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WÜRZBURG
Hörgenuss: Madrigalchor begeisterte mit dem Thema Heimat
Frank Kupke
 |  aktualisiert: 14.07.2017 04:07 Uhr

Die 20 Frauen und zehn Männer des Würzburger Madrigalchors unter Volker Hagemann hatten sich einiges vorgenommen. Sie wollten das Thema Heimat, das in der Kulturszene – auch in der Würzburger – gerade sehr in Mode ist, einmal umfassend musikalisch und ideengeschichtlich angehen. Beim gut besuchten Auftritt des Chors im Kardinal-Döpfner-Saal des Würzburger Burkardushauses ist dieses Vorhaben voll und ganz gelungen.

Einfühlsam und intonationsrein stellte der Chor einigen der beliebtesten deutschen Liedern wie Mendelssohns „O Täler weit“ und Brahms‘ „Da unten im Tale“ ein paar von Elgar gegenüber. Das Lied „The Fountain“ des Briten war durch die lautmalerischen Elemente und den hohen technischen Anspruch – den der Chor anstandslos meisterte – ein Highlight der Veranstaltung, die mehr war als ein bloßes Konzert.

Denn dass die Darbietungen so überzeugten, lag nicht bloß an der für einen Laienchor erstaunlichen Gestaltungskraft der Sängerinnen und Sänger, sondern auch am Konzept der Veranstaltung: Neben musikalischen Kompositionen, die das Thema Heimat behandeln, kamen auch Werke aus der Blütezeit der literarischen Romantik zu Gehör. Weil insbesondere in diesen Texten die ideellen Brüche zwischen den unterschiedlichen Ansätzen der Verfasser nicht zugekleistert, sondern stehengelassen wurden, entfaltete die Veranstaltung eine beachtliche Authentizität.

Das war freilich nicht zuletzt das Verdienst der überzeugenden Vortragskunst des Rezitators Elias Wolf, der von Haus aus Bassbaritonist ist und die rund 200 Jahre alten Texte mit so viel Stilsicherheit vortrug, dass sie zu neuem Leben erwachten. Das galt vor allem für die Passage aus Friedrich Schlegels „Rede über die Mythologie“, die mit ihren Ausführungen zur Sehnsucht des modernen Menschen nach Ursprünglichkeit auch heute noch eine Erklärung für den seit einigen Jahren zu beobachtenden Trend zu nichtinstitutionalisierter Religiosität liefern kann.

Einen schönen Kontrast zu derartigen gedanklichen Höhenflügen bildeten die gut geerdeten Darbietungen des Chores, der im zweiten Teil bei den Brahms-Liedern von der südafrikanischen Pianistin Esthea Kruger begleitet wurde.

Besonders schmissig und kraftvoll präsentierte der Madrigalchor Schumanns A-cappella-Lied „Ungewitter“. Die Sängerinnen und Sänger ernteten lang anhaltenden Beifall, nach dem eine Zugabe fällig war. Der Chor gab den hingerissenen Zuhörern noch das mittelalterlich angehauchte Felicitas-Kukuck-Lied „Es führt über den Main eine Brücke aus Stein“ mit auf den Nachhauseweg.

Tags darauf erklang das Konzert in der Zeller Versöhnungskirche.

 
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