Genau zwischen Kirche und Rathaus liegt ein riesiger Berg von Broten und Brötchen auf der Straße. Aus der Mitte ragt ein Stoppschild hervor, das Wort „Lebensmittelverschwendung“ ist auf einem Banner zu lesen. Im wirklichen Leben wäre der Berg so hoch wie ein zweigeschossiges Haus.
In der Ausstellung „17 Ziele für eine bessere Welt“ in der Würzburger Pfarrkirche Stift Haug passt er in einen kleinen Koffer. „Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster“ lautet das Nachhaltigkeitsziel, das hier dargestellt wird. Vorgeschlagen wird beispielsweise der Kauf von Produkten aus fairem Handel oder aus recycelten Rohstoffen.
Insgesamt 17 solcher Ausstellungskoffer, die 17 unterschiedliche Nachhaltigkeitsziele darstellen, sind bis Sonntag, 20. Oktober, in Stift Haug zu sehen. „Ich freue mich, eine solch aktuelle Ausstellung in Stift Haug zu zeigen“, sagte Domvikar Professor Petro Müller bei einem Pressegespräch. Er hofft auf viele kleine Aha-Erlebnisse bei den Besuchern.
Die 17 Koffer stellen die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen dar. Im Jahr 2000 haben sich 193 Nationen auf der Welt zu so genannten „Nachhaltigkeits-Zielen“ verpflichtet. Sie lauten beispielsweise „Keine Armut“, „Kein Hunger“, „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ oder „Geschlechtergerechtigkeit“.
„Das sind Fragen, mit denen wir uns seit Jahrzehnten beschäftigen“, sagte Sabine Striether vom Zentrum Oekumene in Frankfurt, das die Ausstellung konzipiert hat und verleiht. In einigen Bereichen habe man schon sehr gute Erfolge erzielt, sagte Striether. Als Beispiele nannte sie die Senkung der Mütter- und Kindersterblichkeit. Allerdings seien auch die Missstände sehr deutlich geworden, etwa beim Thema Geschlechtergerechtigkeit. Auch seien weder Armut noch Hunger entscheidend zurückgegangen.
In den Ausstellungskoffern werden die Nachhaltigkeitsziele anschaulich dargestellt. Sie vermitteln Hintergrundwissen und stellen Ideen sowie Handlungsmöglichkeiten vor. „Überlegen Sie, wie viel Essen zwei Personen brauchen, um einen Tag lang satt zu werden“, wird beispielsweise bei der Station „Kein Hunger“ gefragt.
Die Besucher können Teller mit Deko-Lebensmitteln aus Plastik füllen – Schnitzel, Karotten und Käse – und überlegen, was man mit den Resten tun könnte. Und landen so auch wieder beim Thema „Lebensmittelverschwendung“.
An interaktiven Stationen kann man sein Wissen über „Bezahlbare und saubere Energie“ testen. Wer richtig antwortet, setzt ein kleines Windrad in Bewegung. Wie lange Müll braucht, um sich im Meer zu zersetzen, wird an einer anderen Station erklärt. Plastikflaschen und Wegwerfwindeln kommen jeweils auf astronomische 450 Jahre. Wie eine nachhaltige Gemeinde aussehen könnte, zeigt ein nachgebautes Stadtviertel mit vielen Grünflächen, einem Mehrgenerationenhaus, Bürogemeinschaften und Repair-Cafés. „Es gibt viele Dinge, die man praktisch umsetzen kann“, sagte Striether.
„Es braucht eine Umstellung unseres Lebensstils, damit die Menschen auf dem südlichen Teil der Erde überhaupt eine Chance bekommen“, betonte Klaus Veeh, Afrikareferent in der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden des Bistums Würzburg und Geschäftsführer des Vereins Würzburger Partnerkaffee. Jeder Einzelne sei ein Teil des weltwirtschaftlichen Getriebes: „Unser Überschuss macht die Märkte in Afrika kaputt.“ Die Ausstellung mache deutlich, wie sehr die einzelnen Ziele miteinander verknüpft seien, ergänzte Striether.
Träger der Ausstellung sind die Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden, der Verein Würzburger Partnerkaffee und das Eine-Welt-Forum Würzburg. Sie ist bis Sonntag, 20. Oktober, täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen für Schulklassen, Gruppen und Verbände können über das Büro des Vereins Würzburger Partnerkaffee vereinbart werden, Tel.: (0931) 41733433, E-Mail info@wuepaka.de.