Die IG Metall Geschäftsstelle Würzburg ehrte heuer bei der Jubilarehrung 444 Jubilare. 269 von ihnen sind seit 25 Jahren Mitglied, 92 Männer und Frauen traten vor 40 Jahren bei, 47 vor 50 Jahren. 31 sind seit 60 Jahren in der Gewerkschaft und fünf traten vor 70 Jahren bei – zum 1. Dezember 1945. Diese Zahlen nannte die IG Metall in einer Pressemitteilung.
Walther Mann, 1. Bevollmächtigter der IGM Geschäftsstelle Würzburg begrüßte die Jubilare und sagte „Ihr habt alle mit den vielen Jahren Eurer Mitgliedschaft und mit Eurem Engagement den entscheidenden Beitrag geleistet, dass das Band der Solidarität nie gerissen, die IG Metall eine handlungs- und durchsetzungsfähige Organisation geblieben ist.“ Er verwies darauf, dass es nicht viele Organisationen gibt, die so viele langjährige Mitglieder haben.
Als 1945 die Jubilare mit 70-jähriger Mitgliedschaft des im gleichen Jahr gegründeten Deutschen Metallarbeiterverbandes beitraten, war Würzburg eine zerstörte Stadt, erinnerte Mann. Aber es seien die Arbeiter und Angestellten der Würzburger Metallfirmen, wie Koenig & Bauer oder Noell gewesen, die Würzburg wiederaufbauten. Es seien Betriebsräte und Gewerkschafter gewesen, die die Demontage der Betriebe verhindert hätten. In diesem Zusammenhang verwies Mann auf die Lehren, die die Gewerkschaften nach Ende des Krieges aus der Zeit des Faschismus gezogen hätten: „Das Prinzip des Einheitsgewerkschaft stand im Mittelpunkt, also keine Richtungsgewerkschaften mehr, keine parteipolitischen Grenzen mehr und das Industrieprinzip: Ein Betrieb, ein Tarifvertrag!“
Auf eine weitere Lehre, die die Gewerkschaften aus dem Faschismus gezogen hätten verwies Hans-Jürgen Urban, Festredner und Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der IG Metall: „ Eine Lehre war die Forderung nach demokratischer Teilhabe der arbeitenden Menschen an Gesellschaft und Staat – und an der Wirtschaft. Für die Gewerkschaften waren vor allem Tarifautonomie, Mitbestimmung und Wirtschaftsdemokratie tragende Säulen der angestrebten Neuordnung der Wirtschaft. Und sie galten uns zugleich als unverzichtbare Institutionen zum Schutz der politischen Demokratie.“
In der Zeitreise, die Walther Mann durch die 70 Jahre gemeinsamer Geschichte machte, stellte er die Besonderheiten der Eintrittsjahre der Jubilare 1945, 1955, 1965, 1975 und 1990 dar, die er unter das Motto stellte: „Die Geschichte soll nicht das Gedächtnis beschweren, sondern den Verstand erleuchten.“
1955 war ein Jahr nach dem ersten großen Streik der Nachkriegszeit in Bayern, an dem sich in Würzburg elf Betriebe mit über 3000 Beschäftigten drei Wochen lang beteiligt hatten, erinnerte Mann.
1965 war laut Mann das Jahr mit der bislang historisch niedrigsten Arbeitslosenzahl in Deutschland von 147 000. Die Wirtschaft lief auf vollen Touren.1975 hatte sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland, verursacht durch die erste Ölkrise der Nachkriegszeit 1973 rapide verschlechtert, die Arbeitslosigkeit stieg auf über 1,2 Millionen Menschen.
Obwohl die Gewerkschaften in dieser Zeit in die Defensive gerieten seien, hätten doch eine Reihe von sozialpolitischen Erfolgen erzielt werden können, wie die Einführung der flexiblen Altersgrenze in der Rentenversicherung und eine wesentliche Verbesserung beim Kindergeld.
1990 geht in die Geschichte als das Jahr der deutschen Einheit ein. Allerdings hätten die Gewerkschaften den Prozess der deutschen Vereinigung nicht aktiv mitgestalten können, sagte Mann. Die getroffenen wirtschafts- und sozialpolitischen Entscheidungen seien ohne Berücksichtigung der zentralen Forderungen der Gewerkschaften getroffen worden. So sei die Einheit ein Konjunkturprogramm für die westdeutsche Wirtschaft gewesen. Stabilisierung und Ausbau des Produktionsstandortes im Osten sei zu kurz gekommen, wie die dramatische Senkung der Industrieproduktion in den neuen Bundesländern zeige, die 1994 gerade noch 40 Prozent des Standes von 1990 erreicht habe.
Hans-Jürgen Urban schloss sein Rede mit den Aussagen: „Wir haben nicht nur Siege, sondern auch schmerzliche Niederlagen erlebt. Aber: Gewerkschafter haben nie zu den Hoffnungslosen gehört. Unseren Optimismus schöpfen wir aus dem Vertrauen in die Richtigkeit unserer Sache – und aus der Kraft der Solidarität.“
Die Jubilarfeier, die von der Allersheimer Musikkapelle umrahmt wurde, schloss Werner Flierl, 2. Bevollmächtigter der IGM Geschäftsstelle Würzburg mit einem Dank an die Organisatoren der Feier, allen Teilnehmern und besonders den Partnern der Jubilare ab, die zugunsten des gewerkschaftspolitischen Engagements ihrer Partner auf vieles verzichtet hätten.
70 Jahre Mitgliedschaft:
Alfons Sebold, Felix Haaf, Werner Fasel, Albert Götz, Robert Zirkelbach.
60 Jahre Mitgliedschaft:
Anna Hösch, Othmar Faltus, Manfred Beck, Michael Michael, Heinrich Sieber, Helmut Trinklein, Paul Schönig, Hans Roos, Erwin Rothenbucher, Josef Kreißl, Ludwig Pfaff, Michael Ruppe, Martin Schwarz, Richard Pfützner, Heinrich Neumayr, Josef Weidner, Otto Fischlein, Ludwig Baumeister, Helmar Stumpf, Franz Amrhein, Wilhelm Eyrich, Oskar Haut, Helmfried Dausacker, Gerhard Rammoser, Bernhard Scheller, Johann Schroll, Hans Hellerich, Werner Schulz, Rudolf Schmitt, Heinz Nagel, Walter Weiler;
50 Jahre Mitgliedschaft:
Franz Wolf, Alfons Späth, Guenter Schuchardt, Georg Freimuth, Heike Zöller, Alois Germer, Günter Goppold, Hermann Schütz, Elisabeth Menig, Franz-Karl Hammer, Peter Schäfer, Adolf Mahr, Winfried Spanier, Manfred Heilig, Kurt Kubb, Winfried Hahn, Werner Glos, Josef Ratzka, Herbert Fleischmann, Bertwin Sponsel, Josef Hart, Karl-Heinz Schäfer, Helmut Salosny, Reinhold Seitz, Roland Meyer, Werner Kreitlein, Hans-Jürgen Westphal, Karl Tuma, Maria Foster, Manfred Ubrig, Ladislaus Houdek, Liselotte Rösler, Manfred Schmitt, Rudolf Flammersberger, Alfred Köck, Walter Landwehr, Erich Furth, Heinrich Wanders, Gerhard Rieder, Erich Müller, Friedrich Pfister, Elisabeth Niersberger, Harry Lewandowski; Kilian Graf; Rudolf Tranziska, Fabian Sigeti, Walter Hessdörfer;
40 Jahre Mitgliedschaft:
Luise Richard, Mohamed Jaziri, Ute Hartmann, Alfred Fischer; Günter Rösch, Jürgen Trenner, Peter Röder, Karl-Heinz Künzig, Wilhelm Sedelmayer ,Oemer Evcen, Sebastian Fröhlich, Michael Günther, Josef Haubner, Herbert Henneberger, Elfi Amthor, Mehmet Demirsoy, Halil Sevinc, Luise Fleischmann, Jürgen Mühlbauer, Sigrid Wenzel, Irmgard Reusch, Karl-Heinz Breu; Alfred Binner, Günther Kottke, Dieter Ganz,
Reinhard Hannwacker, Werner Steinmetz, Gerhard Wandelt, Karlheinz Frohnapfel, Eugen Caesar, Heinz Seubert, Otto Engelhardt, Gerhard Müller, Maninger, Christel, Helga Wischert, Arthur Marx, Hanne-Grete Wolf, Hans Csapo, Ludwig Hüsam, Alfons Gerner, Willi Klein, Oskar Stahl, Herbert Amling, Günther Binder, Gerhard Menig, Otmar Brand, Willibald Kess, Rainer Wirtz, Waldemar Röther, Karin Tanneberger, Dieter Häußler, Marianne Albert, Urban Bühler, Felix Schubert, Dieter Klodewig, Walter Behr, Bernhard Schwenger, Reinhold Weberbauer, Erich Kreiner, Gunther Vogt, Harald Greipel, Helmut Weisenberger, Bruno Meckel, Jutta Rath, Hans-Georg Wagner, Konrad Kämpf, Marianne Sigeti, Hans Brimmer, Martin Schumacher, Ernst Geuter, Uve Kern, Walter Ruppert, Manfred Thumann, Richard Amend, Thomas Hobiger, Friedrich Hofmann, Michael Imhof, Hubert Sokoll, Elfriede Philipp, Alfred Fichtner, Andreas Hemrich, Gerald Arnold, Norbert Arnold, Josef Rozumberski, Erich Elker, Willi Lampert, Bruno Mauder, Tomislav Rakic, Josef Hofmann, Martin Baier, Klaus Kuhnert, Günter Schmitt.