
Prunksitzungen sind Veranstaltungen gefüllt mit Spott, Witz und scharfzüngiger Satire. Doch worüber möchten die Menschen wirklich lachen? Ein Thema steht dabei seit jeher hoch im Kurs: die Politik. Ob skurrile Entscheidungen, die überhand nehmende Bürokratie oder verdrängte Wahlversprechen – Besucherinnen und Besucher erwarten beim Fasching vor allem eines: treffende Pointen, die den Politikern Salz in die Wunden streuen.
Welche Themen heuer ins Visier genommen werden sollten, und wo sich die Grenzen des guten Geschmacks bewegen, darüber kann man sich ja bekanntlich streiten. Das wünschen sich zehn Menschen aus der Region in der fünften Jahreszeit.
1. Sabine Schwarz (61) aus Würzburg lacht gerne über politische Themen.

"Ich kann beim Fasching über politische Themen lachen, zum Beispiel über die Neuwahlen aktuell. Dass ein ehemaliger Bundeskanzler sich wieder aufstellen lässt, finde ich schon sehr selbstbewusst. Das könnte man mal durch den Kakao ziehen, wie man so schön sagt. Worüber man sich auch mal lustig machen könnte - auch wenn es kein lustiges Thema ist - ist, dass die Stadt langsam ausstirbt. Es schließen immer mehr Geschäfte, und das finde ich schade."
2. Inge Holzleitner (73) aus Dipbach muss selbst ein Faschingsprogramm auf die Beine stellen.

"Ich wünsche mir etwas Gesellschaftliches, es gibt so viele Facetten im Leben. Man darf den Humor nicht verlieren, auch wenn es manchmal schwerfällt. Von der Politik hört man das ganze Jahr über, ich möchte also etwas von den Menschen hören. Ich selbst schaue auch 'Fastnacht in Franken' und manchmal auch 'Schwaben weissblau'. Fasching gehört für mich einfach dazu. Ich bin Seniorenleiterin und gestalte auch einen Faschingsnachmittag. Da brauche ich auch noch ein Programm."
3. Albert Schmitt (70) aus dem Jagsttal schmunzelt gerne über den Kanzler.

"Für mich und meine Frau ist Olaf Scholz so eine typische Faschingsfigur. Für Deutschland ist er ein bisschen zu eintönig, er bringt zu wenig Action mit. Man braucht da einfach eine agilere Figur, da gibt es ja ein paar in der Politik. Deswegen könnte man sich über den Kanzler an Fasching mal ein bisschen lustig machen."
4. Lukas Riedel (28) aus Bad Kissingen hofft, dass ernste Themen humorvoll angegangen werden.

"Man sollte die Söder-Politik ansprechen, vor allem, was während Corona gelaufen ist. Das Thema bewegt viele Leute, kommt aber ein bisschen zu kurz. Man sollte es ein bisschen aufarbeiten, damit es wieder ins Bewusstsein der Menschen kommt, das geht auch mit Humor. Das ist zwar ein paar Jahre her, aber wirklich wichtig. Es beschäftigt die Leute noch und das wird im Öffentlichen nicht so dargestellt. Darum wird auch so gewählt, wie gewählt wird. Die Menschen brauchen eine Anerkennung. Von der jetzigen Regierung wurde das ein bisschen unter den Tisch gekehrt."
5. Ben Unruh (36) ist regelmäßig beruflich in Würzburg und hofft auf gekonnten Reden ohne Tabus.

"Ich finde das Thema Fasching sehr spannend, da ich unter anderem Politiker berate. Was ich im Moment gerade als ein sehr wichtiges Thema sehe, das man durch den Kakao ziehen sollte – gerne auch mit Grüßen an Herrn Söder, den ich persönlich kenne – ist die Integrationsfrage. Das kann man auch lustig gestalten - man muss es nur können. Es sollte ganz dringend beim Fasching thematisiert werden. Wenn Sie mich als Unternehmensberater fragen, dann kann ich Ihnen sagen, dass viele Themen entweder zu ernst behandelt werden - oder ganz totgeschwiegen."
6. Johanna Roth (20) aus Würzburg will das Dschungelcamp auf die Schippe genommen sehen.

"Die Social Media-Welt sollte mal angesprochen werden, genauso wie Reality-Shows. Viele sagen ja, sie sind bei Social Media präsent, aber gehen dann eher ins Reality-Show-Ähnliche. So was wie das Dschungelcamp sollte mal witzig dargestellt werden, auch die ganzen neuen Formate, die jetzt im Trend sind. Das sind Sachen, die man jetzt nicht gerade so ernst nehmen sollte als normaler Bürger. Viele schauen es als Belustigung, ich finde nur, man sollte sich kein Beispiel daran nehmen. Und man sollte sich nicht angegriffen fühlen, wenn mal etwas Kritisches fällt in den Sendungen."
7. Kira Kütt (24) aus Eibelstadt hält Bürokratie für ein gutes Thema im Fasching .

"Was ich für ein wichtiges Thema halte, sind diese Alltagsprobleme. Dinge, mit denen jeder täglich ein bisschen zu kämpfen hat. Zum Beispiel die Bürokratie, wenn man einen Pass beantragen will. Da sollte mal ein bisschen Aufmerksamkeit hinkommen. Ich kann bei mir zum Glück direkt auf die Gemeinde gehen, aber wenn man in Würzburg oder einer anderen größeren Stadt einen Antrag stellen will, dauert das sehr lange."
8. Lucas Rautenberg (28) aus Würzburg möchte über schlechte Radwege schmunzeln.

"Für mich sind die lokalen Radwege ein Thema. Ich fahre täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit, an 365 Tagen im Jahr. Ich ende sehr oft an einem Ort, wo der Radweg eigentlich aufhört. Dann muss ich irgendwo ausweichen, entweder ist da eine Baustelle oder der Weg hört grundsätzlich auf. Da hätte ich große Freude, wenn das berücksichtigt würde. Ich glaube, es passiert schon was in Richtung mehr verkehrsberuhigte Bereiche und Fahrradstraßen. Trotzdem glaube ich, dass es immer wieder anstrengend ist für alle Fahrradfahrenden, so schön es auch ist."
9. Tobias Grimm (26) aus Würzburg kann sich den Fachkräftemangel als Thema vorstellen.

"Ich würde die Themen an die aktuelle wirtschaftliche Situation anlehnen. Ich bin seit einem Jahr fertig mit dem Studium, aber ich kenne recht viele Leute im Ingenieursberuf zum Beispiel. Die haben es schwer ins Berufsleben zu starten, dabei ist ja Fachkräftemangel so ein großes Thema. Das fände ich zu Beispiel einen guten Punkt. Ein anderer ist der demografische Wandel. Da hat meiner Meinung nach die Politik wenig geschafft in den letzten Jahren. Auch zu Würzburg selber kann ich noch was sagen. Die Situation mit den Straßenbahnen zum Beispiel, da wurden ja erst welche kaputt gefahren, oder das mit dem Trinkwasser."
10. Wiebke Rappert (60) aus Würzburg denkt beim Fasching sofort an Friedrich Merz.

"Friedrich Merz ist der Erste, der mir bei dem Thema durch den Kopf geht. Diese Geschichte, wo er sich mit den Stimmen der AfD durchsetzen will, ist meiner Meinung nach Hascherei, um da mehr Stimmen zu bekommen, damit die CDU/CSU gewählt wird. Dass sich da jetzt jemand so nach rechts ziehen lässt, auch wenn er sagt, er arbeitet nicht mit der AfD zusammen, finde ich nicht gut. Das glaube ich ihm jetzt auch nicht mehr. Da hat er sich keinen Gefallen getan. Da wird beim Fasching auf jeden Fall was dazu kommen."