zurück
WÜRZBURG
Hochhaus Augustinerstraße: Es geht ja doch noch was
Das kleine Jubiläum am 9. April dieses Jahres ist weitgehend unbeachtet geblieben. An diesem Tag vor fünf Jahren wurde das städtische Ämterhochhaus in der Augustinerstraße wegen akuter Einsturzgefahr geräumt – und steht seitdem vor sich hin.
Von unserem Redaktionsmitglied Holger Welsch
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:10 Uhr

Auch der Erwerb durch den Reichenberger Investor Informica Real Invest vor drei Jahren änderte daran nichts. Denn Unstimmigkeiten über die Höhe des Nachfolgebaus erforderten Umplanungen vom Bauherrn und verzögerten die Entscheidungen im Rathaus.

An diesem Dienstag geht's nun endlich weiter. Die Stadträte im Umwelt-und Planungsausschuss wollen den Vorhaben- und Erschließungsplan für den Tricyan-Tower, wie das neue zehngeschossige Wohn- und Geschäftshaus heißen soll, auf den Weg bringen. Beschließen soll den der Stadtrat Mitte Juli.

„Es wird ja auch langsam Zeit“, sagt Friedrich Schwab, Vorstandsvorsitzender von Informica Real Invest. „Wir haben alle Vorgaben erledigt und müssen nun abwarten.“

Daran ist Schwab mittlerweile gewohnt, weshalb er auch keine Prognosen über Abriss und Baubeginn mehr abgeben möchte. Beim Architektenwettbewerb für den Neubau Ende 2007 war er noch optimistisch und hatte von einer Grundsteinlegung Anfang 2009 gesprochen.

Stattdessen entzündeten sich zu dieser Zeit die Diskussionen im Stadtrat um die maximale Höhe. Diese wurde um zwei Meter auf 33,90 begrenzt.

Das sind rund 1,20 Meter höher als der jetzige Bau. Der Bauherr musste den Acht-Millionen-Bau mit 3200 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche umplanen. Den Bauantrag hat man laut Schwab bereits eingereicht.

Kritiker: Störend im Stadtbild


Dieser gründet auf den Erschließungsplan, gegen den es im Rahmen des Anhörungsverfahrens massive Einwände von Verschönerungsverein, Stadtheimatpfleger Hans Steidle, Bürgerinitiative Ringpark in Gefahr, Heiner-Reitberger-Stiftung und Nachbarn gibt.

Der Stadtheimatpfleger moniert unter anderem, dass der geplante Neubau „deutlich voluminöser als das Ämterhochhaus“ ausfalle, was die historische Silhouette der Altstadt beeinträchtige. Ähnlich sieht das die Reitberger-Stiftung, die zudem der Stadt vorwirft, einen Erhalt des 80 Jahre alten, denkmalgeschützten Hochhauses nicht ausreichend geprüft zu haben.

Die fehlende Rücksicht auf die bestehende Dachlandschaft bemängeln auch die Bürgerinitiative Ringpark in Gefahr wie der Verschönerungsverein (VVW), der schon länger gegen den Neubau mobil macht und sogar ein Bürgerbegehren angedroht hat.

Der VVW, der seine Einwände durch die Kanzlei Baumann-Anwälte vorgebracht hat, betont unter anderem, dass der Neubau „allein in privaten Interesse“ liege und zu dem einen unerwünschten „Präzedenzfall für vergleichbare Bauvorhaben“ schaffe.

Als Kompromiss schlägt der VVW vor, den Turm nicht höher als die Nachbargebäude zu errichten. Dieser Vorschlag stößt weder bei Stadt noch Stadtheimatpfleger auf Gegenliebe. Steidle: Der Verzicht auf ein Hochhaus bedeute „eintöniger Straßencharakter“.

Die Einwände der Neubau-Gegner sollen nach Vorschlag der Bauverwaltung weitgehend unberücksichtigt bleiben: Es treffe zwar zu, dass sich das Stadtbild verändere. Das sei beim Ämterhochhausbau 1930 nicht anders gewesen.

Und wie damals favorisiere man die „Formensprache der Bauzeit“, die man im Architektenwettbewerb ausgewählt habe. Der Ball liegt nun bei Stadträten.

Ämterhochhaus


Das so genannte Ämterhochhaus in der Augustinerstraße 9 entstand 1929/30 nach Entwürfen des Architekten Franz Kleinsteuber und galt aufgrund des Baustils der „neuen Sachlichkeit“ als architektonische Sensation.

Das Gebäude überstand den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. 2005 wurde das erste Hochhaus der Stadt aufgrund statischer Mängel geräumt.

Danach wollte die Stadt das Haus für einen Neubau an gleicher Stelle verkaufen. Der erste Investor sprang 2006 ab. 2007 erwarb es Informica Real für 1,25 Millionen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • v. b.
    Da hatte ich wohl Tomaten auf den Augen!
    Natürlich ist richtig: "insgesamt" 1,20 Meter.

    Wobei das ja so nicht ganz richtig ist...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • v. b.
    Ja, das neue Gebäude ist insgesammt 1,2 höher.

    ABER:

    Das bestehende Gebäude hat ein Walmdach. D.h. die Oberkante des Mauerwerks liegt bei 28,81 Metern.
    Das neue Gebäude soll ein Flachdach bekommen. D.h. Mauerwerk bis oben hin. 33,85 Meter.

    Das geplante Gebäude "wirkt" somit für den, der von unten hinaufschaut um "gefühlte" 5 Meter höher.

    Eine qualitätvolle Stadtplanung sollte m.M.n. auch solche subjektiven Wahrnehmungen beachten und auf diese Veränderungen hinweisen.

    Für den der Augen hat war diese Höhenwirkung außerdem klar an dem kurze Zeit an dem Gebäude angebrachten Lattengerüst zu erkennen!

    P.S.: Die Planunterlagen zum Neubau können auf der Homepage der Stadt heruntergeladen werden. Dann kann sich jeder selbst ein Bild machen!!!
    (http://www.wuerzburg.de/de/bauen-wohnen/planen/bauleitplanung/bebauungsplanungneu/altstadt/index.html)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. H.
    Warum gibt es immer noch Menschen, die denken das man diese Baracken noch stehen lassen sollte? Denkmalschutz?Ha ha, an diesem Gebäude? Das ist doch ein schlechter Scherz! Jeder Hundetrog aus den 50er Jahren wird plötzlich ein "Denkmal".

    Aber man sieht doch deutlich wie eingefahren Würzburg ist. Wegen 1,20 Meter macht man so einen Terz! Ach dieses Stadtbild leidet so sehr darunter.... langsam wirds echt lächerlich.

    Wenn das so weiter geht hat Würzburg gar kein Stadtbild mehr - und keine Kohle vor lauter "Denkmalschutz"..

    Man reist diesen hässlichen Trümmerhaufen endlich ab! 1,20 Meter, tsss..
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. H.
    das Stadtbild mehr als durch das noch jetzt stehende Hochhaus verschandelt werden soll ist mir ein Rätsel. Etwa wegen 1,20 m mehr in der Höhe? Oder sollte etwa eine andere Architektur schlimmer sein als das - für mich - abgrundhäßliche Hochhaus? Was hätten damals denn die Gegner einer neuen Architektur zu Balthasar Neumanns barocker Schönbornkapelle gesagt, die gnadenlos an ein romanisches Bauwerk geflanscht wurde? Oder gerne ein neueres Beispiel: wie groß war der Aufschrei als der Eingang zur "Schatzkammer" neu gestaltet wurde. Es ist kein negativer Ton mehr darüber zu hören, da die Lösung sehr gelungen ist.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    ...können wir ruhig die Stadt mit Bürgerentscheiden zupflastern.
    Wir müssen endlich aufwachen! Alles was hilft deutlich zu machen erbärmlich diese Stadtentwicklungspolitik ist kann nur gut sein.


    Die Neuwahl des Stadtbaurates fällt noch in die Zeit OB Rosenthals. Im Sinne unserer Stadt sollte Baumgarts Wirken in Würzburg nicht weiter als ein halbes Jahr nach den von OB Rosenthal gehen.

    Her Rosenthal: Bitte verkürzen sie die nächste Amtszeit des Stadtbaurates, damit Ihr Nachfolger einen verantwortungsvollen Nachfolger von Baumgart finden kann.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Ich wohne jetzt nichtmal 4 Jahre in Würzburg und werde am Sonntag zum 6ten mal aufgefordert meine Stimme abzugeben (und wenn morgen die Koalition platzt ist auch schon wieder Bundestagswahl). Einerseits ja schön, andererseits kostest das immens viel Geld und eigentlich haben wir doch einen Stadtrat der im Sinne des Volkes entscheiden sollte.
    Also mirwegen Demos damit sich was bewegt, aber noch nen Entscheid??
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    der Neubau auf dem Marktplatz ist ein Klacks im Vergleich zu dem was, dieses Hochhaus am Stadtbild anrichten wird. Die berühmte Würzburger Stadtsilhoutte wird versaut. Der Neubau soll wesentlich voluminöser werden und wird der mächstigste Turm in der Altstadt sein. Ein Bürgerentscheid wäre das angemessene Mittel um so eine wichtige Zukunftsfrage zu klären. In München war das nicht anders. Mein Onlinetipp: http://www.denkmalschutz-wuerzburg.de/index.php/Aktionen/Augustinerstra%dfe
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Nein, nicht jedes "alte" Gebäude muss zwangsläufig erhalten werden. Eben nur diejenigen, die den Status eines "Denkmals" haben - daher ja auch die Begrifflichkeit "Denkmalschutz". Und das Ämtergebäude in der Augustinerstraße ist nunmal ein solches Denkmal. Als erstes Hochhaus Würzburgs im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut, ist es ein (im wahrsten Sinne des Wortes) herausragendes Beispiel für die Stadtarchitektur der 1920er, die leider ansonsten mitsamt eines Großteils der barocken Gebäude 1945 untergegangen ist. Es ist schade und zeigt einmal mehr den stumpfen Provinzintellekt des Würzburger Stadtrates, dass über eine Sanierung und Neunutzung des Gebäudes nie ernsthaft diskutiert wurde. Stattdessen stellt man sich den bereits erwähnten Forumsbau auf den Marktplatz und verbaut damit den einmaligen Blick auf die Festung oder genehmigt an anderer Stelle ein Hochhaus im wenig rühmlichen Glasbeton-Stil, das jedem Würzburger bekannt sein dürfte und dessen Bedeutung für die Stadtgeschichte höchstens die Erinnerung an die fatalen Jahre unter Stadtwachtel Beckmann ist.
    Dass aber in Würzburg solche Ausführungen vergebene Liebesmüh sind, zeigt schon der Beitrag von "hundkatze". Das intellektuelle, grammatische und orthographische Niveau dieses Beitrags steht wohl stellvertretend für einen Großteil der Würzburger Provinz.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • N. G.
    die Denkmalschützer sollten sich mal über die Kosten Gedanken machen, ob wirklich jedes "alte" Gebäude zu erhalten ist. Ich halte z.B. den Denkmalschutz der Faulenbergkaserne für absolut lächerlich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • S. G.
    Ja das fehlt noch... ein Bürgerbegehren zum Ämterhochhaus. Damit es für die Würzburger wieder was zu verhindern gibt.
    Heute nachmittag habe ich übrigens mal einen Blick auf das Haus (Schuhhaus Degen) am Vierröhrenbrunnen geworfen. Dort wird gerade die Fassade montiert. Und was ich bisher sehe sieht weit besser aus, als die Grafik, die die MP gedruckt hatte. Es scheint also doch auch zu gehen. Sieht man ja auch bei S.Oliver. Toller Neubau.
    Die VR-Bank jedoch ist aus einem hässlichen Klotz aus- und in einen noch hässlicheren Klotz eingezogen grinsen Aber wenn man drin sitzt, muss man es wenigstens nicht anschauen grinsen
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    es ist zum totlachen, wie immer in Würzburg sehr viel Korindenkacker die dazu was sagen möchten!!!!, wegen 1,2ß m egal aber der Senf gehört dazu
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten