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Heuchelhof: Stadtteil mit neuem Gesicht
Zehn Jahre „Soziale Stadt“ am Heuchelhof„Heuchelhof“, dieser Name klingt heute besser als vor zehn Jahren. Nicht immer stießen Aussiedler und Ausländer auf Verständnis. Die meisten sind inzwischen gut integriert. Der Stadtteil hat viel zu bieten, auch ein freundliches Wohnumfeld.
Frische Farben: Hochhäuser in der Brüsseler Straße am Heuchelhof.
Foto: Otto Kindermann | Frische Farben: Hochhäuser in der Brüsseler Straße am Heuchelhof.
Von unserem Redaktionsmitglied REGINA URBON
 |  aktualisiert: 05.02.2010 15:47 Uhr

Zehn Jahre „Soziale Stadt“: ein Städtebauförderprogramm, das am Heuchelhof fruchtete. Im Jahr 2010 läuft es aus. Es hat dem Stadtteil nicht nur ein neues Gesicht gegeben, sondern auch ein neues Image. Viele wohnen gerne hier.

Das war nicht immer so, denn die anonyme Hochhausbebauung, die einseitige Belegung und Gettoisierung in den 80-er und 90-er Jahren führten zu sozialen Spannungen und waren immer wieder Auslöser für Vandalismus. Der Stadtteil, von Anfang an geprägt durch verschiedene Einwanderungswellen, galt bald als „Brennpunkt“. Allein im Hochhausbereich „H1“ – entstanden in den 60-er Jahren als erster Teil des Heuchelhofes – sind 40 Prozent der Bevölkerung Spätaussiedler, viele von ihnen aus der ehemaligen Sowjetunion, und 17 Prozent Ausländer. 3700 Einwohner hat allein dieser Bereich – insgesamt 11 000 Menschen leben im gesamten Stadtteil Heuchelhof.

Mit dem Projekt „Die Soziale Stadt Würzburg Heuchelhof H 1“ kam nicht nur von außen Hilfe, sondern es wurde vor allem auch die Selbsthilfe der Bürgerinnen und Bürger gefördert. Mehr und mehr wuchsen die Kontakte der Bewohner untereinander. Und es entstand ein attraktiveres Wohnumfeld. Regie führte von Anfang an eine Steuerungsgruppe aus Mitarbeitern von Stadt und Regierung.

Läden statt dunkle Schluchten

„H 1“ ist das eigentliche Zentrum des Heuchelhofes mit kleinem Marktplatz („Place de Caen“), Einkaufsmöglichkeiten, Banken, Apotheke und Ärzten und in der Nähe Kindergärten, Schulen, Kirchen und Jugendzentrum. Im Rahmen der „Sozialen Stadt“ wurde der „Place de Caen“ aufgepeppt: mit Boden-Leuchten und neuen Bänken. Der alte verwahrloste Brunnen wurde abgebaut.

Im Hochhausbereich sind viele Fassaden farblich neu gestaltet geworden – entsprechend einem Leitfaden, der mit den ortsansässigen Wohungsunternehmen entwickelt wurde. Ehemals dunkle Arkaden wurden zu hellen, kleinen Läden wie in der Den Haager Straße 14 bis 18: Secondhand-Laden, Concierge-Dienst für Hausmeister- und Hilfsdienste, oder zu gläsern eingefassten Fahrrad-Garagen. So verschwanden dunkle und unübersichtliche Durchgänge neben den Hauseingängen.

Bewohner planten mit

Neue Laternen am Fußweg sorgen heute für helleres Licht. Die Bewohner konnten bei einer Ortsbegehung die neuen Leuchten mit aussuchen. Sie haben sich auch gegen die vielen undurchsichtigen Hecken am Wegesrand und für mehr Grün entschieden. So wurde auch der Fußweg vom Place de Caen zum „Treffpunkt Altes Schwimmbad“ (Den Haager Straße 18) und zum Stadtteilzentrum, dem früheren evangelischen Gemeindezentrum in der Den Haager Straße 4 a, erneuert. Großzügigere Freiflächen entstanden, und viele der Belüftungsgräben an den Tiefgaragen erhielten begehbare Gitterroste.

Urbane Achse

Der Koordinator im Sozialreferat der Stadt Siegfried Scheidereiter bezeichnet den neu gestalteten Weg durch das Wohngebiet gerne als die „urbane Achse“ im Quartier H 1. Sie verbindet Einrichtungen und Menschen, ermöglicht an ihren Plätzen Kommunikation und führt weiter – auch zu den Spielplätzen, die im Rahmen der „Sozialen Stadt“ aufgewertet wurden. Der Spielplatz an der Bonner Straße erhielt Klettergerüst, Fußballtor und der Sandkasten eine Überdachung. Der so genannte Gummispielplatz in der Mitte des H 1 soll zu einem Aktivspielplatz mit einem interessantem Geräte- und Bewegungsangebot umgebaut werden, das sich am Konzept der Klettergärten orientiert.

Das erste Stadtteilzentrum Den Haager Straße 4a war zunächst Kristallisationspunkt der „Sozialen Stadt“ mit Sitz des Quartiersmanagements und des Allgemeinen Sozialdienstes der Stadt (ASD). Es wurde schnell zum organisatorischen Mittelpunkt für soziale Maßnahmen, zum Kommunikationszentrum und Versammlungsort. Hier wurden Kurse und Treffs abgehalten. Ob es um soziale oder bauliche Anliegen, Mängel oder Verbesserungen ging: immer waren und sind die Anwohner willkommen. Es wurde jedoch bald sehr eng. Eine zweite Anlaufstelle folgte im September 2008: Der „Treffpunkt Altes Schwimmbad“.Das Quartiersmanagement zog hierher um und weitere Räume stehen zur Verfügung.

„Städtebauförderung“, dieses Wort mag vor allem nach Architektur klingen. Ziel der „Sozialen Stadt“ ist es jedoch, Entwicklungen anzustoßen, die dazu beitragen, dass sich die Menschen in ihrem Stadtteil wohl fühlen und gute Voraussetzungen für angenehme Nachbarschaft und Integration vorfinden. Die Quartiersmanagerin und ihre Mitarbeiter helfen dabei, indem sie beraten, Kurse ermöglichen, Menschen zusammenführen, Veranstaltungen und Feste organisieren und mit möglichst vielen Akteuren am Heuchelhof eng kooperieren.

Fast alle Neuerungen sind in Arbeitsgruppen und Workshops mit den Bewohnern geplant worden. Sogar für Kinder gab es eine Planungswerkstatt mit dem Gartenamt für die Erneuerung des Spielplatzes Bonner Straße. Einige der engagierten Bürger wurden Mitglieder der Sicherheitswacht, die Kontrollgänge am Heuchelhof übernimmt. Da können sich zum Beispiel russischsprachige Mitarbeiter ihren Landsleuten gegenüber gut einbringen und um Problemlösungen bemühen. In einem eigenen Projekt kümmern sich zudem seit Mai 2003 engagierte Bewohner als Nachbarschaftshelfer um Spielplätze und Fußwege im H 1 und die angrenzenden Grünanlagen, sammeln Müll und verstreute Einkaufswagen, sprechen mit der Bevölkerung und werben für mehr Sauberkeit - alles in Zusammenarbeit mit Stadtreinigern, Gartenamt und Wohnungsgesellschaften.

Stadt finanziert weiter

„Auch künftig wird ein ressortübergreifendes städtisches Team in enger Kooperation mit der Stadtbau GmbH weitere notwendige städtebauliche und soziale Maßnahmen planen und Akzente setzen“, so Scheidereiter. Einbezogen wird der neue Quartiersbeirat, bestehend aus Akteuren vom Heuchelhof, begleitet vom Quartiersmanagement. Quartiersmanagerin Hermine Seelmann sieht optimistisch in die Zukunft: „Wir setzen auch in den nächsten Jahren auf das Engagement der Heuchelhofer. Mit der Neugestaltung des zentralen Spielplatzes können wir noch einen wichtigen baulichen Beitrag zur Verbesserung des Lebensqualität im H 1 realisieren, und dann wird es vor allem darum gehen, weiterhin die vielen sozialen Projekte und Veranstaltungen mit Leben zu erfüllen."

Die Erfolge auf dem Heuchelhof haben nun auch zu einem weiteren städtischen Engagement mit dem Programm „Soziale Stadt“ in der Zellerau geführt.

Quartiersmanagerin Hermine Seelmann.
| Quartiersmanagerin Hermine Seelmann.
Der Tanzlehrer ermutigt seine kleine Schülerin.
| Der Tanzlehrer ermutigt seine kleine Schülerin.
„Altes Schwimmbad“ Den Haager Straße 18: Treff und Anlaufpunkt.
| „Altes Schwimmbad“ Den Haager Straße 18: Treff und Anlaufpunkt.
 
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