Bleibt die Hofstraße so wie sie ist oder wird sie Ende des Jahres umgestaltet? Am Donnerstag soll der Stadtrat über den 2,6 Millionen Euro teuren Umbau entscheiden, den zur Hälfte der Bund bezahlen würde. In der Debatte werden unter anderem Parkplätze, Stadtbild und Fußgängerfreundlichkeit eine Rolle spielen. Sechs Bäume zu fällen, wie die Verwaltung zunächst vorgeschlagen hatte, haben alle Fraktionen im vorberatenden Umwelt- und Planungsausschuss abgelehnt. Stadtbaureferent Christian Baumgart hat deshalb sogar mehr Grün für die Hofstraße versprochen.
Streiten werden sich die Stadträte dagegen über die Stellplätze, die entlang der Hofstraße (51), am Paradeplatz (2 bis 9) und hinter dem Dom (38) wegfallen sollen. Nach Berechnungen des Baureferats gibt es rund um den Paradeplatz in einer laufbaren Entfernung von 350 Metern 1430 Stellplätze. „Da haben rund 90 mehr oder weniger nicht so große Auswirkungen“, argumentiert Baumgart. Dagegen fordert der Handelsverband Bayern (HBE) „eine adäquate und sinnvolle Verlagerung“ der wegfallenden Stellflächen.
„Baustein für die Wirtschaftskraft“
Laut HBE-Bezirksgeschäftsführer Volker Wedde ist die Aufwertung der Hofstraße zwar prinzipiell sinnvoll, aber Stellplätze seien eben ein „nicht zu unterschätzender Baustein für die innerstädtische Wirtschaftskraft“. Es sei klar, „dass Aufwertungen der Innenstadt nicht immer schmerzlos sind, aber die Zahl der gestrichenen und noch zu streichenden Oberflächenstellplätze macht nicht nur dem Einzelhandel große Sorgen“.
„An keinem Dom in Deutschland kann man direkt hinter dem Hochaltar parken“, sagt dagegen Domkapitular Jürgen Lenssen. Er kämpft seit Jahren dafür, dass die 38 Auto- und zehn Motorrad-Stellplätze hinter der viertgrößten romanischen Kirche Deutschlands verschwinden. „Es geht um den Schutz der Bausubstanz des Doms und um dessen Wirkung im Stadtbild“, erklärt Lenssen.
Das Bauwerk brauche Platz, um wirken zu können. Außerdem sei die Schönbornkapelle extra so platziert worden, dass die Fürstbischöfe sie von der Residenz aus sehen konnten. „Diese Sichtachse soll wiederhergestellt werden“, wünscht sich der Bau- und Kunstreferent der Diözese.
Aus dem Wettbewerb zur Umgestaltung von Residenz und Umfeld vor drei Jahren kommt die Idee, den oberen Teil der Hofstraße, von Residenzplatz bis Maxstraße, zur Fußgängerzone zu machen. Der Rest soll für Autos offen bleiben. Die künftige Marktgaragenzufahrt wird vom Faulhaberplatz aus künftig über Paradeplatz und Martinstraße angefahren – bislang haben an Spitzentagen rund 1100 Autos die obere Einfahrt genutzt. Rund 5600 Autos pro Tag, die dort vor allem einen Parkplatz suchen, zählt das Rathaus momentan durchschnittlich in der Hofstraße. Neben der erhofften Abnahme des Verkehrs soll der untere Teil der Straße durch breitere und flachere Gehsteige fußgängerfreundlicher werden.
Für Führungen „zu eng und laut“
„Für die Gäste ist die Hofstraße Stress“, erzählt Sebastian Karl, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Würzburger Gästeführer. Er läuft seit zehn Jahren mit Gruppen von der Residenz zum Dom und sagt, dass die Gäste gerade auf dem besonders schmalen Gehweg im oberen Teil im Gänsemarsch hinter einander her laufen. Und sie könnten ihre Führer dort nichts fragen. „Stehen bleiben, um etwas zu erklären, das geht erst wieder am Kiliansplatz“, sagt der Sprecher von 130 Gästeführern. „In der Hofstraße ist es dazu zu eng und durch den Verkehrslärm zu laut.“ Sie bedeute immer eine Unterbrechung der Stadtführung, was besonders schade sei, da „die Verbindung zwischen Residenz und Dom eigentlich eine der eindrucksvollsten historischen Achsen Deutschlands ist.“
Kommentar:
Von alledem wird mir so dumm
als ging ein Mühlrad mir im Kopf herum. (Goethe, Faust I)