
Die 28. Bundeskonferenz der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten war aus vielen Gründen eine besondere Veranstaltung. Aus Würzburger Sicht freut man sich über den Besuch von rund 500 Teilnehmenden aus ganz Deutschland beim Heimspiel im CCW, schreibt die Stadt in einer Mitteilung, aus der diese Informationen stammen. Es war aber auch der würdige Rahmen für den 40.Geburtstag der Bundesarbeitsgemeinschaft, die gewohnt politisch zum Kongress einlud.
Der Kongressflyer kommt gleich auf den Punkt: „Das Thema der Konferenz: Armut. Armut ist weiblich. Das zeigen die unterschiedlichsten Studien der vergangenen Jahre. Frauen haben im Schnitt immer noch weniger Einkommen und deutlich niedrigere Altersrenten als Männer. Alleinerziehende, Migrantinnen und Frauen mit Behinderungen sind besonders von Armut betroffen.“
Zu diesem roten Faden tagten von Montag bis Dienstag hochkarätig besetzte Foren, die Generationsunterschiede, Ost-West-Unterschiede oder Stadt-Landgefälle bezogen auf Armutsrisiken oder Diskriminierungsgefahren unter die Lupe nahmen. Oberbürgermeister Christian Schuchardt und das Team um die scheidende Würzburger Gleichstellungsbeauftragte Petra Müller-März sowie ihre Nachfolgerin im Amt, Monika Kraft, begrüßten bereits am Sonntagabend die Bundesministerin für Familie, Senioren Frauen und Jugend, Lisa Paus zu einem städtischen Empfang, der auch kurz die Würzburger Wegmarken der Gleichstellungspolitik in den vergangenen Jahrzehnten würdigte.
Angefangen 1987 mit einer halben Stelle für die erste Frauenbeauftragte der Stadt Würzburg bis hinein in die Gegenwart mit einem breit aufgestellten Team, das auch für betriebliche Sozialberatung und alle LSBTIQ-Themen zuständig ist, erfuhr die Gleichstellung einen kontinuierlichen Bedeutungszuwachs.
Schuchardt erwähnte den aktuellen Frauenanteil im Würzburger Stadtrat von immerhin 46 Prozent. Dieser Stadtrat hat 2021 beschlossen, der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern beizutreten und den 1. Gleichstellungspolitischen Aktionsplan zu erstellen. Der Plan wurde für die Jahre 2023 bis 2025 erstellt. Handlungsfelder gibt es viele, besonders viel Aufmerksamkeit brachte aber ein Beschluss zu Würzburgs Straßennamen. Weil hier noch lange keine Parität zwischen Frauen und Männern erreicht ist, soll nun eine Richtlinie für Umbenennungen und Neubenennungen diese Ungerechtigkeit im Würzburger Stadtbild schnell abbauen. Ein Modell, das auch andernorts Schule machen könnte? Auch zu Lohnsteuerklassen, Ungerechtigkeiten in der Pflege, oder Gewalt gegen Frauen und vielen weiteren Themen sollte der Kongress laut Müller-März wichtige neue Impulse geben und den Austausch unter Expertinnen und Experten ermöglichen.