Die Radiologie an der Main-Klinik hat kräftig aufgerüstet. Vor wenigen Tagen ging dort der erste Magnetresonanz-Tomograf (MRT) in Betrieb. Für die Gemeinschaftspraxis MainRadiologie bedeutet das neue Geräte eine deutliche Entlastung der bisherigen Behandlungskapazitäten, für die Main-Klinik eine enorme Verbesserung in der Diagnostik unterschiedlichster Erkrankungen.
Im Gegensatz zum Röntgen kann die MRT oder Kernspintomografie nicht nur zwischen Knochen und Gewebe unterscheiden, sondern macht auch unterschiedliche Gewebetypen sichtbar. Möglich wird dies durch extrem starke Magnetfelder, die in der Lage sind, die Wasserstoffatome im Körper einheitlich auszurichten. Das Verfahren ist seit Jahrzehnten im Gebrauch. Dass ein kleines Krankenhaus wie die Main-Klinik Zugriff auf die Technologie hat, sei trotzdem noch immer die Ausnahme, sagt Geschäftsführer Christian Schell.
Das liegt vor allem an den hohen Kosten und dem enormen technischen Aufwand, den der Bau und Betrieb eines MRT erfordert. Das bloße Gerät wiegt acht Tonnen und kostet rund eine Million Euro, sagt Radiologe Stefan Schmitt. Das meiste Gewicht nimmt der riesige Magnet ein, der für die Erzeugung des Magnetfelds erforderlich ist.
Supraleitende Magnetspulen
Damit das überhaupt funktioniert, müssen die Spulen supraleitend sein, das heißt, sie dürfen keinen elektrischen Widerstand mehr haben. Und das funktioniert nur, wenn der Magnet mit flüssigem Helium auf unter minus 269 Grad, also in die Nähe des absoluten Nullpunkts, heruntergekühlt wird. Zwei armdicke Kabelstränge versorgen das Gerät mit dem nötigen Strom. Bis zu 100 Kilowatt fordert die Anlage, das ist ungefähr ein Drittel des Anschlusswerts der gesamten Klinik, so Christian Schell.
"Für die Main-Klinik allein wäre ein MRT unerschwinglich", sagt Schell. Das Verfahren zu etablieren, funktioniere nur in Zusammenarbeit mit einer niedergelassenen Praxis. Radiologe Stefan Schmitt arbeitet inzwischen seit knapp zwei Jahrzehnten mit der Main-Klinik zusammen. Am Anfang stand ein Computer-Tomograph (CT), an dem Schmitt auch Klinik-Patienten untersuchte. Inzwischen betreibt er gemeinsam mit sechs weiteren Kollegen eine überörtliche Gemeinschaftspraxis mit vier Standorten an der Main-Klinik und im Main-Ärztehaus sowie in Kitzingen.
Rund um die Uhr ausgelastet
Vor sieben Jahren ging im Ochsenfurter Ärztehaus das erste MRT in Betrieb. Wegen der hohen Nachfrage ist die Anlage inzwischen an fünf Tagen in der Woche von 6.30 bis 22 Uhr im Betrieb. Täglich werden dort durchschnittlich auch ein bis zwei Patienten der Main-Klinik untersucht, sagt Stefan Schmitt. Eine enorme Belastung für schwerkranke Menschen, die von der Klinik ins Ärztehaus und wieder zurück transportiert werden müssen. In Zukunft steht das Diagnosegerät direkt in einem Nebengebäude der Klinik zur Verfügung.
Die frühere Cafeteria musste dafür weichen und wurde in einem Anbau südlich der Klinik untergebracht. Stattdessen entstanden ein Empfangsbereich, Wartezimmer und Büros. Das technische Herz der Praxis steckt in einem unscheinbaren Anbau. 30 Tonnen wiegt das 13 Meter lange Modul, das vom Hersteller komplett bestückt und betriebsbereit geliefert wurde. Mit einem Autokran wurde das Modul an seinen Standort gehievt und war innerhalb weniger Stunden einsatzfähig.
Trotzdem war der Bau auch für Architektin Birgit Braunschmidt eine Herausforderung. Weil das MRT vollkommen erschütterungsfrei montiert werden musste, ruht das Modul auf acht Fundamentsäulen aus Beton mit einem Durchmesser von jeweils zwei Metern. Das enorme Gewicht rührt auch von dem Metallgeflecht im Inneren der Wände. Der sogenannte Faradaysche Käfig schirmt das extreme Magnetfeld vollständig nach außen hin ab.
Extrem starkes Magnetfeld
Welche Gewalt dieses Feld entwickeln kann, demonstriert Stefan Schmitt mit einem Tennisball, der mit Stahlwolle gefüllt ist. Aus mehreren Metern bereits wird der Ball merklich von der großen Röhre des MRT angezogen. Ein Gegenstand aus Eisen oder Stahl, eine Schere etwa, die achtlos in den abgeschirmten Bereich gelangt, könnte so zu einem gefährlichen Geschoss werden.
Sobald die Heliumkühlung des supraleitenden Magneten abgeschaltet wird, würde die Wirkung innerhalb weniger Sekunden zusammenbrechen, sagt Stefan Schmitt. Für den Radiologen eine Horrorvorstellung: "Es würde eine Woche dauern, um dann wieder ein stabiles Magnetfeld aufzubauen".
Einfach umziehen
Die Modulbauweise hat einen weiteren Vorteil: Im Zuge der bevorstehenden Generalsanierung der Klinik sollen ab Mitte des kommenden Jahrzehnts Röntgenabteilung, Computer- und Kernspin-Tomografie zu einer gemeinsamen Radiologie-Abteilung zusammengefasst werden. Um das MRT an seinen neuen Standort zu bringen, reicht es dann aus, das 30 Tonnen schwere Modul einfach wieder an den Haken eines Autokrans zu nehmen.