiralmuseums eingebunden werden soll.
Der Rundgang endete nahe dem jüdischen Friedhof an der Gedenkstätte für die jüdische Gemeinde. Fleckenstein erinnerte daran, dass es nicht Menschen von irgendwoher waren, die die Gräueltaten damals begangen haben, sondern Menschen aus der Mitte der Bevölkerung. Mit den Worten des Autors Erich Kästner: "Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist" verabschiedete er schließlich zum Ende der Veranstaltung die Teilnehmer in die Abendstunden.
Ein auswärtiger Besucher der Veranstaltung zeigte sich beeindruckt. Er bezeichnete es als einzigartig in Aub, dass die Ereignisse von damals nicht in Vergessenheit geraten, sondern dass man sich in solcher Weise daran erinnert.