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Zell
Hexenjagd im Sommertheater
Im Stück 'Herr, öffne meine Lippen' erlöst der Arzt Dr. Friedrich, gespielt von Bernd Spengler, schließlich die Schwestern von ihrer Besessenheit und beendet damit die Hexenjagd.
Foto: Sabine Pichler | Im Stück "Herr, öffne meine Lippen" erlöst der Arzt Dr. Friedrich, gespielt von Bernd Spengler, schließlich die Schwestern von ihrer Besessenheit und beendet damit die Hexenjagd.
Bearbeitet von Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 01.08.2019 02:11 Uhr

1749 geriet Zell wegen des spektakulären Hexenprozesses um Maria Renata Singer in den Fokus der Öffentlichkeit. Auch 2019 dreht sich in Zell wieder alles um den Hexenwahn. Denn die Theater-Company Zell unter Leitung von Norbert Bertheau inszeniert die damaligen Geschehnisse in ihrem Theaterstück „Herr, öffne meine Lippen“. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

Die Gemeinde Zell hatte das Stück bei Roman Rausch in Auftrag gegeben und der gemeindliche Arbeitskreis Kultur kümmerte sich mit zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern als Veranstalter um die Organisation, Logistik und die Bewirtung der Gäste. Insgesamt gab es sechs Vorführungen.

Spielort war der Vorhof der evangelischen Versöhnungskirche.
Foto: Sabine Pichler | Spielort war der Vorhof der evangelischen Versöhnungskirche.

Aufgeführt wurde das Stück im Vorhof der evangelischen Versöhnungskirche in Zell, am Originalschauplatz, dem ehemaligen Kloster Unterzell. Die beeindruckende Klosterruine war bewusst Teil der Inszenierung. Die Zuschauer wurden mitten ins Geschehen versetzt, waren selbst eingeschlossen von hohen Mauern. Sie fühlten am eigenen Leib das damals bedrückende, düstere Klosterleben - abgeschottet von der sich wandelnden Welt während der Aufklärung Mitte des 18. Jahrhunderts. Das äußerst karge Bühnenbild, machte es dem Zuschauer leicht, sich ohne Ablenkung in die einzelnen Rollen zu versetzen.

Eingeschlossen, der Machtbesessenheit und dem Sadismus der männlichen Geistlichen des Klosters ausgeliefert, sind es im Stück dann die Schwestern, die abgeschoben von der eigenen Familie, teils krank oder verhaltensgestört ihr Dasein im Kloster fristen.

Das Stück beginnt mit dem klösterlichen Sprechgesang der Ordensschwestern und dem ersten Auftritt der Katze, gespielt von der Tänzerin und Choreografin Lisa Kuttner. Die Katze steht im Stück symbolisch für die Ängste, das Wahn- und Triebhafte, für den Teufel und die Verführung, aber auch physisch für die "Hexe" Maria Renata Singer. Durchbrochen wird die Monotonie des Sprechgesangs durch die flehenden Schreie der jungen Monika (je drei Vorführungen: Theresa Watzke, Sophie Theiler), die von ihren Eltern ins Kloster abgeschoben wird und die Verkörperung des Widerstands gegen das strenge und ungerechte Klosterregime ist. Mit ihrer brutalen Einkleidung und die teuflische Umgarnung durch die Katze nimmt das Drama um die strenge Subpriorin Maria Renata Singer von Mossau, deren Denunziation und schließlich Verurteilung und Hexenverbrennung ihren Lauf.

Die Katze, gespielt von Lisa Kuttner, wird vom  Ordensbruder und eifrigen Hexenjäger Siard, Jürgen Hupp, exorziert.
Foto: Sabine Pichler | Die Katze, gespielt von Lisa Kuttner, wird vom Ordensbruder und eifrigen Hexenjäger Siard, Jürgen Hupp, exorziert.

Es wird schnell klar, dass es sich beim Stück nicht um eine effekthaschende Inszenierung des Hexenprozesses handelt, sondern um eine historische Spurensuche, basierend auf fundierter Recherche durch den Autor Roman Rausch. 

Mit dem Auftritt des Dr. Friedrich, gespielt vom Zeller Gemeinderat Bernd Spengler, der als externer Arzt und aufgeklärter Jesuit ins Kloster kommt, kommt auch die späte Rettung. Er verbannt die Auslöser der Angst, die Brüder Siard (Jürgen Hupp), Loschert (Martin Wohlleber) und Traub (Reinhard Hemrich), aus dem Einflussbereich der Schwestern und befreit sie somit von ihren Dämonen. Die Aufführung endet – wie sie begann – mit einem Auftritt der mutigen Monika, die ihre Ordenstracht ablegt und zum Publikum gewandt, die Erlösung verkündet.

 
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