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OCHSENFURT
Hinter dem Altar trocknete der Schinken
Schmuckstück: Dank des Fördervereins ist die Wolfgangskapelle wieder zu einem architektonischen Kleinod geworden.
Foto: Klaus L. Stäck | Schmuckstück: Dank des Fördervereins ist die Wolfgangskapelle wieder zu einem architektonischen Kleinod geworden.
Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:29 Uhr

Sie war eine Ruine. Risse klafften in den Wänden. Der Boden hatte sich schon abgesenkt. Die kleine Kapelle am Wolfgangsberg hatten viele Ochsenfurter schon aufgegeben, derart desolat war ihr Bauzustand. Dass die Kirche – erbaut wurde sie 1466 – heute so schmuck da steht, ist vor allem dem Freundeskreis St. Wolfgang zu verdanken, der sich vor 30 Jahren, im Oktober 1983, gründete.

Josef Müller war bei der Gründung des Fördervereins dabei und übernahm von Anfang an gleich Verantwortung. Zunächst als zweiter, später als Vorsitzender des Vereins. Noch gut erinnert er sich an die vielen Zweifler, die der Wolfgangskapelle vor 30 Jahren kaum eine Chance gaben und einer Renovierung skeptisch gegenüberstanden.

„Gott sei Dank setzten sie sich nicht durch“, sagt Müller. „Sonst wäre das Kirchlein verfallen.“ Schnell gab es auch mehr Optimisten als Skeptiker. Kaum gegründet hatte der Förderverein rund 500 Mitglieder und war damit hinter dem Turnverein der zweitstärkste Verein in Ochsenfurt. „Auch, weil Mr. Wolfgang, wie wir ihn nannten, fast die Hälfte davon persönlich warb“, sagt Müller. Mr. Wolfgang, das ist der ehemalige Stadtkämmerer Fritz Deucker – „ein alter Ochsenfurter, dem die Kapelle nicht egal war“, weiß Müller.

Den Aktenstapel umgedreht

Glück hatte der Förderverein auch mit dem Architekten. Erich Schweser, nach der Vereinsgründung auch der erste Vorsitzende des Freundeskreises, hatte gute Verbindungen zur Kirche und reichlich Erfahrungen mit Kirchenrenovierungen. „Vitamin B spielte natürlich auch eine Rolle“, lacht Müller und erzählt, dass jemand im Kultusministerium den Stapel Förderanträge umgedreht hatte und somit die Wolfgangskapelle plötzlich oben lang. Zwei Millionen Mark kostete die Renovierung der Kapelle. Die Hälfte davon zahlte das Ordinariat, den Rest übernahmen Landkreis, Stadt und Freistaat. Auch der Freundeskreis St. Wolfgang beteiligte sich an den Kosten. 100 000 Mark brachte der Verein ein und sanierte die Ringmauer in Eigenleistung.

Bis alles in trockenen Tüchern war, zogen drei Jahre ins Land. 1986 begann der Freundeskreis mit der Renovierung. Auch die Kreuzbruderschaft und die Kolpingfamilie beteiligten sich und beseitigten erst einmal Halden an Schutt und Müll, die sich mittlerweile im Mesnerhaus und in der Kapelle angesammelt hatten. „Der Platz sah verheerend aus“, erinnert sich Müller. Ein Esel lief umher und hinter dem Altar entdeckten die Handwerken Schinken, den der Mesner dort trocknete.

Drei Jahre, 1989, später konnte die Kapelle wieder eingeweiht und das legendäre Wolfgangsfest, dessen Anfänge auf das Ende des 17. Jahrhunderts zurückgehen, auch wieder im umfriedeten Außenbereich gefeiert werden.

Josef Müller erklärt auch, warum die Wolfgangskapelle oberhalb der Bundesstraße 13, südlich von Ochsenfurt, steht. Vermutlich war die Kirche ein Rastplatz für Pilger auf ihrer Wallfahrt nach Sankt Wolfgang im Salzkammergut, dem damals bekanntesten Wallfahrtsort Österreichs. „Der Wolfgangspilgerweg war gekennzeichnet durch Kirchen als Anlaufstelle für die Pilger“, weiß Müller. Meist lagen die Gotteshäuser außerhalb der Städte. Denn wegen der Seuchengefahr wollte niemand, dass die Pilger in die Städte gehen. Sie wurden verköstigt – „und man war froh als sie wieder weg waren“, sagt Müller.

Für die kirchliche Betreuung der Kapelle waren die Kapuzinermönche verantwortlich. Vom Brunnen der Wolfgangskapelle aus wurde das Wasser ins Kloster (heute Haus Franziskus) geleitet. Die Wolfgangskapelle selbst gehört der Benefizien-Stiftung. Sie ist also im Besitz der Kirche. „Die Stiftung gehörte nicht zu den reichen Pfründen“, sagt Müller. So kam es auch, dass die Kapelle nach und immer mehr verfiel.

Noch heute fühlt sich der Freundeskreis St. Wolfgang für den Erhalt der Kapelle verantwortlich. Vorsitzender ist Barsom Aktas. Seine Leidenschaft für die schmucke Kapelle hat ihren Ursprung in jungen Jahren. Als Ministrant diente er bei vielen Gottesdiensten auf dem Wolfgangsberg. Er kann sich auch noch gut an die Sternwallfahrt 1994 – zum 1000. Todestag des Heiligen Wolfgang von Regensburg erinnern.

Fledermäuse umsiedeln

Als nächstes kommt die Sanierung der über 100 Jahre alten Kirchenorgel auf den Freundeskreis zu, sagt Aktas. Auch dies wird keine leichte Aufgabe. Denn der Holzwurm sitzt mittlerweile im Instrument und muss erst einmal entfernt werden. Das wird heutzutage mit Gas gemacht, das in die Kapelle geleitet wird. „Vorher verlangt die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt aber, das die Fledermäuse, die sich mittlerweile im Dachstuhl heimisch fühlen, umgesiedelt werden“, erzählt Aktas. Sie sollen ins Mesnerhaus nebenan. Und wenn alles hergerichtet ist, wieder im Dachstuhl angesiedelt werden.

Der 30. Geburtstag des Freundeskreises wird an diesem Sonntag im Rahmen des Wolfgangsfestes gefeiert. Nach der Messe, die um 10.30 Uhr beginnt, wird gefeiert – vor der Kirche und ohne Musik, damit sich die Gäste auch unterhalten können. Wegen der schönen Atmosphäre ist das Wolfgangsfest vor allem bei Familien besonders beliebt.

Im Jahr 1988: Restaurierungsarbeiten an der Kapelle.
Foto: G. Meissner | Im Jahr 1988: Restaurierungsarbeiten an der Kapelle.
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