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WÜRZBURG
In der Pause gibt's Bio: Schüler kochen für Schüler
Gesund Kochen in der Kolpingschule       -  Zusammen mit Fachlehrerin Annette Oehler bereiten die Schüler Shana Rehm und Ebuka Odom in der Schulküche der Kolping-Schule am Heuchelhof Wraps zu. Die Mitarbeiter der Schülerfirma lernen nicht nur die Theorie zum Thema gesundes Essen, sondern sorgen für leckere Snacks, die sie in der Pause oder über Catering-Einsätze verkaufen.
Foto: Daniel Peter | Zusammen mit Fachlehrerin Annette Oehler bereiten die Schüler Shana Rehm und Ebuka Odom in der Schulküche der Kolping-Schule am Heuchelhof Wraps zu.
Regina Urbon
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:19 Uhr

Ökologie und Pädagogik ergänzen sich an der Würzburger Kolping-Schule seit Jahren hervorragend. Die 25 Jahre alte Schule, eine Förderschule (Jahrgänge 7 mit 9) mit Heilpädagogischer Tagesstätte und einer Berufsschule mit insgesamt rund 150 Schülern, hat eine eigene Schülerfirma, in der die Schüler ökologisch und nachhaltig kochen – für den Pausenverkauf und auch für interne Veranstaltungen, die sie mit Köstlichkeiten beliefern.

Ware aus dem Schulgarten und der Öko-Kiste

Nachhaltig, umweltfreundlich, regional, saisonal: Was die Schüler mit Lebensmitteln zaubern, kommt aus der gelieferten Öko-Kiste, im Sommer auch aus dem Schulgarten, ab und zu aus dem Eine-Welt-Laden und vom speziell auf Ökologie bedachten Lebensmittelmarkt. Hinzu kommt das schuleigene Bienenprojekt. Zwei Mitarbeiter haben sich zum Imker ausbilden lassen und binden die Schüler mit in die Arbeit ein, vor allem, wenn es um die Honigernte von den drei Bienenvölkern geht. Die Bienen sind in einem abgetrennten Bereich des Schulgartens hinter Büschen zu Hause.

Bei all dem nimmt die Schulleitung mit Andreas Feiler an der Spitze und Konrektorin Heidrun Zink (Berufsschule) auch noch Rücksicht auf die Essgewohnheiten muslimischer Schüler, und so wird die im Pausenverkauf jeden Dienstag erhältliche Currywurst aus reiner Bio-Putenwurst angeboten – nie aus anderem Fleisch.

Die Schülerfirma steht als freiwilliger Unterricht auf dem Lehrplan

Das alles zu organisieren und zu finanzieren erfordert kluges Kombinieren: ein Zusammenspiel aus fachlich bewährtem und gewandtem Einkauf bei unterschiedlichen Bio-Anbietern, der Zusammenstellung aus dem Schulgarten und dem Einwerben von Fördergeldern. Die Schülerfirma ist fächerübergreifender Bestandteil des Lehrplans. Wie sie mit Leben gefüllt wird, ob die Schüler motiviert sind, hier mitzumachen – das ist freilich Sache des Lehrkörpers. Da hilft ein kleiner Trick: Die Schülerfirma hat freiwillige Mitarbeiter. Wer über Jahre mitwirkt, darf mit auf Firmenausflüge, zum Beispiel ins Freizeitland Geiselwind oder ins Schwimm- und Erlebnisbad – Teilnahme, Eintritt und Fahrgeschäfte kosten den Schüler dann nichts.

Kochen lernen fürs Leben

Wenn also der Schüler Ebuka Odom – freiwilliger Mitarbeiter in der Schulfirma – 500 Gramm weißes Biomehl mit gekochtem Wasser mischt, dann kräftig knetet und dabei etwas Salz hinzufügt, dann weiß er aus Erfahrung schon, dass daraus zwölf Wraps entstehen werden und deren Verkauf Geld in die Kasse der Schülerfirma einbringen wird: Damit bewegt er sich in den Schulfächern Hauswirtschaft und Mathe. Was für welches Rezept benötigt wird, wo man es her bekommt und nachhaltig einkauft, lernt er durchs Mitmachen in der Schülerfirma. Ein Jugendlicher schließlich, der im Schulgarten Samen pflanzt und dann erlebt, dass etwas daraus entsteht, hat ein persönliches Erfolgserlebnis. Das ist Pädagogik, die weiterführt, und ganz nebenbei auch noch ein bisschen Biologie. Hilfreich steht im Schulgarten Erzieher Hans-Jürgen Fritzsche seinen Schützlingen zur Seite.

Gesundes zum Reinbeißen

Aber weiter mit dem Rezept aus der Kolping-Schule: Die zu sehr dünnen Pfannkuchen ausgerollten Teigstückchen werden in der Pfanne kurz angeröstet, dann mit fruchtiger Currysoße mit Ananas-Stückchen bestrichen und belegt: Saubere Salatblätter werden darauf gegeben und die gehobelten Möhren darüber gestreut. Bei Hauswirtschaftslehrerin Annette Oehler geht das ratz-fatz! Schülerin Shama Rehm legt dünnen gekochten Bio-(Puten-)Schinken darauf und streut gehobelten Käse darüber. Das bunte Wunderwerk wird eingerollt, eine Seite etwas spitzer, und die andere eher geöffnet – zum Reinbeißen! Muffins vom Vortag stehen ebenfalls zum Pausenverkauf bereit. Zuerst wird noch der Arbeitsplatz aufgeräumt, dann begeben sich die Firmenmitarbeiter hinter die Kasse im Pausenraum.

Schulleiter Andreas Feiler ist sich sicher, mit dem Schulprojekt einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung in Sachen Ernährung entgegenwirken zu können: „Es gibt keinen Grund, dem globalen Wahnsinn nur tatenlos zuzusehen.“ Seit Februar 2017 nimmt die Schule am Europäischen Schulfruchtprogramm teil, erhält Unterstützung von dort und von der Barmer Ersatzkasse. Der „Gesunde Pausenverkauf“ wird, so weit er sich nicht trägt, über Einnahmen der Schulfirma beim schulinternen Catering finanziert.

StadtGespräch am 6. März

„Alles bio? Alles billig?“ – Regional ernähren wollen sich viele. Gesund soll unser Essen sein und am besten bio. Aber wie kriegen wir eine gute Versorgung mit regionalen Produkten hin? Was können Erzeuger tun, was die Händler – und was die Verbraucher? Zu diesem Thema findet am Dienstag, 6. März, das StadtGespräch von Main-Post und Rudolf-Alexander-Schröder-Haus um 19 Uhr im Schröder-Haus (Wilhelm-Schwinn-Platz 3) statt.

Teilnehmer sind Steffen Jodl (Bund Naturschutz), Susanne Waldmann (Unverpackt Würzburg), Marco Trabold (Edeka-Märkte), Michael Stolzenberger (Obmann Bayerischer Bauernverband) und Maria Groß (Verbraucherin). Wie immer erhalten auch die Besucher Gelegenheit zum Fragenstellen und Mitdiskutieren. Der Eintritt ist frei.

 
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