Ein Nachspiel hat jetzt der geschmacklose Auftritt beim Würzburger Faschingszug 2017 für vier Männer aus Unter- und Mittelfranken. Die Staatsanwaltschaft Würzburg habe Anklage wegen Volksverhetzung erhoben, sagte am Faschingsdienstag Boris Raufeisen, der Sprecher der Ermittlungsbehörde.
In den Faschingszug gedrängt
Während der Faschingszug 2017 unter dem Applaus der Zuschauer durch die Innenstadt gerollt war, hatten sich die vier und weitere Personen plötzlich zwischen zwei Gruppen gedrängt. Sie marschierten ein Stück entlang der Zugstrecke mit, als würden sie dazu gehören. Sie missbrauchten die Aufmerksamkeit der Narren für rechtsextreme Propaganda.
Aus der ursprünglich etwa achtköpfigen Gruppe wurden später vier Verdächtige ermittelt.Es gab Durchsuchungen bei ihnen zuhause. Laut Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen gehen die Ermittler davon aus, dass die vier Mitglieder der rechtsextremistischen Kleinstpartei "Der III. Weg" sind.
Rassistisches Zerrbild von Flüchtlingen
Fimaufnahmen zeigen, wie sie sich in der Schönbornstraße einreihten und ein rassistisches Bild von Flüchtlingen präsentierten, das mit Spaß im Fasching nichts mehr zu tun hatte. Fast alle hatten das Gesicht geschwärzt und trugen Mützen der Religionsgemeinschaft der Rastafari. Sie hüpften und brüllten fremdenfeindliche Schmährufe.
Einer von ihnen hatte sich mit Sakko und Maske als Bundeskanzlerin Angela Merkel verkleidet. Sie hielten ein Plakat hoch mit der Aufschrift: "Wir wissen es genau, abschieben wird uns keine Sau". In der Domstraße verließen sie den Zug, ehe Sicherheitspersonal eingreifen konnte.
Karneval "bietet keinen Boden für rechtsradikale Tendenzen"
Die Organisatoren des Umzugs wurden von der Aktion überrumpelt. "Die Karnevalsgesellschaft bietet keinen Boden für rechtsradikale Tendenzen", betonte der Präsident der 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat, Reinhart Stumpf – und bedachte die Aktion mit weiteren, teils nicht druckreifen. Worten: "Die haben nicht mal den Mumm, ihr Gesicht zu zeigen, weil sie keines haben und keinen Charakter." Die Neonazis "sollen uns in Würzburg in Ruhe lassen, dann leben wir am besten". Bei der Aufstellung des Zuges sei die Aufstellung extra noch kontrolliert worden. "Wer nicht dazugehört, wird nicht zugelassen", sagte Stumpf damals.
Keine Propaganda unterstützen
Tags darauf entfernte das Bayerische Fernsehen die Aufzeichnung zu dem Vorfall kurzfristig aus seiner Mediathek. Eine Sprecherin erklärte, der Sender wolle den Neonazis keine dauerhafte Plattform für ihre Propaganda liefern. Die Aufzeichnung ging dann wieder online, statt der Neonazis waren feiernde Würzburger zu sehen.