Einer ist grasgrün, der andere bonbonrot. Frisch herausgeputzt gehören die beiden Schlepper der Hersteller Fendt und Porsche zu den Prunkstücken der Traktoren-Ausstellung beim Günterslebener Maternusfest. Besondere Höhepunkte sind außerdem ein alte Dreschmaschine im Betrieb sowie der mit 476 PS leistungsstärkste Traktor Unterfrankens. Insgesamt sind es über 60 der oft jahrzehntealten, vierrädrigen Arbeitsgeräte. "Brauchen tut die heute keiner mehr", findet Bernhard Ziegler, der in den 1960er-Jahren die Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker abgeschlossen hat: "Ohne ein gehöriges Stück Herzblut und den Erinnerungen ist es nicht erklärbar, warum immer noch so viele ihre alten Traktoren hegen und pflegen."
Besonders ins Herz geschlossen hat er den Porsche Diesel junior, der seinem Bruder Josef gehört. Sein Lehrbetrieb, die Firma Biermann aus Würzburg, hat diese seit Ende 1950er Jahre in Friedrichshafen in Massenproduktion hergestellten Traktoren in der Region vertrieben. Bekannt als "rote Invasion" lief damals in den besten Zeiten alle fünf Minuten ein "Volksschlepper" vom Band. "Die Porsche waren den anderen ein ganzes Stück voraus", erklärt Ziegler den Erfolg. Sie seien robust, einfach zu bedienen und mit einer ölhydraulischen Kupplung ausgestattet auch technisch fortschrittlich gewesen. Nicht nur in Güntersleben, im gesamten Landkreis erfreuten sie sich denn auch besonderer Beliebtheit, erinnert er sich.
Unermüdliche Helfer auf vier Rädern
Ohne den unermüdlichen Helfern auf vier Rädern hätten viele Landwirte, die wie Ziegler im Nebenerwerb Äcker bewirtschafteten, nicht so lange durchgehalten. Noch bis weit in die 1970er-Jahre, zum Teil sogar noch in den 1980er-Jahren seien sie regelmäßig im Einsatz gewesen. Ebenso wie der Porsche Diesel junior gehört der Fendt-Traktor von 1957 der Familie Wolf zur ersten Generation Traktoren, die in den 1950er-Jahren rasch die damals noch zahlreichen Pferdefuhrwerke ablöste.
Das "Dieselross" wie die Typenbezeichnung des Fendt passenderweise heißt, hat der Vater von Thomas Wolf erworben, einer von nur noch wenigen Vollerwerbslandwirten im Ort. "Mit einem solchen Modell hat er regelmäßig auf dem Feld gearbeitet", erzählt er. Technisch überholt, sei er verkauft worden. Kaum im Ruhestand erinnerte sich der Vater an das unverwüstliche Arbeitsgerät und erwarb einen Oldtimer des gleichen Typs. "Wir wollen damit den Kindern zu zeigen, wie früher auf den Feldern gearbeitet wurde", erzählt der dreifache Vater. Bei den Wolfs saust heute ein moderner Fendt vario über die Felder - mit GPS-Satellitenempfang, viel Elektronik und 160 PS Leistung.
Heute dreimal so schnell unterwegs
Die Ausstellung der Schlepperfreunde veranschaulicht diesen Wandel in der Landwirtschaft eindrucksvoll: Während den 14 beziehungsweise 15 PS starken Traktoren 20 Kilometer in der Stunde genügten, so sind die von heute dreimal so schnell unterwegs. Der größte und leistungsfähigste Traktor in Unterfranken gehört dem Juliusspital und beeindruckt mit 476 PS. "Ebenso wie die Betriebe immer größer geworden sind und die kleinen Betriebe verschwanden, so sind auch die Maschinen immer weiter gewachsen", bringt Bernhard Ziegler den Strukturwandel auf eine einfache Formel. Von einstmals über 60 Bauern, die ihre Milch am Günterslebener Milchhäuschen abgeliefert haben, sind nur vier große Betriebe geblieben.
Das Maternusfest zu Ehren des Kirchenpatrons wird in diesem Jahr von der Eigenheimervereinigung Güntersleben ausgerichtet. Das dreitägige Festwochenende startet am Samstag, 7. September, um 12 Uhr mit dem Fußballturnier der Vereine. Am Sonntag ist um 9 Uhr Festgottesdienst, anschließend Bieranstich durch die Bürgermeisterin. Um 14 Uhr starten die oft jahrzehntealten Traktoren an der Festhalle zum Umzug durch den Ort. Am Montag runden der Seniorennachmittag und am Abend der Tag der Vereine das Fest ab.