Im Zeitalter sozialer Medien, von E-Mails und MMS-Nachrichten, scheint die Postkarte nur noch etwas für Nostalgiker zu sein. Oder für Sammler wie Günther Klebes. Der 69-jährige Erlanger liebt alte Postkarten, genauer solche mit eisenbahnhistorischen Motiven aus dem deutschsprachigen Raum. Seine jüngste Errungenschaft ist eine Ansichtskarte mit dem Motiv des Würzburger Bahnhofsgebäudes. Gedruckt wurde sie um 1915 und versandt im August 1919 nach Wildenberg (Post Weisenbrun) – vom Versender also falsch geschrieben. Nach fast einhundert Jahren ist sie jetzt wieder in Franken gelandet. Das schreibt der Sammler in einer Pressemitteilung.
Wunschkarte zum Schnäppchenpreis
Der Schulbusfahrer, der in Erlangen zu Hause ist, stieß bei einer luxemburgischen Internet-Auktion auf die Karte und sagte sich: „Den Bahnhof Würzburg, den musst du haben“.
Postkarten, die die unterschiedlichsten Züge und Brücken in Franken zeigen, gehören schon lange zu Klebes rund 600 Karten umfassenden Sammlung. Aber eine Ansicht, auf der so ein schöner Bahnhof abgebildet ist, musste dennoch her. Klebes hat schließlich noch gute Erinnerungen an Würzburg, er arbeitete fünf Jahre in Eisingen.
„Erstaunlich fand ich, dass der Anbieter eine Adresse in Kanada hatte“, erklärt Klebes. Weil er der einzige Bieter war, konnte er die Wunschkarte auch noch zum Schnäppchenpreis von gerade einmal 1,50 Euro erwerben. „Das ist eigentlich viel zu billig“, kommentiert der Käufer. Normalerweise wäre er bereit gewesen, bis zu fünf Euro auszugeben, denn es handele sich um eine seltene Karte. Es gebe aber auch Philokartisten, die zweistellige Beträge für Ansichtskarten hinblätterten.
Wie kam die Karte nach Kanada?
Wie das gute Stück von Oberfranken nach Kanada gekommen ist, darüber kann der Sammler nur spekulieren: „Ob dahinter eine Auswanderung steht, oder ob einfach ein Bündel alter Postkarten nach einer Haushaltsauflösung an einen Händler veräußert wurde, der die Karten über das Internet weiter vermarktet, weiß ich nicht“, sagt Klebes. Er hat auch schon Karten aus Australien, Israel oder Südafrika erworben. Klebes' Sammelwut in Sachen Bahn-Postkarten ist kein Einzelfall: „Es gibt sogar eigene Ausstellungen für Eisenbahn-Philatelisten“, sagt Klebes.
Hochzeitsreise mit Glacier-Express
Der 69-jährige Klebes sammelt nach eigenem Bekunden „alles, was mit der Bahn zu tun hat – außer echten Lokomotiven“. Bei ihm zu Hause stehen Modelle und historische Uniformmützen liegen neben zahllosen Fotos und Alben voller Briefmarken. Daneben arbeitete der dreifache Vater ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission, als Hobby nennt er „Bahn fahren“ und selbst auf der Hochzeitsreise war er vor 35 Jahren mit dem Glacier-Express von St. Moritz nach Zermatt unterwegs.
Oft sei er mit der Bahn unterwegs – ganz nach dem Motto: „Der Weg ist das Ziel.“ Auch mit dem Würzburger Museumszug war er schon mehrmals auf Tour.
Einen solchen Platz würde man sich heute auch wünschen, gerne mit dem Grün in der Mitte. An den Seiten zusätzliche Bäume als optische Abtrennung zum Busbahnhof. Und - als Traum -, eine versenkte Fahrbahn des Röntgenrings, um das Kaisergärtchen in eine Gesamtlösung mit einzubeziehen.