"Der Verein? Das sind doch wir!“ Das ist der häufigste Satz, den man zu hören bekommt, wenn man die emsig umherwuselnden Helfer fragt, warum sie ihr Wochenende für die 25. Süddeutschen Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport hergeben – und dabei auch noch so zufrieden drein schauen.
An zwei Wochenenden sind von den beiden Ausrichtern, dem Veitshöchheimer Carneval-Club (VCC) und der Tanz-Sport-Garde (TSG) Veitshöchheim jeweils rund 60 Helfer im Einsatz. Die TSG hat sich zwar 2003 vom größeren VCC getrennt, bei der Organisation einer der wichtigsten Leistungsschauen im karnevalistischen Tanzsport ziehen die Rivalen jedoch an einem Strang. Schon 2012 haben sie gemeinsam eine Meisterschaft erfolgreich auf die Beine gestellt. Allerdings nur im Jugendbereich.
„Es ist für uns nicht zuletzt eine Ehrensache, dass wir dem Vertrauen, dass der Bund Deutscher Karneval (BDK) in uns gesetzt hat, gerecht werden“, sagen die TSG-Vorsitzender Christian Hauser und VCC-Clubpräsident Elmar Knorz übereinstimmend. In insgesamt 160 Auftritten messen sich an drei Tagen die Tanzmariechen, Tanzpaare und die Tanzgarden und Schautanzgruppen. Insgesamt 2800 Aktive stehen auf der Bühne.
„Es ist für uns Ehrensache, dass wir dem Vertrauen in uns gerecht werden.“
Christian Hauser, TSG-Vorsitzender, Elmar Knorz, VCC-Clubpräsident
Bereits am vergangenen Samstag folgten gut 2500 Besucher den Auftritten der einzelnen Gruppen. Für dieses Wochenende wird volles Haus in der s.Oliver Arena erwartet. „Der karnevalistische Tanzsport ist heute ein Hochleistungssport“, erklärt Knorz. Da muss nicht nur sportlich, sondern auch organisatorisch alles stimmen.
Die Aufgaben, die die scheinbar unermüdlichen Helfer erfüllen, sind sehr unterschiedlich. Da sind zum Beispiel die vier Frauen direkt am Bühnenrand, die als erste die Wertungen der sieben Juroren mitbekommen, um sie mit flinken Fingern in die Computertasten zu hacken, damit sie schnell im Internet landen. Dann gibt es die jungen Damen, die mit einem Geschirrwagen die Tische leer räumen. Und natürlich die kräftigen Männerhänden, die die Türklinke am Eingang zwischen Foyer und Halle in der Hand halten und so verhindern, dass während der Auftritte einer die Halle betritt.
„Stopp, hier ist kein Durchkommen“, erklärt denn auch Alex Prötzl, der gemeinsam mit seinem Freund und mit TSGler Benedikt Heger, seines Zeichens Elferrat, die Rolle als Türsteher meisterhaft ausfüllt. Die Unruhe da draußen im Foyer störe die Tänzer in der Halle ungemein, erzählen beide. Alex weiß, wovon er redet. Seiner Schwester gehört zu den Tänzerinnen auf der Bühne. Vornehm in schwarzem Sakko mit akkurat gefaltetem Kavalierstuch in der Brusttasche fehlt es beiden nicht an der nötigen Autorität.
Da muss auch der Veitshöchheimer Bürgermeister Jürgen Götz passen und warten, bis die beiden Herren den Einlass freigeben. Er ist als Zuschauer da, doch am Vortag hat er als echter VCCler gemeinsam mit seiner Frau beim Aufbau angepackt.
Besonders für den Aufbau am Freitag ist es schwierig Leute zu finden, weiß Turnierleiter Oswald Wohlfart. Vielfach nehmen sich die Helfer eigens dafür frei. Dass gleich zweimal auf- und abgebaut werden muss, erschwert die Arbeit. Die Baskets und die Rimparer Wölfe, aber natürlich auch die Schule hätten ein Vorrecht, erzählt Wolfahrt.
Wie viele der Helfer ist er über seine Tochter zum Verein gekommen, die mit sechs Jahren bei den Kleinen angefangen hat, zu tanzen. Nun ist sie 27 und tanzt immer noch. Der Fastnachter aus Leidenschaft ist froh, dass die s.Oliver Arena zur Verfügung steht: Die heimischen Mainfrankensäle sind mit 600 Platzen deutlich zu klein.
Als Umkleiden stehen zudem die Schulräume der benachbarten kaufmännische Berufsschule zur Verfügung. Ganz am Anfang der Planungen für das Turnier vor gut fünf Jahren stand denn auch die Frage, ob es überhaupt möglich ist, die Halle zu bekommen.
Von Sorgen wie diesen bekommen die meisten Vereinsmitglieder jedoch zunächst wenig mit. Für sie sind die Turniertage entscheidend. Die beiden Vereine haben sich die Stände aufgeteilt. Im Foyer verkaufen VCCler Torten und Kuchen, kochen Kaffee. Es wird gespült und abgetrocknet.
Dafür zuständig, dass ausreichend fleißige Hände da sind, um die Schichten abzudecken, ist Conny Lyding. Als Herrin der Liste, die minutiös auf 16 Seiten festhält, wer wann was zu tun hat, trägt sie die Verantwortung. Mit dem Mobiltelefon am Ohr wirkt sie heute eher wie eine Topmanagerin als einer, der sich ehrenamtlich für den Verein engagiert.
„Ja, es stimmt. Es ist zunehmend schwierig, Leute zu finden.“
Conny Lyding Organisationsteam
„Ja, es stimmt. Es ist zunehmend schwierig, Leute zu finden“, antwortet sie etwas kurz angebunden. Die Menschen seien beruflich deutlich stärker eingebunden als früher. Aber nein, es herrsche kein Trübsinn. Die Leute würden eben so eingeteilt, dass es für jeden passt.
„Die Leute wissen doch, wofür sie es tun“, liefert Conny Lyding den wohl entscheidenden Grund: Der Erlös geht an den Verein und der finanziert damit die Kostüme, die Fahrten oder auch die Trainer.
Etwas ruhiger lässt es Ludwig Kneitz angehen. Seit 45 Jahren Fastnachter hat er die Aufgabe die Garden der Gäste, die mit Bussen angereist kommen, in Empfang zu nehmen. „Da sind natürlich viele bekannte Gesichter dabei“, freut sich der Ur-VCCler und Elferrat über den frühen Höhepunkt des Jahres. Der Fasching dauere doch nur wenige Wochen und dann sei alles rum. „In dieser Zeit geht es natürlich gehörig rund, aber das will man ja genau so haben“, erzählt er und schon hält es ihn nicht mehr auf seinem Platz nahe am Eingang. „Muss ma guck, ob wer da ist.“