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WÜRZBURG
Im Maulaffenbäck endet eine Ära
Uralte Tradition: die Weinstube Maulaffenbäck in der Maulhardgasse.Foto: Theresa Müller
| Uralte Tradition: die Weinstube Maulaffenbäck in der Maulhardgasse.Foto: Theresa Müller
Von unserem Redaktionsmitglied Herbert Kriener
 |  aktualisiert: 25.06.2013 22:09 Uhr

In der Würzburger Traditions-Weinstube Maulaffenbäck geht eine Ära zu Ende: Die Wirtsleute Siegfried und Birgit Hein-Hofmann hören Ende Januar 2014 auf – nicht freiwillig, wie der Wirt sagt. Er habe ein Schreiben des Rechtsanwaltes des Vermieters erhalten, in dem ihm zum Ende der Laufzeit des Pachtvertrages am 31. Januar 2014 gekündigt worden sei.

Derweil kursieren unter den Gästen der Weinstube die wildesten Gerüchte. Manch einer befürchtet, dem Maulaffenbäck könnte das Schicksal des Weinhauses „Zum Stachel“ drohen. Dort wurde ausgerechnet im 600. Jahr des Bestehens den Wirtsleuten gekündigt. Nun steht das Haus seit einem halben Jahr leer. Zu den Gerüchten gehören auch eine unangemessene Pachterhöhung und die Vermutung, in die Weinstube käme eine Asiate.

„Alles Unsinn“, sagt der Würzburger Immobilienmakler Karl-Heinz Pfister. Er hatte das Anwesen vor 25 Jahren von der früheren Wirtin Hilde Dietz erworben, um, wie er damals sagte, die uralte Bäck-Tradition zu erhalten. Daran hat sich nach Pfisters Worten nichts geändert: Er wolle den Maulaffenbäck für die Würzburger in seiner traditionellen Form erhalten, mit preiswerten Schoppen und ordentlichen Brotzeiten. „Da stehe ich mit meinem ganzen Herzblut dahinter“, sagt er und, dass er nicht im Traum daran denke, das Haus zu verkaufen.

Die Gründe für die Kündigung will Pfister nicht in der Öffentlichkeit breittreten. Offensichtlich waren „zwischenmenschliche Probleme“ der Auslöser. Eine Pachterhöhung sei jedenfalls nicht das Thema gewesen, so Pfister. Das Fehlen dieser „menschlichen Seite“ hat nach seinen eigenen Worten auch den Wirt bewogen, den Vertrag nicht fortzusetzen. 2005 hatte das Paar die Weinstube übernommen, nachdem der Vormieterin wegen unregelmäßiger Pachtzahlung gekündigt worden war. Eine neue Gastronomie strebt die Familie Hein-Hofmann nicht an, denn Arbeit hat sie auch so genug: Neben dem Maulaffenbäck in der Maulhardgasse betreibt sie dort – und auch weiterhin – einen Metzgerladen sowie eine Metzgerei in Rottendorf. Hofmann bedauert vor allem, dass er seinen Mitarbeitern, sechs Festangestellten und sechs Aushilfen, habe kündigen müssen.

Bei den Gästen wird das Ende der Wirtsfamilie Hein-Hofmann mit Bedauern aufgenommen. Immer wieder gab es unter ihrer Regie auch Auftritte von Künstlern. Stammgast war und ist der Würzburger Krimiautor Günter Huth, der hier seine Schoppenfetzer-Bändchen vorstellte. Aber auch das Wirtshaussingen haben die Wirte mit großem Erfolg eingeführt.

Wer das Lokal künftig betreibt, wollte der Hausbesitzer nicht sagen. Er sei hier im Gespräch mit mehreren Interessenten.

Der Maulaffenbäck ist über 100 Jahre alt. Ursprünglich hieß er „Augustinerbäck“ wegen der nahen Augustinerkirche. Seinen Namen hat er von Studenten, die den Wirt hänselten, weil er gerne mal am Türpfosten lehnte und „Maulaffen feilbot“. Wie es zur Bäck-Tradition gehört, darf man auch heute noch im Maulaffenbäck sein mitgebrachtes Essen verzehren.

 
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  • W. V.
    "Stachel", "Ruß" und jetzt noch "Maulaffenbäck" (in der Vergangenheit, dazwischen und vermutlich auch in Zukunft noch einige andere Lokalitäten mit "Altstadt-Flair") gehen/gingen "vor die Hunde"! Bald haben wir nur noch "Mc´s", "Döner´s", Bäckereifilialen und andere Fastfood-Läden in der Altstadt. Würzburg geht für mich in gastronomischer Hinsicht immer mehr "den Bach hinunter"!
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    Es ist mir ehrlich gesagt rätselhaft, weshalb viele Leute oftmals so viel besser wissen, obwohl sie keine Beweise haben...Wer hat den Vertrag mit dem Asiaten oder einer Fast-Food-Kette denn schon gesehen?
    Herr P. meinte ja "Er wolle den Maulaffenbäck für die Würzburger in seiner traditionellen Form erhalten, mit preiswerten Schoppen und ordentlichen Brotzeiten. „Da stehe ich mit meinem ganzen Herzblut dahinter“, sagt er und, dass er nicht im Traum daran denke, das Haus zu verkaufen."
    Also erstmal abwarten...
    Der Maulaffenbäck ist DIE Traditionsweinstube schlechthin, dass da genug potenzielle Interessenten bzw Nachfolge-Pächter in den Startlöchern stehe,sollte keinen von uns wundern.Das Ding ist doch ne Goldgrube, ich will ja nicht wissen was Familie H. da an Umsatz gescheffelt hat.

    Es gehören ja auch immer 2 Seiten dazu...

    Fazit 1: Gier frisst nicht immer Hirn, daher
    Fazit 2: n Schoppen trinken (oder auch zwei grinsen) und mal gucken was der Februar 2014 so an Überraschungen bereithält...
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  • H. H.
    es wird sich doch wohl die eine oder andere Gastro-Kette finden, die das Geld hat, in der 1a-Lage einer sich dem 08-15 annähernden Provinzstadt eine Chrom-und-Glas-blitzende Filiale zu eröffnen, um dem 08-15 noch ein bisschen weiter Vorschub zu leisten?
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  • B. E.
    bitte nicht so ran. DAS Ding hatte wenigstens funktioniert, was man von dieser Stadt ja nicht mehr unbedingt behaupten kann ... zwinkern
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  • H. H.
    aber ab einem bestimmten Punkt fällt mir halt wirklich nix mehr (Besseres) ein... zwinkern
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    um die engagierten Wirtsleute und ihr Team. Immer beste Speisen und gute Schoppen.
    Die Pacht war bisher schon richtig deftig. Es wundert nicht, dass wegen der Forderungen des Herrn P. der Bettel hingeworfen wird. Einen besseren Betreiber, als die Stadtverwurzelten Hofmanns wird der Verpächter wohl nicht finden.
    Fazit: Gier frisst Hirn!
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  • L. M.
    Zum Stachel, jetzt der Maulaffenbäck,Würzburg wird nur noch mit fast-food u.ä.seine Gäste bewirten .
    Die Aussagen von Herrn Pfister muß man m.E. aus der Sicht eines profitorientierten Maklers sehen.
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