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Würzburg
"Ich werfe meine Ideale nicht über Bord"
Linda Schmelzer
Foto: Markus Buberl | Linda Schmelzer
Sonja Will
 |  aktualisiert: 07.03.2024 02:53 Uhr

Linda Schmelzer ist über die mainfränkische Region hinaus als Blues- und Rocksängerin, aber auch Konzertveranstalterin bekannt. Am 10. März veranstaltet sie mit "The Best of Eric Clapton" in der Posthalle ein Konzert mit den Musiklegenden Pete York, Frank Diez und John Idan. Während das Bockshorn zu Beginn der Konzertreihe vor zwanzig Jahren aus allen Nähten platze, blickt sie auf die Zukunft des Blues und Rock in Würzburg eher pessimistisch. Im Gespräch erzählt sie, was sie dennoch antreibt.

Frage: Als Konzertveranstalterin suchen Sie auf Ihrer Webseite offenkundig nach Idealisten, die mit Ihnen Projekt umsetzen. Welche Ideale sind heutzutage im Veranstaltungsbusiness in Gefahr und werfen Sie Ideale auch mal über Bord?

Linda Schmelzer: Ich werfe meine Ideale nicht über Bord, weil ich eigentlich immer eine Optimistin bin. Natürlich ist meine Leidenschaft der Blues, Rock und Soul der 70er Jahre, aber wo kann man das noch live erleben? Wenn die Kulturräume aussterben, dann wird auch die handgemachte Musik verschwinden. Nachdem ich die Musik neben meinem Job ausübe, brauche ich risikofreudige Idealisten, die mit mir die Veranstaltung umsetzen. Die Musiker spielen heute oft für wenig Geld, weil die Kosten immens geworden sind. Mir ist das Geld dabei nicht wichtig, denn wenn ich auf der Bühne stehe, dann gibt mir das die Motivation für die nächsten Wochen. Und der Blues ist mein persönliches Highlight.

Würden Sie den Blues hauptberuflich ausführen, wäre ja der Berufsalltag ein durchgängiges Highlight. Warum war das keine Option?

Schmelzer: Dann hätte ich auch Genres bedienen müssen, die ich nicht mag. Bei meinen Konzerten kommen die Gäste und hören aufmerksam zu. Das ist für mich der schönere Gig. Wir Amateurmusiker haben den Vorteil, dass wir uns aussuchen können, was wir spielen. Die Profis sind meist gezwungen, Jobs anzunehmen, die ihrem Musikgeschmack nicht entsprechen. Das ist oft die Zwickmühle eines Profimusikers.

Es scheint, als hätten Sie eine genaue Vorstellung von Ihrem Publikum. Wen sprechen Sie als Sängerin und Konzertveranstalterin an?

Schmelzer: Nicht die Jungen, das muss man schon so sagen. Welcher 20-Jähriger weiß denn, wer Eric Clapton ist? Es sind eher die Menschen, die noch Schallplatten und CDs zuhause haben. Als ich vor 20 Jahren mit der Konzertreihe "The Best of Eric Clapton" angefangen habe, waren alle Zuhörer danach richtig beseelt. Die Leute haben sich zurückversetzt gefühlt und sind in Erinnerungen geschwelgt. Auch heute nach 20 Jahren erlebe ich die Reaktionen der Zuschauer.

Das klingt nach sehr viel Leidenschaft auf, hinter und vor der Bühne. Wie gelingt es Ihnen, das Gefühl dennoch auch der jüngeren Generation zu vermitteln?

Schmelzer: Die Pandemie und alles, was gerade in der Welt passiert, hat unsere Gesellschaft und auch die Kulturlandschaft spürbar beeinflusst. Vieles scheint schwieriger und schwermütiger. Ich glaube, wenn man in Konzerten das Gefühl von Blues vermitteln kann, vergisst man auch kurzzeitig die aktuellen Probleme. Ich möchte in meinen Konzerten die Menschen emotional erreichen und da spielt das Alter eigentlich keine Rolle. Auch meine Mitmusiker sollen künstlerisch frei sein, ihre Augen beim Solo schließen und es genießen, ohne feste Vorgabe wie lange das zu sein hat.

Empathie scheint ein Soft Skill der Konzertmanagerin in Ihnen zu sein. Wie ist es noch gelungen, Musiklegenden wie Pete York, Frank Diez und John Idan für Würzburg zu gewinnen?

Schmelzer: Ich verfolge bei jedem Gig das Ziel, dass es der Band und den Gästen gutgeht. Vielleicht bin ich da auch ein bisschen ein "Orga-Junkie", aber meine Mitmusiker genießen schon den Vorteil, dass ich alles drumherum regele, von der Technik bis zum Abendessen. Da bedanken sich auch die Profis bei mir, weil sie sich einfach wohlfühlen. Durch die gute Vernetzung von uns Musikern gelang vor vielen Jahren der Kontakt zu Größen wie Pete, Frank und John. Ich freue mich sehr auf unser Wiedersehen und den gemeinsamen Auftritt in der Posthalle.

Das Konzert am 10. März findet in der Posthalle statt. Neben Bockshorn und Chambinzky ein weiterer Veranstaltungsort, der in Würzburg zur Diskussion steht. Wie gehen Sie damit um?

Schmelzer: Wenn die Posthalle auch noch wegfällt, ist das für mich eine Katastrophe, weil ich dann in Würzburg keine Konzerte mehr in dieser Größenordnung veranstalten kann. Wenn die Kultur des Blues und Rock keinen Raum erhält, dann wird die Würzburger Region weder alte noch junge Blues- und Rockstars mehr live erleben.

Das Interview führte Sonja Will.

Das Konzert "The Best of Eric Clapton" findet am 10. März in der Posthalle in Würzburg statt. Informationen zum Ticketkauf unter www.posthalle.de

 
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