zurück
OCHSENFURT
Helferkreis beklagt mangelnde Unterstützung
Vor zwei Jahren angekommen: Am 11. Januar 2013 hat diese Großfamilie aus Tschetschenien ihre Wohnung in der ehemaligen Brauereigaststätte in Tückelhausen bezogen – und lebt hier noch immer, wenn auch mittlerweile in einer privaten Unterkunft. Mittlerweile hat die Familie sogar noch mal Nachwuchs bekommen. Die beiden anderen tschetschenischen Familien, die damals auch einzogen, sind mittlerweile wieder ausgezogen.
Foto: ArchivThomas Fritz | Vor zwei Jahren angekommen: Am 11. Januar 2013 hat diese Großfamilie aus Tschetschenien ihre Wohnung in der ehemaligen Brauereigaststätte in Tückelhausen bezogen – und lebt hier noch immer, wenn auch ...
Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 12.01.2015 19:06 Uhr

Der 11. Januar 2013 hat in Tückelhausen einiges verändert. Drei Familien aus Tschetschenien zogen damals – genau vor zwei Jahren – in die ehemalige Brauereigaststätte ein. Fremde. Im für sie fremden Tückelhausen sollten sie so lange wohnen, bis über ihr Asylverfahren entschieden ist. Die Tückelhäuser standen vor einer großen Herausforderung. Wie sollten sie mit den Asylbewerbern umgehen? Wie können sie sie in den kleinen Ort und in ihre Gemeinschaft integrieren? Schnell fand sich ein Helferkreis zusammen, der alles daran setzte, den Flüchtlingen eine neue Heimat zu geben.

Freitagabend unter dem Dach des Feuerwehrhauses in Tückelhausen sitzen sie wieder zusammen. 25 Tückelhäuser, die darüber nachdenken, wie sie den Flüchtlingen noch besser helfen und die Arbeit vielleicht auf mehr Schultern verteilen können. Selbst der Pfarrer ist gekommen und will mithelfen.

In den vergangenen zwei Jahren hat sich in der Unterkunft vieles verändert, berichten Stephan Clobes und Wolfgang Probst. Von den drei Familien, die anfangs einzogen, wohnt nur noch eine in Tückelhausen. Sie hat mittlerweile noch einmal Nachwuchs bekommen und ist jetzt privat im Ort untergekommen. In der ehemaligen Brauereigaststätte wohnen derzeit Flüchtlingsfamilien aus Serbien und Syrien, eine Roma-Familie und sechs Männer aus der Ukraine.

Größtes Problem ist die Verständigung, so Stephan Clobes. Das zeige sich vor allem in der Unterkunft, wo jetzt vier verschiedene Sprachen gesprochen werden. Anfangs war es nur eine. Manche Tückelhäuser versuchen, sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Andere lassen es ganz. Eine Frau glaubt, dass die Sprachbarriere der Grund dafür ist, warum viele Tückelhäuser Hemmungen vor dem ersten Schritt einer Kontaktaufnahme zu den Asylbewerbern haben.

In Tückelhausen wird daher viel dafür getan, dass die Flüchtlinge Deutsch lernen. „Die Kinder schaffen das ziemlich schnell, auch dank der Übergangsklasse, die es an der Mittelschule in Gaukönigshofen mittlerweile gibt“, sagt Stephan Clobes. Die Erwachsenen bekommen Deutsch-Kurse in der Unterkunft.

„Gebessert hat sich die Unterstützung nicht, vor allem nicht die politische.“
Stephan Clobes vom Helferkreis

Etwa 80 Stunden sind es mittlerweile, die Ehrenamtliche hier gegeben haben. Ergänzend dazu hat Stephan Clobes auch sechs erwachsene Flüchtlinge bei einem Deutsch-Kurs der Volkshochschule in Ochsenfurt angemeldet. Damit die Arbeit, auch die Fahrt nach Ochsenfurt zum Deutsch-Kurs, nicht an Stephan Clobes alleine hängen bleibt, soll der Helferkreis erweitert werden. Schnell finden sich Freiwillige. Schwieriger wird es wohl, Paten für die Familien zu finden. Clobes und Probst möchten so ein Patenamt gerne einführen, weil sie glauben, dass die Asylbewerber so schneller selbstständig werden. Zumindest gibt es diese Erfahrung in Winterhausen, wo seit kurzem auch Flüchtlinge leben und sich Paten um sie kümmern.

Zwei Paten pro Wohneinheit in Tückelhausen würden ausreichen, meint Wolfgang Probst. Er und seine Frau würden eine Familie übernehmen. Auch das Ehepaar Clobes erklärt sich bereit. Paten sollen Hilfestellung im Alltag geben. Den Fahrkartenautomat erklären, bei Behördengängen dabei sein – eben viele Grundinformationen über das tägliche Leben geben, das hier ganz anders verläuft, als in den Herkunftsländern der Asylbewerber.

Einmal in der Woche sollte der Pate Kontakt zu seiner Familie aufnehmen, das halten Probst und Clobes für ausreichend. Auch Alexander Fuhl, der vom Landratsamt Würzburg als Hausmeister in der Unterkunft eingesetzt ist, hält dies für realistisch. Über ihn läuft im Moment alles. Paten würden ihn entlasten, sind aber nicht „Hausmädchen für alles“, betont Wolfgang Probst.

Deutlich macht Stephan Clobes auch, dass er vieles in der Asylgesetzgebung nicht verstehe. So berichtet er von einem Ukrainer, der in der Unterkunft lebt und dessen Vater nur zwei Landkreise entfernt wohnt. Dass beide nicht zusammengeführt werden können, versteht er nicht.

„Gebessert hat sich die Unterstützung nicht, vor allem nicht die politische“, kritisiert Clobes. Er sagt dies mit Blick nach Winterhausen, wo Bürgermeister Wolfgang Mann den dortigen Helferkreis sehr stark unterstütze. Und fast ein wenig resignierend fügt er hinzu: „Aber wir haben uns ja mittlerweile auch daran gewöhnt, dass wir hier keine Unterstützung bekommen.“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Tückelhausen
Asylbewerber
Asylverfahren
Flüchtlinge
Roma
Sprachbarrieren
Tückelhausen
Wolfgang Mann
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • L. R.
    Ist doch einfach, Ehrenamtliche kosten kein Geld. Mitarbeiter vom Landkreis oder Kommune müsste man stundenweise bezahlen !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Mit dabei sind Politiker aber garantiert wieder, wenn sie sich damit "schmücken" können. Da bin ich mir ganz sicher!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten