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WÜRZBURG
Hilfe bei extremem Übergewicht
Ein Teil des interdisziplinären Team des Adipositaszentrums: Unser Bild zeigt (von links) Jenni Försch (Studienschwester), Dr. Christian Jurowich (Chirurgie), Dr. Wiebke Fenske (Endokrinologie, stehend), Dr. Gwendolyn Bender (Endokrinologie), Dr. Matthias Kroiß (Endokrinologie, stehend) und Privatdozent Dr. Andreas Thalheimer (Chirurgie).
Foto: Universitätsklinikum | Ein Teil des interdisziplinären Team des Adipositaszentrums: Unser Bild zeigt (von links) Jenni Försch (Studienschwester), Dr. Christian Jurowich (Chirurgie), Dr. Wiebke Fenske (Endokrinologie, stehend), Dr.
dom
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:20 Uhr

Als erstes Klinikum in Bayern kann sich das Würzburger Universitätsklinikum seit Dezember mit einem zertifizierten Kompetenzzentrum für Adipositaschirurgie schmücken. So steht es in einer Pressemitteilung der Einrichtung. Das Adipositaszentrum Würzburg an sich besteht allerdings schon länger: Seit 15 Jahren eröffnet es Menschen mit krankhaftem Übergewicht ein interdisziplinäres Therapieangebot.

Wer bei Dr. Christian Jurowich, dem Leiter des Adipositaszentrums, und seinen Kollegen vorstellig wird, ist nicht einfach „nur“ zu dick. Tatsächlich bringen viele der Patienten annähernd 200 Kilogramm auf die Waage. Und fast alle haben eine lange Krankheitsgeschichte mit vielen fehlgeschlagenen Diäten, Kuren und anderen konservativen Behandlungsversuchen hinter sich.

Am Adipositaszentrum treffen sie laut Pressemitteilung auf ein rund 15-köpfiges Expertenteam aus Chirurgen, Endokrinologen, Psychologen und Ernährungsberatern. Die Zertifizierung zum Kompetenzzentrum für Adipositaschirurgie erhielt die Einrichtung von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). „Dazu haben wir in einem umfangreichen Zertifizierungsverfahren nachgewiesen, dass wir bei Infrastruktur, Leistungsangebot, Behandlungszahlen und Qualitätsmanagement alle erforderlichen Kriterien und hohen Standards erfüllen“, berichtet Jurowich.

Im vergangenen Jahr hatten die Mitarbeiter des Zentrums annähernd 900 Patientenkontakte. 120 Personen entschieden sich für eine Adipositas-Operation. Eine Möglichkeit dabei ist, den Magen zu verkleinern und damit die Menge der Nahrung, die auf einmal aufgenommen werden kann, zu begrenzen. Alternativ dazu kann die Fläche reduziert werden, über die der Körper Nährstoffe aufnimmt. Auch Kombinationen dieser beiden grundsätzlichen chirurgischen Ansätze sind möglich.

„Welches der Verfahren letztlich für den Einzelnen in Frage kommt, hängt von seiner Vorgeschichte und seinen Essgewohnheiten sowie von weiteren Faktoren ab“, so Jurowich.

Großen Wert legte die DGAV bei der Zertifizierung auf den Nachweis einer umfassenden und gut strukturierten Nachsorge. „Innerhalb der ersten zwölf Monate nach der Operation verlieren die Patientinnen und Patienten das meiste Gewicht. In dieser Phase ist die Nachsorge sehr dicht“, schildert Jurowich. Überwacht werden beispielsweise Vitamin- und Spurenelement-Mangelerscheinungen sowie eventuelle psychologische Probleme.

Auch Patienten, die ihr Zielgewicht erreicht haben, müssen regelmäßig auf Mangelzustände und die weitere Gewichtsentwicklung hin kontrolliert werden – gemäß den Leitlinien der Adipositas-Chirurgie letztlich ein Leben lang. „Ein großer Vorteil für die Patienten ist hierbei, dass sie bei uns vom Erstkontakt bis zur Nachsorge vom selben Team betreut werden“, betont der Leiter des Adipositaszentrums.

„Machen Menschen gesunder“

Hinsichtlich der Behandlungsziele ist es dem Chirurgen wichtig, die richtige Perspektive aufzuzeigen: „Die Adipositas-Chirurgie ist keine Lifestyle-Intervention. Wir machen die Menschen nicht schlank, aber wir machen sie gesünder!“, heißt es in der Pressemitteilung. Schließlich sei für stark übergewichtige Menschen das Risiko, an Diabetes mellitus Typ II, Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfällen, Gelenkleiden sowie bestimmten Krebsarten zu erkranken, deutlich erhöht. Hinzu kommen Atembeschwerden bei Belastung, Sodbrennen und verschiedene andere Sekundärerscheinungen.

„Interessanterweise haben unsere Eingriffe positive Wirkungen, die weit über die Tatsache hinaus gehen, dass die Patienten aufgrund des kleineren Magenvolumens weniger essen können“, berichtet Jurowich. „So verschwindet zum Beispiel in Folge der Eingriffe bei vielen Typ II-Diabetikern innerhalb kurzer Zeit ihre Zuckerkrankheit. Auch andere, vorteilhafte hormonelle Effekte stellen sich ein.“ Da diese Wirkmechanismen der Adipositas-Operationen bei weitem nicht verstanden sind, besteht für die Würzburger Uni-Mediziner neben der klinischen Praxis auch noch großer Forschungsbedarf.

Sprechstunde am Adipositaszentrum in der Oberdürrbacher Straße 6 ist Montags zwischen 8 und 16 Uhr. Tel. (09 31) 20 13 99 99.

 
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