
Meist hängt sie wohlbehütet im Spind – die alte Rettungsweste aus Gummi. Das einzige Stück Ausrüstung aus der Gründungszeit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Gerbrunn (DLRG). An diesem Wochenende feiern ihre Mitglieder 40 Jahre Bestehen. Und dabei spielt auch die Rettungsweste eine Rolle.
Vor drei bis vier Jahrzehnten fuhr die Weste regelmäßig in den DLRG-Rettungsfahrzeugen mit, erinnert sich Hans Ebert. Der 67-jährige gebürtige Rhöner trug sie während seiner Ausbildung im Becken des Pumpspeicherkraftwerks Langenprozelten, schwamm damit bei Einsätzen im Main oder im Starnberger See. Spöttisch nennt er die Weste wegen ihrer Form und dem runden Ausschnitt in der Mitte „Klodeckel“.
Ebert ist das einzige noch aktive Mitglied des Gründungsvorstandes von 1977. Er hat wesentlichen Anteil daran, dass die Wasserretter in der Vorstadtgemeinde ihren Stützpunkt haben. Besonders nahe liegt das nicht: Zwischen Gerbrunn und dem Main als Haupteinsatzort liegen einige Kilometer. Warum also die Basis in Gerbrunn und nicht etwa in Randersacker mit direktem Zugang zum Main? Die Antwort: Gerbrunn konnte vor 40 Jahren mit einem besonderen Pfund wuchern, seinem 1974/75 errichteten Hallenbad.
Schwimmmeister ist damals wie heute Hans Ebert. Er setzte sich sehr dafür ein, dass die noch zur Würzburger DLRG-Ortsgruppe gehörenden Wasserretter in dem Bad trainieren durften. Im März 1976 wurde das Realität. Schon ein Jahr später machten sich die Gerbrunner selbstständig. 15 Wahlberechtigte gründeten den eigenen Ortsverband, wählten einen Vorstand. Ebert wurde zum Technischen Leiter bestimmt, zuständig für die Ausbildung. Ende 1978 waren es schon 106 Mitglieder. Obwohl die Gerbrunner nun eigenständig waren, erhielten sie Hilfe von Würzburger Kollegen. Anfangs brachten sie ihre Ausrüstung im DLRG-Heim in Heidingsfeld unter. Viel war das noch nicht; Ebert erinnert sich, dass er und seine Mitstreiter oft mit Privatautos im Einsatz waren.
1988 erhielt die DLRG Gerbrunn ihr erstes eigenes Wasserrettungs-Einsatzfahrzeug. Womit die Suche nach einer festen Bleibe begann. Zunächst blieb im Ort nur der Platz vor dem Alten Feuerwehrhaus an der Ecke Hauptstraße/Kopernikusstraße, wo auch die Sparkasse residierte. Ganz ohne Konflikte lief das damals nicht ab, berichtet Ebert. Und: „In den Fahrzeugen waren mit den Funk- und Tauchgeräten ja auch Werte drin.
“ 1991 durften die DLRG-ler mit gewachsenem Fuhrpark und Ausrüstung in eine Gerätehalle von Alfons Schmidt in der Gieshügeler Straße einziehen. Und als die Feuerwehr 2004 ihre alten Räume in der Ortsmitte Richtung Neubau verließ, übergab sie diese. In der Halle gab es Ölabscheider und Grube, um die Fahrzeuge besser warten zu können.
Ihre endgültige Heimat fand die DLRG aber 2010 im neuen Stützpunkt in der Gieshügeler Straße. Die Fahrzeug- und Gerätehalle steht seitdem, ein Bau für Schulungen soll bald folgen. In all den Jahren blieb das Gerbrunner Hallenbad bevorzugter Trainingsort. Als Ausbildungsleiter wurde Hans Ebert zum Ziehvater ganzer Generationen von Wasserrettern. „Ich bin stolz, wenn Leute, die man herangezogen hat, noch dabei sind.“
Einer von ihnen ist Dieter Tomiczek, der heutige Technische Leiter Ausbildung. Er hat in den vergangenen Jahren vor allem die zunehmende Technisierung und Spezialisierung der DLRG Gerbrunn erlebt. Seit der Jahrtausendwende wurden Ausstattung und Einsatzabläufe immer mehr standardisiert. Sie ermöglicht den Wasserrettern, schneller als früher vor Ort zu sein. Tomiczek ist wichtig, dass die DLRG Gerbrunn, seit 1993 ein Verein, immer noch lebt. Heute gehören dem Verein 700 Mitglieder an. Was vor allem an den attraktiven Angeboten zum Schwimmenlernen liegt.
Die DLRG Gerbrunn feiert am Samstag, 27. Mai, von 11 bis 18 Uhr und am Sonntag, 28. Mai, von 10 bis 16 Uhr, jeweils auf dem Gelände in der Gieshügeler Straße 79. Am Samstag sind neben Kinderprogramm vor Ort und Badespaß im Hallenbad eine Fahrzeug- und Geräteschau, eine Schnitzeljagd der Rettungshunde (beide 11 Uhr) und eine Kinder-Olympiade (13 Uhr) geplant. Am Sonntag werden um 12.30 Uhr Mitglieder geehrt. Danach beginnen um 13 Uhr das Geocaching und die Weihe von zwei Einsatzfahrzeugen.