„Herr Baumgart“ oder „Herr Stadtbaurat“ so sprachen die Stadträte bislang Christian Baumgart an. Viele von ihnen sowie Oberbürgermeister Georg Rosenthal, Ehrensenator der Fachhochschule, wählen jetzt eine andere Ansprache: „Herr Professor Baumgart.“ Denn seit kurzem ist der 58-Jährige Honorarprofessor an der Hochschule für angewandete Wissenschaften – besser bekannt als Fachhochschule (FH) Würzburg-Schweinfurt. Baumgart ist dort seit 2003 als Lehrbeauftragter an der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen im Bereich „Projektentwicklung“ tätig.
Dass er „stolz“ auf den Titel sei, würde er nicht sagen, erklärt Baumgart im Gespräch mit dieser Zeitung. Er räumt aber ein: „Ich fühle mich durchaus geehrt.“ Er freue sich, dass seine jahrelange Arbeit mit Studenten sowie jungen Architekten und Bauingenieuren anerkannt werde. „Das Engagement macht mir Spaß.“ Prinzipiell sei es schön, sich „einmal weniger mit Verwaltung als mehr mit Inhalten“ zu beschäftigen, sagt der berufsmäßige Stadtrat. Für ihn sei es eine Auszeichnung, seine Kompetenz und Erfahrung an junge Menschen weitergeben zu dürfen – und gleichermaßen ein Gewinn: „Es ist für mich selbst auch eine Art Fortbildungsprogramm“, schildert der Diplom-Ingenieur den Zwang wie Anspruch, sich beim wissenschaftlichen Arbeiten stets auf dem Laufenden zu halten.
Kein Konflikt mit Rathausarbeit
Beeinträchtigt der Hochschuleinsatz die Arbeit als Stadtbaurat? Hauptsächlich betreue er einen Master-Aufbaustudiengang für Architekten und Ingenieure, die bereits im Berufsleben stehen. Da diese Vorlesungen freitagnachmittags und samstags stattfinden, gebe es kaum Kollisionen mit seiner Arbeit im Rathaus, erklärt Baumgart. Weitere Vorlesungen bei den angehenden Architekten im Regelstudium, seien „überschaubar“. Zwei- oder viermal 45 Minuten pro Woche während des Semesters mache seine Nebentätigkeit aus, die in Art und Umfang genehmigt ist.
Weshalb und wie aus dem Stadtbaurat auch ein Professor wurde, erklärt die Hochschule auf Anfrage: Die Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen habe die Bestellung beim Hochschulsenat beantragt. Anlass sei Baumgarts jeweils „hohe fachliche Unterstützung in der Lehre im Masterstudiengang Baumanagement sowie bei der Auswahl und Betreuung von Projekt- und Abschlussarbeiten“ gewesen. Der Senat stimmte dem Antrag zu.
FH hat sieben Honorarprofessoren
Laut Hochschulpersonalgesetz können „Personen zum Honorarprofessor bestellt werden, die auf Grund mehrjähriger Erfahrungen in der Lehre an Hochschulen zur Lehrtätigkeit an der betreffenden Hochschulart geeignet sind“. Bislang hat die Hochschule sieben Honorarprofessoren bestellt. Diese haben auch eine Verpflichtung: Sie müssen mindestens zwei Semester-Wochenstunden unentgeltlich erbringen. Was darüber hinausgeht, wird stundenweise wie bei jedem der 400 Lehrbeauftragten der FH abgerechnet.
„Ich definiere meine Persönlichkeit nicht über Titel“, beantwortet Baumgart die Frage, ob ihm die Anrede „Professor“ wichtig sei. Es sei allerdings nichts Ehrenrühriges, den akademischen Titel zu führen. Entsprechend steht „Professor Baumgart“ jetzt sowohl in seinem dienstlichen Briefkopf als auch unter den Sitzungsvorlagen des Stadtrats.
Dagegen ist auf dem Namensschild an seiner Haustür kein „Prof.“ angefügt. Und auch seine Ehefrau werde beim Bäcker bislang nicht als „Frau Professor“ angesprochen, berichtet der Stadtbaurat mit akademischen Würden.
Honorarprofessoren
Nebenberufliche Professoren, die Lehrveranstaltungen abhalten, aber hauptberuflich außerhalb der Hochschule tätig sind, werden Honorarprofessoren genannt. Sie führen die Amtsbezeichnung Prof. ohne weiteren Zusatz. Im Gegensatz zum hauptberuflichen, verbeamteten Hochschulprofessor hat der Honorarprofessor keine dienstrechtlichen Ansprüche,. Honorarprofessor ist im Gegensatz zum Ehrenprofessor oder „Prof. h.c.“ kein Ehrentitel. Letztere werden von Universitäten an Personen vergeben, die sich besondere Verdienste erworben haben. Ehrenprofessoren haben im Gegensatz zu Honorarprofessoren weder Lehrberechtigung noch Lehrverpflichtung.
Schlimm genug,dass der "Hr.Stadtbaurat"noch tätig ist in DER Funktion..es würde wohl kaum auffallen..wenn er es nicht mehr wäre...aber es könnten dann kreativere sinnstiftendere Konzepte für WÜ umgesetzt werden.
Verhinderungstätiger ....
Es soll ja Mitmenschen geben,die vor Titeln noch Erfurcht haben - wenn es nach den baulichen Leistungen des Herrn Baumgart geht, wäre er in der 3. Klasse der Baumschule !
Allerdings stellt sich natürlich die Frage, wer diese Art von genehmigungspflichtiger Nebentätigkeit beamtenrechlich genehmigt hat und wie der Herr Baumgart diese anspruchsvolle Tätigkeit mit seinen hauptberuflichen Belangen vereinbaren soll.
Es wird langsam schon wirklich unangenehm, wie es im Würzburger Stadtrat riecht.
Mit freundlichen Grüßen
Leitsmann
Richtig ist aber, dass der schon längere Zeit hinter dem Vorhang "gebastelt" hat.
Wundern kann einem da überhaupt nichts.