Das Objekt, um das es geht, stand in einem Gewölbekeller eines ehemaligen Magazins, das gerade für die neue Weinschatzkammer des Juliusspital-Weinguts umgebaut werden soll. Es ist eine etwa 80 Kilogramm schwere, schwarze Kiste aus Eisen. Sie ist verschlossen. Ein Schlüssel, mit dem sie sich öffnen ließe, ist nicht aufzufinden. Und so rätselt man jetzt über ihren Inhalt und sucht nach einem passenden Schlüssel. Bislang vergeblich.
Truhe war eine Kriegskasse
Weingutsleiter Horst Kolesch hat bis jetzt immerhin herausgefunden, dass es sich bei dem "corpus delicti" um eine Kriegskasse aus der Zeit von 1750 bis 1800 handeln muss. Die Kiste stand, mit einer Folie abgedeckt, versteckt zwischen alten Büromöbeln. "Keiner weiß, wo sie vorher war", wird Kolesch im Julius-Blog der Stiftung zitiert. Und natürlich rätselt er auch über ihren Inhalt. Kolesch: "Sie ist schwer, man sieht nichts, hört, riecht oder fühlt nichts".
Ob sie Bocksbeutel enthält oder gar eine große Menge Geld - im Moment weiß es niemand. Aktuell steht die Kiste in der Zehntscheune, um möglichst bald geöffnet zu werden. Wenn nur der passende Schlüssel vorhanden wäre.
Mehrere Schlüssellöcher
Immerhin hat Weingutsleiter Kolesch schon einige Erkenntnisse gewonnen. Die verschlossene Truhe hat mehrere sogenannte Zuhaltungen unter dem Deckel und je ein Schloss auf der Vorderseite und auf dem Deckel. Der Schlüssel an der Vorderseite hat eine Lochbohrung von rund elf Millimetern, eine Schlüsselhöhe von rund 40 Millimetern und eine Schlüsselbartbreite von maximal elf Millimetern.
Das hat Kolesch nachgemessen. Anders sieht es mit dem Schlüssel für den Deckel der Kiste aus. Er hat eine Lochbohrung von etwa zehn Millimetern, eine Schlüsselbarthöhe von rund 39 Millimetern und eine Schlüsselbartbreite von maximal sieben Millimetern. Soweit Koleschs "Ermittlungen" aus dem Julius-Blog.
Suche nach dem Schlüssel
Wo aber soll man nur den passenden Schlüssel auftreiben? Nachdem in dem Blog über die Kiste berichtet wurde, trudelten diverse Vorschläge ein, so Christoph Jäger von der Stiftungsverwaltung des Juliusspitals auf Nachfrage dieser Redaktion. "Wir sammeln Lösungsansätze aus den verschiedensten Richtungen, es sind auch schon konkrete Vorschläge dabei", sagte Jäger am Montag. Einzelheiten konnte er aber noch nicht nennen.
Wie es im Julius-Blog weiter heißt, hat der Weingutsleiter für das Auffinden des passenden Schlüssels einen Finderlohn "in guter juliusspitälischer Bocksbeutelwährung" ausgelobt. Die Höhe der Belohnung richtet sich nach dem Wert des Inhalts der Truhe. Wenn der passende Schlüssel gefunden ist, soll die "Schatzkiste" in Gegenwart des Weingutsleiters, der sich gerade im Urlaub befindet, geöffnet werden. Wer der Meinung ist, einen oder mehrere passende Schlüssel zur Schatzkiste zu haben, kann sich im Weingut Juliusspital melden.
Schlüsselloch-Endoskopie
Findet sich kein Schlüsselliebhaber, hat Kolesch schon einen Plan B parat: Dann will er nämlich mittels „Schlüsselloch-Endoskopie“ herausfinden, wie ein passender Schlüssel für die Truhe aussehen muss, um sie öffnen zu können. Ganz sicher ist er nicht, ob das klappt: „Dann ist nämlich immer noch fraglich, ob die ganze Mechanik nicht schon eingerostet ist und die Sperrriegel wieder gangbar gemacht werden können“, gibt Horst Kolesch zu bedenken.
Etwas fränkische freie Luft, versetzt mit dem Schweiss der freien fränkischen Leibeigenen von vor 1796 könnte noch drin sein.