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Röttingen
"Heute wird schnell mit Schubladen hantiert": Warum Musiker Michael Fitz auf der Bühne die Rolle der Männer unter die Lupe nimmt
Bei den Frankenfestspielen steht Michael Fitz zum vorerst letzten Mal als Musiker auf der Bühne. Im Interview spricht er über Männlichkeit, Vorbilder und Musik als universelle Sprache.
Wer Michael Fitz mit seinem musikalischen Programm live erleben will, hat im Juli womöglich die letzte Chance dazu. Dann tritt Fitz mit seinem Programm 'Da Mo' bei den Frankenfestspielen in Röttingen auf. Es ist der einzige derzeit geplante Auftritt.
Foto: Susie Knoll | Wer Michael Fitz mit seinem musikalischen Programm live erleben will, hat im Juli womöglich die letzte Chance dazu. Dann tritt Fitz mit seinem Programm "Da Mo" bei den Frankenfestspielen in Röttingen auf.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 15.07.2024 20:36 Uhr

Viele kennen Michael Fitz vor allem aus seinen Krimirollen. Doch der 65-Jährige ist nicht nur Fernsehkommissar – wie zuletzt in der Reihe "Die Toten von Salzburg", sondern steht auch seit Jahren als Musiker auf der Bühne. Sein aktuelles Programm "Da Mo" oder "Der Mann" gibt es am 24. Juli bei den Frankenfestspielen zu sehen. Im Interview erklärt Fitz, warum er sich mehr Selbstreflexion von Männern wünscht und wieso der Auftritt in Röttingen sein vorerst letzter sein könnte.

Frage: In Ihrem Programm schauen Sie eher kritisch auf die Rolle der Männer in der Gesellschaft und auf deren Selbstbild. Wo sehen Sie denn das Problem?

Michael Fitz: Ich habe das Gefühl, es wird viel über Männer und über toxische Männlichkeit geredet, aber die Männer melden sich da selbst gar nicht so gerne zu Wort. Es geht dabei nicht darum, dass sie sich verteidigen sollten, sondern darum, klarzumachen, wo sie gerade stehen. Und dieses Thema ist auch der rote Faden in dem Programm.

Gerade in Ihrer Generation schleppen viele Männer noch alte Rollenbilder mit sich herum. Ist das bei Ihnen anders? Konnten Sie sich da komplett frei machen?

Fitz: Das weiß ich nicht. Ich bin 1958 geboren. Das heißt, ich bin in den 60er und 70er Jahren aufgewachsen mit diesem ganzen Cowboy-Mythos. Ich habe den bis vor ein paar Jahren selber noch ganz gut kultiviert, weil ich Westernreiten gemacht habe. Das ist natürlich ganz nah am Cowboy.

Aber es gibt auch hier eine andere Seite. Die Beschäftigung mit Tieren - zum Beispiel mit jungen Pferden – kann einen auch zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst bringen. Wie gehe ich eigentlich mit mir um? Wie gehe ich mit der Welt um? Wie will ich sein? Das sind Fragen, die mich wirklich sehr beschäftigt haben. Und daraus ist eben auch dieses Album entstanden.

Das heißt, es stecken auch viele persönliche Erfahrungen in Ihrem Programm?

Fitz: Das geht gar nicht anders. Das wird wahrscheinlich jeder, der unter der Überschrift Singer-Songwriter unterwegs ist, so bestätigen. Ich kann keine fremden Erfahrungen nehmen und die kommentieren, sondern ich muss immer grundsätzlich selbst reflektieren und schauen, was aus mir rauskommt.

Haben Sie das Gefühl, dass Männern heute die richtigen Vorbilder fehlen?

Fitz: Naja, das ist ein bisschen schwierig. Wir leben in einer Zeit, in der sehr schnell mit Schubladen hantiert wird. Ein Mann in meinem Alter wird gerne als "alter weißer Mann" bezeichnet. Das ist schade, weil ja auch "alte weiße Männer" eine bestimmte Form der Erfahrung mitbringen abseits der Rollenbilder und der Prägung, die sie mitbekommen haben. Einen Fundus an Lebenserfahrung zum Beispiel, der für unsere Gesellschaft ganz brauchbar wäre. Deshalb finde ich diese Entwicklung ein bisschen schade. Ich weiß aber auch nicht, wie man da entgegensteuern kann.

Wie sähe denn ein modernes Selbstbild für den Mann aus?

Fitz: Ich glaube, es geht nicht darum ein neues Männerbild in den Raum zu stellen, sondern zu schauen, wo stehen die Männer denn gerade schon und wo möchten wir hin. Ich glaube, dass es den Männern – auch wenn es schwerfällt – guttäte, viel mehr Innenschau zu betreiben und mit einem relativ kritischen Blick an sich selber heranzugehen.

Was war der Auslöser für Sie, sich mit Männlichkeit in unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen?

Fitz: Als Schauspieler ist man natürlich immer dazu aufgerufen, sehr genau hinzuschauen, andere zu beobachten, was sie machen und wie sie es machen, um sich auch in Rollen einzufinden, die vielleicht gar nicht dem persönlichen Typus entsprechen. Und das hilft natürlich auch, sich mit sich selbst kritisch und ernsthaft auseinander zu setzen.

Viele kennen Sie doch eher von Ihren Fernseh- und vor allem Krimirollen? Was geben Ihnen Ihre musikalischen Auftritte, was Ihnen die Schauspielerei nicht geben kann?

Fitz: Den direkten Kontakt zum Publikum. Der ist für mich enorm wichtig. Das ist im Idealfall ein Geben und ein Nehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, je mehr ich auf der Bühne von mir zeige, desto mehr kommt auch zurück an Authentizität. Und dann entsteht auch wirklicher Kontakt. Eine sehr schöne Form von Kontakt. Ich kenne das noch nicht aus dem Umfeld, wie es in Röttingen stattfinden wird, mit hoffentlich sehr vielen Leuten. Ich kenne das eher aus kleinen Räumen und Clubs mit 200, 250 Leuten. Und ich genieße das sehr.

Haben Sie ein musikalisches Vorbild?

Fitz: Ich bin ein leidenschaftlicher Gitarrero. Kein besonders guter, manche behaupten das Gegenteil. Ich habe aber natürlich so meine Götter am Gitarren-Olymp. Das sind mit Sicherheit keine Popstars. Das sind Leute, die ihre Arbeit aus einer inneren Leidenschaft betreiben und denen der Erfolg eigentlich relativ wurscht ist. Werner Lämmerhirt war jemand, der mich inspiriert hat, Leo Kottke inspiriert mich immer noch.

Soweit ich weiß, ist der Auftritt in Röttingen der einzige, den Sie in den kommenden Monaten geplant haben? Was hat Röttingen, was andere Orte nicht haben?

Fitz: Ich wollte in diesem Jahr eigentlich gar nicht live spielen und habe auch sonst nichts auf dem Zettel. Aber die haben mich halt überredet (lacht). Und jetzt bin ich eigentlich ganz froh, dass ich zumindest diesen einen Auftritt in diesem Jahr absolviere. Ich freue mich sehr darauf und bin auch gespannt, wie das Echo sein wird und wie viele Leute kommen werden.

Warum lohnt es sich denn, Ihren Auftritt anzuschauen?

Fitz: Es ist der letzte Auftritt mit diesem Programm und ich weiß gar nicht, wie es bei mir in den nächsten Jahren weitergehen wird. Ich bin so viel unterwegs gewesen und war so lange auf der Straße. Ich habe in den letzten 14 Jahren bis Corona teilweise 100 bis 120 Auftritte im Jahr gespielt, war mehr auf der Straße als zu Hause. Da ist jetzt das Bedürfnis nach einer Pause da. Ich bin jetzt 65 und es ist anstrengend, immer unterwegs zu sein. Ich weiß nicht, ob ich das jetzt noch so brauche.

Sie singen ja auf Bayerisch. Fürchten Sie in Franken da keine Sprachbarriere?

Fitz: In Franken am allerwenigsten. Ich habe das Programm ja auch in Norddeutschland gespielt bis rauf nach Friesland. Da hatte ich schon Verständnisprobleme, aber es ist meistens so, dass es sich über den ersten Teil des Programms einpendelt. Es ist auch gar nicht so wichtig, dass man jedes Wort eins zu eins versteht. Die Leute sollen sich lieber entspannen und es wirken lassen. Es geht um Musik und das ist eine universelle Sprache.

Gastauftritt bei Frankenfestspielen in Röttingen: "Da Mo" von Michael Fitz am 24. Juli, 20 Uhr, im Burghof. Weitere Informationen und Tickets gibt es auf der Homepage der Frankenfestspiele.

 
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