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VEITSHÖCHHEIM
Im Kilt durch die Veitshöchheimer Flur
Gestandenes Mannsbild im Kilt beim Pflasterstein-Wurf.
| Gestandenes Mannsbild im Kilt beim Pflasterstein-Wurf.
Von unserem Mitarbeiter Guido Chulek
 |  aktualisiert: 06.01.2018 02:37 Uhr

Eigentlich ist das Wölflein, eine Weinlage oberhalb von Veitshöchheim, ein friedliches Plätzchen. Niemand würde auf die Idee kommen, beim Spaziergang plötzlich einer Horde Männer und Frauen, alle mit Schottenröcken bekleidet, über den Weg zu laufen. Genau das aber hätte unbedarften Spaziergängern im vorigen Herbst passieren können – bei den Highland-Games in Veitshöchheim. Diese haben den Charakter von „Spiele ohne Grenzen“.

Dass es diese Highland-Games in Veitshöchheim gibt, ist einer Laune von Christian Kleider aus Lengfeld und Dirk Reick aus Veitshöchheim zu verdanken. Beide sind am Wölflein Gartennachbarn, und nach ein paar Bierchen kam ihnen ein Gedanke: „Mensch, warum machen wir hier nicht mal die Highland-Games?“, fragte der 46-jährige Kleider. Daraus entwickelte sich eine handfeste Vorstellung: Highland-Games mit einem Schuss „Spiele ohne Grenzen“, aber im schottischen Kilt.

Antreten im Kilt

Was sich Christian Kleider in den Kopf setzt, „das muss ich ganz einfach umsetzen, sonst werde ich verrückt“. Und weil ihn dieses Verrückt-Sein-Gen schon vor einigen Jahren in die mittelalterliche Schaukampftruppe „Die Frankonier“ verschlagen hatte, waren die schottischen Highland-Games in Veitshöchheim so gut wie vorprogrammiert.

Regelmäßig gibt es diese Spiele nicht, so Kleider. Aber wenn, dann ist die Grundbedingung Nummer eins: es wird im schottischen Kilt angetreten. Okay, es dürfen auch schon mal Kilts aus zusammengenähten Geschirrtüchern sein. „Aber, ein Kilt muss getragen werden, wodurch schon einige Schwierigkeiten entstehen können. Denn welches gestandene Mannsbild tritt im Rock zu Freiluftspielen an.“ So waren denn die Anmeldezahlen bei den jüngsten Spielen mit zehn Teams zu je fünf Mann plus einem Ersatzmann (oder -frau) schon gut, „aber angetreten sind dann tatsächlich nur fünf“. Dies machte aber die Organisation ein wenig leichter, ließen sich die Spiele doch im Garten von Kleider und Reick austragen – in der „Wolfsschanze“, die wegen eines Buckels des „Oberen Wölfleinsweg“ so heißt.

Einmarsch mit Dudelsackmusik

Zu diesen zünftigen Spielen gehört nach dem Einmarsch der Teams – angeführt von einem Dudelsackspieler – insbesondere das Baumstammwerfen. Dabei wird der Stamm waagerecht so geschleudert, dass er sich im Flug einmal um die eigene Achse dreht. Gewertet wird die Distanz, nach der sich der Baum in den Boden bohrt. Geworfen haben auch die Jugendlichen und Frauen, für die kürzere Stämme gewählt wurden. Anders als bei echten Highland-Games seien diese Bäume auch nicht sehr groß und schwer. „Es kommt auf die Technik an“, sagt Jeanette Kleider, die ihren Mann Christian regelmäßig mit der Schaukampfgruppe „Die Frankonier“ auf Mittelaltermärkte begleitet.

Die Frankonier selbst hatten auch ein Team gestellt, wobei die Herren allein schon durch ihr Training mit Schaukampfwaffen fast in die Rolle von Favoriten gedrängt worden waren. Wären da nicht die anderen Wettkämpfe gewesen, wie das Bogenschießen. Unbestätigten Gerüchten zufolge gibt aber ein Schwertkämpfer hier nicht immer die beste Figur ab. Auch das Axtwerfen konnte niemand vorher wirklich trainieren. Das galt ebenso fürs Steinstoßen, wobei die Männer Pflastersteine und die Frauen und Jugendlichen kleinere Steine nehmen. Sei es drum, so die Kleiders, „es kommt zwar auf die Technik an, im Mittelpunkt aber steht der Spaß“.

Haggis aus der Dose

Einen Spaß machte sich Christian Kleider auch mit dem Essen. Ein Bekannter hatte das schottische Nationalgericht „Haggis“ in Konservendosen besorgt. Haggis besteht aus solchen Zutaten, die man für gewöhnlich nicht anrühren würde: Lunge, Nieren und weitere Innereien von Schafen, gefüllt in einen Schafsmagen und dann gekocht – vergleichbar mit dem „Pfälzer Saumagen“. Christian Kleider verfeinerte das Haggis mit einer speziellen Sauce, und erst als alle aufgegessen hatten, lüftete er das Geheimnis. „Es hat aber allen ganz ausgezeichnet geschmeckt“, versichert Kleider.

Wann es die nächsten Highland-Games geben wird, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall war ein Mitglied des Männerballetts vom Veitshöchheimer Carneval-Club, das mit einer kompletten Mannschaft an den Start gegangen war, so begeistert, dass er sich vom Highland-Games-Fieber anstecken ließ: „Das wäre doch mal was für die Stadt, anstelle von Jugendturnspielen im Sommer ab in die Highlands von Veitshöchheim…“.

Bei den Highland-Games in Veitshöchheim kommt es, wie hier im September, auf die Technik an.
| Bei den Highland-Games in Veitshöchheim kommt es, wie hier im September, auf die Technik an.
Für den Schwertkampf konnte nicht allzulange trainiert werden.
Foto: Jeanette Kleider | Für den Schwertkampf konnte nicht allzulange trainiert werden.
 
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