
Mit einem beeindruckenden Konzertauftakt startete der Arbeitskreis Kultur Zell in das Veranstaltungsjahr 2025. Unter dem Titel "Himmlische Sirenen" präsentierten fünf junge Musikerinnen und Musiker Werke von komponierenden Nonnen aus dem italienischen Barock – und das im ehemaligen Unterzeller Frauenkloster. "Passender geht es doch gar nicht", dachte man sich beim Arbeitskreis, als die Sängerin Kea Niedoba das Angebot für einen Gastauftritt übermittelte. Erfreulicherweise strömten am Konzertabend die Gäste in den Altort und alle Sitzplätze im Kapitelsaal waren besetzt. Zu den Zuhörern gehörten zum Beispiel Oberzeller Franziskanerinnen, der Marktgemeinderat und Kulturreferent Thomas Hetterich sowie Altbürgermeisterin Anita Feuerbach.
Nach dem Einzug der in Freiburg lebenden Sopranistin Clara Maria Kastenholz (als wunderbare Vertretung für die erkrankte Katharina Schneider) und der Mezzosopranistin Kea Niedoba (bekannt aus dem Vokalensemble canto chiaro) erklärte Philipp Steigerwald (ebenfalls canto chiaro), wie es zu dem Titel kam. Im 16. und 17. Jahrhundert waren die Möglichkeiten zur musikalischen Ausbildung für Frauen rar gesät. Eine war das Erlernen der Musik im Kloster. Innerhalb der üblichen klösterlichen Strukturen in Italien im 17. Jhr (strikte Regeln, Ausgangsbeschränkungen) entstanden alle am Konzertabend aufgeführten Werke. Vor allem in reicheren Klöstern, in denen Frauen aus den gehobeneren Schichten lebten, entwickelten sich vokale und instrumentale Ensembles, die überregional bekannt wurden. Oftmals fiel der Vergleich mit Musik von den Engeln aus dem Himmel und es entstand eine gewisse Mystik um die Nonnen, die schon ohne ihren Gesang, Ansehen als himmlische Wesen auf Erden genossen. Beim Konzert im Kapitelsaal hörten die Gäste Werke von acht Komponistinnen, die jeweils mindestens eine Sammlung an geistlichen Stücken in Druck gegeben hatten. Neben dem Organisten Philipp Steigerwald wurden die Sängerinnen von Merle Bastin am Cello und dem Lautenist Oleg Czuchlieb eindrucksvoll begleitet. Beseelt lauschten die Gäste den hochtalentierten Musikerinnen und Musikern und konnten sich am Ende kaum von der außergewöhnlichen Atmosphäre im historischen Kapitelsaal trennen.
Von: Sabine Pichler (Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit, Markt Zell a. Main)
