Wenn sich der Himmel verdunkelt, es blitzt, donnert und kräftig regnet, dann gibt es bei vielen Acholshäusern sorgenvolle Gesichter. Zu oft wurde der Ort, der dreiseitig an steilen Hängen lehnt, von Überflutungen heimgesucht. Ganz schlimm war es zuletzt am 29. Mai 2016, als auch andere Orte im Raum Ochsenfurt nach Wolkenbrüchen schwer betroffen waren. Bei einem solchen Ereignis gibt es nicht nur Schäden an Gebäuden und Straßen, es geht auch viel wertvoller Ackerboden sprichwörtlich den Bach runter.
Um künftig mehr Wasser in der Fläche zurückzuhalten und Böden zu schützen, gibt es die Initiative "boden:ständig" des bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Ein entsprechendes Konzept wurde unter Federführung des Amts für ländliche Entwicklung auch für den Raum südlich von Würzburg entwickelt. Das Projektgebiet "Würzburger Süden" umfasst Teile der Gemarkungen von Reichenberg, Winterhausen, Giebelstadt, Ochsenfurt und Gaukönigshofen.
Erste konkrete Maßnahme ist der Bau einer Regenrückhaltung auf der Höhe östlich von Acholshausen. Am offiziellen Spatenstich nahm sogar die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber teil. Sie brachte die Zusage mit, dass der Freistaat Bayern das Vorhaben mit 60 000 Euro unterstützt. Ungefähr 110 000 Euro muss aber die Gemeinde Gaukönigshofen noch selbst aufbringen.
Das Programm "boden:ständig" setzt auf die Zusammenarbeit der Handelnden vor Ort. Träger sind die Städte und Gemeinden. Eine wichtige Rolle spielen Grundeigentümer oder -nutzer. In Acholshausen tauschte Landwirt Karl Barthel eine Fläche mit der Gemeinde Gaukönigshofen, damit die Rückhaltung gebaut werden kann. Im Würzburger Süden laufen Vorbereitungen für ähnliche Maßnahmen in Eßfeld und Winterhausen - ebenfalls Orte, die in jüngerer Vergangenheit schwer von Unwettern betroffen waren.
Zusammenspiel zwischen Kommunen, Eigentümern und Nutzern
Beim Spatenstich in Acholshausen sagte Ministerin Michaela Kaniber, dass es nicht nur um die Verhinderung materieller Schäden gehe. Unwetter hinterlasse Schäden in der Seele von Betroffenen, sei es, wenn sie Angehörige verloren haben, oder wenn sie bei jedem Gewitter erneut um Hab und Gut bangen. Jeder Liter Wasser, der zurückgehalten wird, sei wichtig. Umdenken sei in allen Bereichen nötig, auch im Wohn- und Gewerbebau, wo die Flächenversiegelung eingedämmt werden müsse. Die Maßnahme in Acholshausen könne eine Blaupause für folgende Projekte sein. Großes Lob für die Bereitstellung des Grundstücks zollte sie der Landwirtsfamilie Barthel, die auch Applaus der anderen Teilnehmer erhielt.
Bürgermeister Johannes Menth erinnerte an bisherige Bemühungen, um die Situation in Acholshausen zu entschärfen. Seit Jahren sprechen sich die Landwirte dort hinsichtlich der Fruchtfolge ab, um Abschwemmungen vorzubeugen. Das allein habe aber nicht gereicht. Auch der Bau der Rückhaltung sei nur ein Baustein von mehreren. In den Graben über den das überschüssige Wasser aus dem Rückhaltebecken abgeleitet wird, sollen im kommenden Jahr Kaskaden eingebaut werden, um den Abfluss in Richtung Dorf zusätzlich zu drosseln. Wichtige Ortskanäle werden grundlegend erneuert.
Zudem nimmt die Gemeinde am Sturzflut-Risikomanagement des Freistaats teil, um sich besser auf künftige Starkregenereignisse vorbereiten zu können. Kritisch merkte Menth dabei an, dass der Ortsteil Eichelsee im Juni drei Mal nach Starkregen überflutet wurde, staatliche Soforthilfe aber nur für Schäden aus dem Juli-Unwetter gezahlt werde.
Attraktiver Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Ein "Vorzeigeprojekt" nannte stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer die erste Maßnahme von "boden:ständig" im Würzburger Süden. Es gehe um den Schutz von Menschen und um die Sicherung des wertvollen, aber sehr erosionsanfälligen Lössbodens. Mit der naturnahen Gestaltung der Rückhaltung entstehe auch ein attraktives Zuhause für Tiere und Pflanzen.
Jürgen Bauer, Geschäftsführer der plan2.o Ingenieurgesellschaft Giebelstadt, gab Detailinformationen zu dem Projekt, dessen Planung nach ökologischen Gesichtspunkten vom Büro Fabion in Heidingsfeld vorgenommen wurde. Auf die Bedeutung des Bodenschutzes ging unter anderem Joachim Omert vom Amt für Ländliche Entwicklung ein. Denn nur wenige hundert Meter von dem Acholshäuser Projekt entfernt wurde kürzlich Schwarzerde entdeckt - einer der fruchtbarsten Böden der Welt.