
Trauer um einen weithin respektierten und engagierten Journalisten: Im Alter von 68 Jahren ist am Montag in Brüssel völlig unerwartet Rainer Reichert gestorben. Er war über lange Jahre Bezirksvorsitzender des Bayerischen Journalistenverbandes in Mainfranken und für das Main-Echo (Aschaffenburg) seit 1977 als Würzburg-Redakteur im Einsatz. Über vier Jahrzehnte hatte er das Geschehen in Stadt und Region immer kritisch begleitet. Auch im Ruhestand war Reichert noch journalistisch tätig.
Arbeitsgruppen-Vorsitzender der Europäischen Journalisten Föderation
Der studierte Jurist hatte sich insbesondere im Medienrecht einen Namen gemacht, hielt Lehrveranstaltungen an der Würzburger Fachhochschule und setzte sich für die europäische Verständigung ein. Für die Europäische Journalisten Föderation führte er bis zuletzt die Expertengruppe Arbeitsrecht. Als deren Vorsitzender hielt Reichert sich am Montag zu einer Sitzung Brüssel auf.

Für den Deutschen Journalistenverband war er auf nationaler und europäischer Ebene in Sachen Arbeits- und Urheberrecht unterwegs, war Vorsitzender des Fachausschusses Europa. DJV-Vorsitzender Michael Konken bezeichnete ihn einmal als "DJV-Außenminister". Die EVP-Fraktion im Europaparlament hatte den Journalisten 2012 mit ihrer Europa-Medaille ausgezeichnet. Bekannt war der Würzburger auch als früherer Rudertrainer beim Akademischen Ruderclub.
BJV-Vorsitzender Busch: "Für Verbesserung der Arbeitsbedingungen eingesetzt"
Groß ist die Betroffenheit bei früheren Kollegen und dem Bayerischen Journalistenverband. "Seine Leidenschaft war der Journalismus", sagt Vorsitzender Michael Busch. Vor über 25 Jahren habe Reichert den Wettbewerb "Pressefoto Unterfranken" gegründet und damit auch den Grundstein für den Wettbewerb "Pressefoto Bayern" gelegt, in dessen Jury er viele Jahre arbeitete. Der Verstorbene, so Busch, "habe Tag für Tag die Sorgen und Nöte der Kollegen beobachtet und sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen eingesetzt".
Dies bestätigt Christian Weiß, Nachfolger Reicherts an der Spitze des Journalistenverbandes im Bezirk. Er würdigte Rainer Reichert als "stetigen Streiter für den Qualitätsjournalismus mit vielen Ideen und Initiativen". Geschockt zeigte sich am Dienstag der aktuelle BJV-Bezirksvorsitzende Stefan Gregor. Er habe bis zuletzt mit Reichert zusammengearbeitet, unter anderem in einer Zukunftskommission, "für mich ist das ein großer fachlicher und menschlicher Verlust."
Auch im Würzburger Rathaus sei man über den plötzlichen Tod erschüttert, sagt Weiß als Sprecher der Stadt. Reichert habe das Geschehen in Würzburg kritisch, konstruktiv, aber auch mit einem Schmunzeln begleitet.