In dem kleinen Creglinger Ortsteil Reinsbronn gibt es ein altes Schloss, liebevoll mit Blumen geschmückte Anwesen und außen herum die herrliche tauberfränkische Landschaft. Und in Reinsbronn gibt es Bettina Löhr-Hentz. Die 52-jährige gelernte Schreinerin, die seit knapp acht Jahren mit ihrem Mann Achim Hentz hier lebt, hat in dem alten landwirtschaftlichen Anwesen nicht nur eine neue Heimat gefunden.
In dem stillen, zirka 180 Einwohner zählenden Creglinger Stadtteil entdeckte sie auch den Platz, um unter dem französischen Namen "Atelier de Bois", was im eigentlichen Sinne "Holzwerkstatt" bedeutet, ein Atelier für kreatives Gestalten und Werken einzurichten.
Der Kuhstall wurde zur Schreinerwerkstatt
Der Reinsbronnerin, die in Wertheim geboren wurde und in Tauberbischofsheim aufgewachsen ist, liegt besonders das Arbeiten mit Holz am Herzen. Was also lag näher, als den ehemaligen Kuhstall umzufunktionieren und eine Schreinerwerkstatt einzurichten? Hier bietet sie Holzbearbeitungskurse an. Dabei will sie vorrangig bei Frauen den Mut wecken, etwas Neues zu wagen, und ihnen die Scheu vor dem Umgang mit Hobel und Säge wie auch der Schleif- und Bohrmaschine nehmen.
"Da setz' ich meinen Hobel an und hobel alles gleich". Diese Zeile aus dem Lied, das der Wiener Ferdinand Raimund (1790-1836) im Jahre 1834 veröffentlichte, kommt einem in den Sinn, wenn die sympathische Hausherrin ihren Hobel ansetzt, um ein Werkstück zu bearbeiten. Unter ihrer Anleitung entstehen auch unter ungeübten Händen ein kleines Kästchen mit Drehdeckel, eine Werkzeugkiste oder eine Bank in traditioneller Handarbeit.
Das ganze Anwesen atmet die Liebe zur Natur
Neben den Holzkursen gibt die warmherzige, ruhig und völlig entspannt wirkende 52-Jährige ihr künstlerisches Talent in Kursen auch an Kinder weiter. Dabei stehen Filz- und Papierfalten ebenso auf dem Programm wie die Fertigung von Schmetterlingen, Traumfängern, Schmuck, Lampions und Sternen aus den verschiedensten Materialien.
Nicht nur in dem Kurs "Wald und Werkstatt", bei dem im nahen Wald Material für die Weiterbearbeitung gesammelt wird, zeigt sich die Naturverbundenheit von Bettina Löhr-Hentz. Das gesamte Anwesen mit der Pracht der Blumen im Hof und der von Weintrauben umrankten Laube atmet, ebenso wie das große angrenzende Gartengrundstück, förmlich die Liebe der Hausherrin zur Natur.
Wanderjahre zwischen Regensburg und dem Saarland
Diese Liebe setzt sich fort in dem 1929 erbauten ehemaligen Bauernhaus, das auch Ferienwohnungen beherbergt. In dem Gebäude zeugen die zum Großteil von Bettina Löhr-Hentz selbst gefertigten Möbel und Dekorationsstücke von der Kreativität und Handwerkskunst der Hausherrin.
Dass sie sich nach dem Abitur für eine Ausbildung als Schreinerin entschied, das hat sehr viel mit ihrem Vater Werner Löhr zu tun. Der gelernte Zimmermann, spätere Architekt und Lehrer ist, wie sie mit einem Lächeln erzählt "ein echter Holzwurm." Ihre "Wanderjahre", die mit Heirat und zwei Kindern verbunden sind, führten sie von Regensburg bis ins Saarland. Nachdem sie zwischenzeitlich eine Ausbildung als Gesundheitspädagogin absolviert hatte, zog sie im Jahre 1998 der Liebe wegen nach St. Ingbert in Lothringen.
Von Frankreich zurück in die Heimat
Hier begann Bettina Löhr-Hentz in einer Bilderrahmen-Werkstatt wieder mit Holz zu arbeiten. Die Fertigung von künstlerisch gestalteten Bilderrahmen setzte sie auch fort in dem kleinen Ort in Frankreich, wohin sie mit ihrem zweiten Mann später wechselte. In dem dortigen Kunst-und Kulturverein, den sie mit ins Leben gerufen hatte, gab sie in Kursen ihre handwerklichen Kenntnisse an andere weiter.
Als das Ehepaar den Entschluss fasste, nach Deutschland zurückzukehren und ein neues Domizil zu suchen, sollte es, wie sie sagt, "in grober Richtung ihrer angestammten Heimat liegen." In Reinsbronn hat das Ehepaar seinen idyllischen Ort zum Wohlfühlen gefunden.
Und mit der Liebe und der Leidenschaft, mit der sie Frauen das Schreinern lehrt, wird für Bettina Löhr-Hentz die eigens für die Tischlerzunft angefügt Zeile in dem Hobellied noch lange ihre Gültigkeit haben: "Da leg ich nicht den Hobel hin, sag nicht der Kunst Adje!"