Raubeinig wie Humphrey Bogart als Mr. Allnut muss man sich die Mainflößer vorstellen. Der Oscar-gekrönte Klassiker "African Queen" von 1951 war deshalb der perfekte Abenteuerfilm für den Schauplatz "Seglerhafen". Noch in den 1950ern war hier eine wichtige Station für die Mainflößer. Allerdings war es bereits das Ende der Ära. Der erste und älteste von drei Floßhäfen wurde zugeschüttet und zu einem Bolz- und Festplatz umfunktioniert. Das letzte Floß war 1958 den Main hinab gefahren.
Toni Gernert, Arbeitskreis Geschichte der Stadt Ochsenfurt, sprach von 16 Holzhandelsfirmen, die zu den Hochzeiten der Flößerei tätig waren. Die seit dem Mittelalter betriebene Flößerei mit Holz aus dem Frankenwald hatte im 18. und 19. Jahrhundert durch den mit der Industrialisierung enorm wachsenden Holzbedarf starken Aufschwung genommen. Die Stadt verdiente an den Liegegebühren und steigerte ihre Kapazitäten in den 1890ern binnen kurzer Zeit auf drei Floßhäfen – insgesamt 4,5 Hektar Wasserfläche. Dazu kam zuletzt als hochwasserfreie Fläche mit Bahnanschluss das heutige BayWa-Gelände, auf dem auch eine Flößerhütte als Unterkunft stand.
Zweispurige Mainländebahn als Unterstützung für den Holzhandel
Maßgeblich für den Erfolg des Floßhafens war der Bau einer zweispurigen Mainländebahn vom Bahnhof zum Floßhafen. Ochsenfurt hatte mit der Strecke Würzburg-Treuchtlingen "den Zipfel der Modernität erwischt", formulierte es Gernert. Dabei sei die Bahn anfangs der Grund für immer mehr Holz-Umschlag gewesen, weil dann auch Holz aus dem Bayerischen Wald in Ochsenfurt von der Bahn auf den Main gebracht, und teilweise bis Rotterdam gefloßt wurde. Ochsenfurt zählte mit Würzburg und Marktbreit zu den Zentren des Holzhandels am Main.
Neun Meter breit und 120 Meter lang durfte ein Mainfloß (Boden) sein. Bei den Gespannen handelte es sich um Partien von bis zu sechs Böden mit dann um die 700 Meter Länge, die zusammen auf Fahrt gingen. Spannende Details konnte Gernert berichten, unter anderem von Gewährsmann Hans Hugel, Sohn des letzten Ochsenfurter Flößers Johann Hugel. Fünf Maß Bier standen einem Flößer pro Tag für seine harte Arbeit zu. Charlie Allnut hätte sich mit ein paar Schlucken Gin zufrieden gegeben - dann aber hätte er Rose Sayer (Kathrine Hepburn) nicht mit an Bord haben dürfen.
Besondere Events für Kino- und Geschichtsbegeisterte
Das Kino Casablanca als Veranstalter und der Arbeitskreis Geschichte der Stadt Ochsenfurt kooperieren bereits seit Jahren für die "Casablanca Ochsentour", einem besonderen Event für Kino- und Geschichtsbegeisterte. Es ist ein "nicht selbstverständliches Engagement" der Kinobetreiber Gert Dobner und Hannes Tietze an besondere Orte zu gehen, betonte Toni Gernert mit Blick auf den Aufwand und das unternehmerische Risiko für eine Nacht. Dem 60-köpfigen Publikum wurde ganz dicht am Wasser und der vorbeiziehenden Schifffahrt eine unerwartet schöne, sommerliche Open-Air-Atmosphäre geboten.
Für die Casablanca Ochsentour wird die Leinwand am Mittwoch, 26. Juni, in Goßmannsdorf vor der Kirche aufgebaut. Den historischen Bezug zur jüdischen Gemeinde von Goßmannsdorf stellt Altbürgermeister Peter Wesselowsky her, gezeigt wird "Auf Wiedersehen, Kinder", eine prämierte Regiearbeit von Louis Malle, über ein französisches Internat 1944, in dem jüdische Jungen versteckt sind. Am 3. Juli schließlich, ist der Kirchplatz mit dem neuen Pfarrzentrum die Kulisse für einen aktuellen Film: "Die Erscheinung" (2017) ist ein Thriller, der eine Marien-Erscheinung und Machtstrukturen in der katholischen Kirche thematisiert. Pfarrer Oswald Sternagel referiert einleitend über Marien-Erscheinungen. Einlass ist jeweils ab 21 Uhr. Veranstaltungsbeginn etwa um 21.30 Uhr.