Die Zwischennutzung geht weiter: Das Sudhaus des Bürgerbräu zeigt noch an zwei verlängerten Wochenenden (Do. bis So) "Iteration 2" – mit rund 15 Künstlern und Künstlerinnen einmal quer durch Gegenwartskunst: vom farbigen Tierbild im Großformat bis zur stillen Videomeditation, von Plastiken, die mit Licht und Schatten wirken, bis zur überdimensionalen Diskokugel, die auf dem Fabrikboden liegt.
Dass sich die sehr unterschiedlichen Ansätze zu einer einheitlichen Ausstellung abrunden, das wird dem Besucher sofort bewusst, wenn er sich fragt, ob die Blumenvasen auf den Bistrotischchen mit ihren trockenen Doldengestecken denn wohl zur Kunst dazugehören oder lediglich Dekoration sind. "Wir haben mit der Maßgabe ‚divers’ kuratiert", erklärt Katha Schmidt: "Kunst und Design, Frauen und Männer, alt, jung, Newbies und prominentere Namen sollten dabei sein."
Wobei "wir" die "Monaden" sind. Die Veranstaltergruppe spielt damit auf das Wort Nomaden an, denn der halbfertige Saaleinbau in der historischen Brauerei ist nicht der feste Wohnsitz, den die Monaden künftig immer mit Kunst bespielen möchten. In ihrer eigentlichen Bedeutung sind Monaden aber philosophische Wesenheiten, die keinen Bezug untereinander haben, aber dank einer vorherbestimmten Harmonie auch gar keine Kommunikation brauchen, weil immer alles gut ist; Gotthold Wilhelm Leibniz hat sich das ausgedacht und ist damit berühmt geworden.
Jeder fuhrwerkt nach seiner eigenen Inspiration
Auf das Ausstellungskonzept angewandt heißt das: Jeder fuhrwerkt nach seiner eigenen Inspiration, aber hinterher passt alles zusammen. Schon im Oktober richteten die Monaden die Ausstellung "Iteration" aus, aber kaum waren die Vernissagefestivitäten verklungen, musste coronabedingt geschlossen werden. Zwar durften die Monaden alles so stehen lassen. Aber das ging nicht. Das Sudhaus hat bisher keine Installationen; denn die sollen erst gelegt werden, bis mal geklärt ist, ob ein Restaurant und wenn ja, von welcher Art, hier einzieht.
Bis dahin sind Provisorien nötig, und dafür haben sich die Junggaleristen mächtig ins Zeug gelegt. Schmidt sagt erleichtert: "Die Monaden kommen zum Glück aus der Festivalkultur von Würzburg und Berlin." Will sagen: Das Strippenziehen gehört für sie zum täglichen Broterwerb, und sie haben Beziehungen zu Anlagen-Verleihern, mit deren Hilfe sie Video-Installationen bauen und den Bildersaal in eine Konzertbühne verwandeln können.
Noch sechs Performances bis zum 1. August
Kurz: Die Monaden zogen "Iteration 2" richtig perfekt auf. Doch wie die künstlichen Grotten in Barockgärten die vollendete Symmetrie durchbrechen, so gibt es auf dem Bürgerbräu auch ein halbhoch gekacheltes Nebengelass mit richtig klassisch provisorischen Zügen. Gut, die Betonwände im Hauptsaal erinnern an Rohbauten. Andererseits ist das vielseitige Mauermaterial in seiner eigenen Ästhetik längst anerkannt: Grauer Putz darf endgültig bleiben.
Bevor die Monaden am 1. August hier wieder weggehen, veranstalten sie noch sechs Performances. Aus denen ragt junk-E-cat am 30. Juli hervor. Es empfiehlt sich eine Kartenvorbestellung im Internet (www.monaden.de), denn die Veranstaltungen finden erst ab einer Mindest-Besucherzahl statt.
Die Ausstellenden sind vom Bürgerbräu die Ateliers Botanimalia und Trias; Tanja Oppel, Daniele Dell'Eva, Felicitas Jander, ATE Crew, Unity Art, Marc Peschke, Alexandra Bald, Maximilian Satzinger, Vera Zimmermann und Mario Schmitt.