
Wenn der Monteverdi-Chor und sein Leiter Matthias Beckert zu einem Konzert einladen, dann steht oft ein musikalisches Highlight jenseits der bekannten Chorliteratur auf dem Programm. Denn die jugendlichen Stimmen, Studenten und Alumni der Universität präsentieren immer wieder selten oder nie zu hörende Stücke. So auch beim Adventskonzert, bei dem "Die Kinder zu Bethlehem" ("Les Enfants à Bethléem") des 1863 geborenen Gabriel Pierné zu Gehör kommen.
Dieses "Mysterium in zwei Akten" erzählt das Wunder der Weihnacht aus der Sicht von Hirtenkindern, die die Ereignisse um die Geburt des Kindes und die Ankunft der Könige kommentieren, von Maria, Ochs und Esel berichten. Es sind ausschließlich die Frauenstimmen, die die Aussagen der Kinder mit blitzsauberen Tönen interpretieren, begleitet von dem animiert aufspielenden großen Orchester der Jenaer Philharmonie, das den hochromantischen Orchestersatz lautmalerisch, federleicht oder hochexpressiv gestaltet und auch den vom Komponisten hörbar geformten Übergang zur Moderne herausarbeitet.
Voll besetzte Neubaukirche
Immer wieder schälen sich Soloinstrumente heraus, die die Solisten begleiten. Da harmoniert der klare, schwebende Sopran von Anna Feith mit Flöte und Harfe ("Kinderlein, zierlich und nett…"), die mit Textverständlichkeit und strahlender Höhe besticht. Da verschmilzt der lyrische und warme Alt von Barbara Bräckelmann mit dem Cello ("Jede Undankbarkeit lernt hassen…"), deren edle Stimme auch ohne Orchester den Konzertraum der voll besetzten Neubaukirche füllt ("Er ist’s").
In das klanglich geschickt zusammengestellte Solistenensemble fügen sich die feinsinnige Maine Takeda, die höhensichere Rebecca Suta und die facettenreich gestaltende Mechtild Söffler (alle Sopran). Die Männerstimmen besetzen der Bariton Stefan Stoll, der auch als Erzähler mit angemessener Gestaltung gefällt, und der Tenor Michael Ha. Der übernimmt im zweiten Teil des beeindruckenden Konzertabends einfühlsam die Rolle des Evangelisten in "Die Geburt Jesu" von Felix Woyrsch, einem der erfolgreichsten deutschen Oratoriumskomponisten um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, dessen eher spröde Klangfarben samt eingeflochtener Choralmelodien festlich-fromm daherkommen.
Hier wie auch in Hermann Zilchers "Nachtmusik" erklingen auch die präzise und wohlgeformten Chorstimmen der Männer, die gemeinsam mit den Frauenstimmen ein Gedicht von Elisabeth Dauthendey in Töne kleiden und teils gewaltig, teils sanft für eine weihnachtlich-erfüllte Stimmung sorgen.