Die aktuelle Hitze fordert Rettungsdienste und Kliniken in Mainfranken. Die Zahl der Einsätze hat sich vor allem im südlichen Bereich seit Montag deutlich erhöht. Nach der Vorwarnung durch den Deutschen Wetterdienst hat der Rettungsdienst-Zweckverband Würzburg bereits letzte Woche alle Organisationen aufgerufen, ihre Ressourcen aufzustocken. Krankenwagen- wurden in Rettungswagenschichten umgewandelt. Notfallrettung geht dann vor Krankentransport.
Der Verband ist zuständig für Stadt und Landkreis Würzburg sowie die Landkreise Main-Spessart und Kitzingen. Geschäftsführer Paul Justice schloss am Mittwoch, dem bisher heißesten Tag des Jahres, einen weiteren deutlichen Anstieg bei den Einsätzen im Laufe des Tages nicht aus. In Würzburg hat der Wetterdienst um 13 Uhr bereits 34 Grad gemessen, 38 wurden bis zum frühen Abend erwartet.
Vor allem ältere Menschen müssen versorgt werden
Die Leitstelle in Würzburg sowie die Rettungsdienste BRK, Malteser und Johanniter berichten, dass sie bei ihren Notfalleinsätzen vor allem ältere Patienten zu versorgen hätten. "Vielfach war Flüssigkeitsmangel die vermutliche Ursache", erklärt Justice. Kaum Probleme gebe es dagegen bei Arbeitern, die im Freien tätig sind. Laut Justice mussten in den vergangenen Tagen auch dienstfreie Notärzte zur Bewältigung der Einsätze aushelfen.
Bei der derzeitigen Hitze ist das Rettungsdienstpersonal doppelt gefordert: Die Sanitäter werden zu mehr Einsätzen alarmiert - und das bei starker körperlicher Belastung wegen der hohen Temperaturen. Auch deshalb habe man das Personal verstärkt. "Noch ist aber alles im grünen Bereich", sagt Christina Gold, Sprecherin der Malteser in Würzburg.
Leitstelle Schweinfurt: Doppelt so viele Hitzeeinsätze wie im Vorjahr
Hitzschlag, Sonnenstich, Kreislaufkollaps: Die Rettungsleitstelle Schweinfurt - zuständig für das nördliche Mainfranken - hat von Montag bis Mittwochmittag 31 Hitze-Einsätze gezählt. Das sind zwar fast doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres, Engpässe bei der Versorung gibt es laut Leitstellenchef Thomas Schlereth aber nicht. Immerhin fahren die Rettungsdienste in diesem Bereich durchschnittlich 250 Einsätze pro Tag.
"Wir haben gut zu tun, können das aber derzeit noch gut bewältigen", so Schlereth. Er geht davon aus, dass wegen der noch höheren Temperaturen das südliche Mainfranken stärker betroffen ist. Angesichts der Wetterprognosen sei auch in den kommenden Tagen mit verstärkten Hitze-Einsätzen zu rechnen. Schlereth appelliert an die Bevölkerung, sich zu schützen: "Viel Trinken, nicht in die pralle Sonne gehen und, wo möglich, für kühle Temperaturen sorgen."
Problem: Ältere Leute trinken oft zu wenig
Prof. Peter Sefrin, Chefarzt der BRK-Kreisverbandes Würzburg, empfiehlt, die tägliche Trinkmenge von rund zwei Litern mindestens um einen Liter zu erhöhen. Da bei älteren Menschen oft das Durstgefühl verloren geht, hätten sie schon unter normalen Umständen kaum eigenen Antrieb zu trinken. "Bei Hitze verschärft sich das Problem, denn es wird mehr Flüssigkeit durch Schwitzen ausgeschieden."
Mehr Arbeit bringt die Hitze auch den Krankenhäusern. Beispiel Uniklinik Würzburg: Hier schlagen diese Woche etwa fünf Hitzefälle pro Tag auf, gefragt ist vor allem die Innere Medizin, in einzelnen Fällen auch die Kinderklinik. Wie Prof. Thomas Wurmb von der Notfall- und Katastrophenmedizin auf Anfrage berichtet, habe man es mit Sonnenstichen, Kreislaufkollaps und Nierenversagen wegen Wassermangel zu tun.
An der Uniklinik derzeit fünf Hitzefälle pro Tag
Teils müssten die Patienten stationär, teils könnten sie ambulant versorgt werden. Insgesamt sei die hitzebedingte Lage aber noch nicht dramatisch. Auch auf den Stationen achtet die Uniklinik dieser Tage verstärkt darauf, dass vor allem ältere Kranke genügend trinken oder die Infusionen erhöht werden.
Unterdessen haben am Mittwoch Tausende Menschen in Mainfranken Abkühlung in den Freibädern gesucht. Einen besonderen Ansturm erlebte das Geisbergbad in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg). Weil das Würzburger Dallenbergbad ab Mittag durch den Firmenlauf belegt war, wichen viele dorthin aus. "Es ist wahnsinnig viel los", hieß es am späten Nachmittag an der Kasse, teilweise mussten Badegäste 20 Minuten in der Kassenschlange warten.