
Eigentlich hätte es eine nette Helfergeschichte werden sollen. Ein Bericht über ein nicht alltägliches ehrenamtliches Engagement im Ausland: Dr. Oliver Heilmann, praktizierender Zahnarzt in Würzburg und wohnhaft in Zell, opferte schon zweimal jeweils zwei Wochen seinen Urlaub und reiste auf eigene Kosten nach Nepal, um dort zu arbeiten und zu helfen. Dort reparierte er einigen hundert Kindern und auch Erwachsenen von Sonnenaufgang bis -untergang die Zähne. Honorar gab's dafür freilich keines, dafür aber ein „Danke“ oder selbst gebastelte, kleine Geschenke. Der 49-Jährige erzählte voller Begeisterung über das Land und seinen Menschen, die bitterarm aber zufrieden seien seien – ein Grund mehr für ihn, dieses Engagement in einem der ärmsten Länder der Welt fortzusetzen.
Jetzt muss die Geschichte umgeschrieben werden. Nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal am 25. April, ist alles anderes. Die Natur hat unerbittlich zugeschlagen. Städte und Dörfer zerstört, Menschen unter Trümmern begraben. Derzeit geht die nepalesische Regierung von über 7000 Toten aus.
Täglich kommen neue Schreckensmeldungen aus dem Land – aber nur wenige aus den abgelegenen Regionen im Hinterland, wie dem Bezirk Dhading, in dem das Städtchen Malekhu liegt, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Katmandu. In Dhading sollen 250 Menschen ums Leben gekommen sein. Kommunikation nach draußen ist kaum möglich. Teilweise gibt es keine Straßen mehr und wenn ja, dann sind sie nicht benutzbar, unbrauchbar durch Naturgewalt.
Oliver Heilmann ist Mitglied der „Nepalhilfe Kulmbach“. Der Verein engagiert sich seit Jahren in Malekhu. Höhepunkt war der Neubau einer neuen Schule, die 2006 eröffnet wurde. 360 Grund- und 700 Hauptschüler werden dort unterrichtet.
Es besteht berechtigte Hoffnung, dass dieses Gebäude noch steht. Von dem bisschen, was nach außen gedrungen ist, schreibt die zweite Vorsitzende Sonja Promeuschel in einer Rundmail „von einigen Rissen“ und der Hoffnung, dass das Epi-Zentrum mehr westlich/nördlich sein könnte und Malekhu nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen worden sei. Das Haus des Grundschulleiters ist allerdings zerstört worden.
Oliver Heilmann schwebt derzeit zwischen Hoffen und Bangen. Nach dem Bekanntwerden des Bebens war er nicht so in dem Maße beunruhigt gewesen wie aktuell. Jetzt aber würde das Ausmaß von Tag zu Tag deutlicher: „Es ist so, als würden einem fast das Herz herausgerissen“. Trotz allem Bedauerns hält er die Menschen in diesem Land für gefestigt genug, sich nicht aufzugeben. Sie hätten eine andere Grundeinstellung zum Leben, sagt er, und gingen anders mit solchen Krisensituationen um als wir Europäer.
Aufgeben gibt es auch für Oliver Heilmann nicht. Er werde seinen Zwei-Jahres-Rhythmus beibehalten, sagt er. Im August 2016 reist er wieder mit einer Gruppe der Nepalhilfe Kulmbach zwei Wochen in den Himalaya, um wieder von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang zu helfen.
Die Mitglieder des Vereins sind Ärzte verschiedener Fachrichtungen, wie auch die gebürtige Zellerin Gabriele Philipp, die hier zur Schule ging und deren Elternhaus in der Hauptstraße schräg gegenüber dem Gasthaus Rose steht. Auch Sigi Wallisch lebt in Zell und hat sich in der Gruppe um Oliver Heilmann als „Mann für alles“ einen Namen gemacht. Ob im Computer-Unterricht oder beim Assisitieren bei den Behandlungen – Wallisch ist zur Stelle. Heilmann nennt ihn sogar nach dem Tausendsassa und Geheimagenten „McGyver“. Beim letzten Einsatz im September 2014 war auch die Zahnärztin Dr. Elena Wissmann aus Estenfeld dabei. Mitglied der Nepalhilfe Kulmbach kann jeder werden und auch aktiv in Neapel mithelfen oder Kinder-Patenschaften übernehmen. Derzeit hat der Verein knapp 300 Mitglieder.
Spendenkonto:
Nepalhilfe Kulmbach, BIC: BYLADEM1KUB, IBAN: DE48 77150000 0000 110130, Info: www.nepalhilfe-kulmbach.de