Sarah Motel taucht eine Physalis in Schokolade und platziert diese so genannte Blasenkirsche als kleine Krönung in der Mitte ihrer Obsttorte. Dann glasiert sie die Früchte mit einem Pinsel und streut noch ein gemahlene Pistazien über die Erdbeeren. „Et voila!“, präsentiert die 20-jährige Französin stolz ihr Werk.
Die angehende Konditorin nahm mit 13 anderen Auszubildenden aus Frankreich und Polen am Junghandwerkeraustausch der Handwerkskammer für Unterfranken teil. Den Austausch mit der Partnerkammer Caen/Calvados gibt es bereits seit 1984 im jährlichen Wechsel, seit 2003 ist auch die Partnerkammer Danzig/Pommern mit von der Partie.
Sarah Motel verbringt die Austauschwoche in der Backstube des Café Michel am Würzburger Marktplatz. Hier hat sie auch ein paar Spezialitäten kennengelernt, die sie zuvor noch nicht kannte: Käsekuchen, Nussschnecken und Strudel. Außerdem habe sie die Höhe deutscher Torten überrascht, denn die französischen Tartes bleiben eher flach.
Die Auszubildende ist zum ersten Mal in Deutschland und hat „die Würzburger als sehr herzlich und offen erlebt“. Der Austausch bereichert auch das Sortiment des Café Michel: Motel darf sich eine französische Spezialität aussuchen, die dann hergestellt und verkauft wird. Sie hat sich für „puits d'amour“ entschieden, zu Deutsch: „Brunnen der Liebe“. Das sind kleine Blätterteigtörtchen mit Buttercreme und Himbeeren, die karamellisiert werden.
Mateusz Joskowski verbringt seine Austauschwoche bei „Heizung-Lüftung-Sanitär Schöpplein“ in Würzburg. Er hilft bei der Badinstallation und bei der Erneuerung von Wasserleitungen. In Polen hat er hauptsächlich Wasserleitungen im Straßen- und Tiefbau verlegt. In Würzburg konnte der 18-Jährige durch die Arbeit im Hausinneren eine neue Sparte seines Berufszweigs kennenlernen.
Außerdem findet er es spannend, neue Geräte kennenzulernen, denn die Werkzeuge und die Technik seien hier moderner als in Polen. Besonders angetan hat es ihm ein Schwingschleifer mit Akkubetrieb, den kannte er bisher nur mit Kabel. Das Gerät wird genutzt, um Rohre zu durchtrennen. Auf der Baustelle verständigt er sich mit Händen und Füßen oder ein polnischer Kollege des Betriebes übersetzt. Sebastian Schöpplein lobte den motivierten Junghandwerker: In Deutschland seien handwerkliche Berufe leider weniger beliebt als in Polen.
Der Austausch der jungen Leute wird vom Deutsch-Französischen und Deutsch-Polnischen Jugendwerk unterstützt. Neben dem Betriebspraktikum stand auch eine Stadtführung auf dem Programm. Alle Teilnehmer waren im Schifferkinderheim untergebracht, abends kamen deutsche Auszubildende zu Besuch.
Anna Rydlewska aus Danzig hat schon ein paar Worte gelernt und begrüßt die Kunden im Friseursalon Birgit mit einem freundlichen „Guten Tag“. Die 18-Jährige hatte außerdem zwei Jahre lang Deutsch in der Schule, deshalb versteht sie einiges. Ansonsten hilft ihr das Online-Wörterbuch ihres Smartphones.
Sie habe festgestellt, dass es Unterschiede in der Schneidekunst zwischen Deutschland und Polen gebe, die Haare würden beim Schneiden zum Beispiel anders gehalten. Die gewünschten Frisuren und aktuellen Trends seien jedoch in beiden Ländern dieselben.
Rydlewska kann sich gut vorstellen, später einmal in Deutschland zu arbeiten, am liebsten im Salon Birgit, hier gefällt es ihr nämlich super. Juniorchefin Sandra Hartbauer ist jedenfalls sehr zufrieden mit den Frisierkünsten der 18-Jährigen, die schon seit Kindertagen Friseuse werden wollte.
Nun fand der Handwerkeraustausch mit einer Schifffahrt zu den Veitshöchheimer Rokokogärten und anschließendem Indoor-Minigolf seinen Abschluss. Im nächsten Jahr fahren französische und deutsche Jugendliche nach Danzig.
Folgende Betriebe haben in diesem Jahr ebenfalls teilgenommen: Autohaus Ehrlich GmbH, Autohaus Georg Rüthlein GmbH & Co. KG, Autohaus Spindler GmbH & Co. KG, Autohaus Stumpf GmbH, Bernadettes Haarstudio, Elektro Ziegler, Erhard Fuchs GmbH, Friseursalon Michael Ax, Hair Fashion & Academy, Metzgerei Hermann Schömig, Metz Stahl- und Metallbau GmbH & Co. KG