Überall sind sie im "Städtle" zu entdecken: Krippen. Große Krippen mit Holzfiguren und kleine, geschnitzte Krippen, Krippen aus Papier, aus Wachs, aus Naturmaterialien. Die meisten Krippen sind selbst gebastelt. Viel ist bei einem Spaziergang auf dem Krippenweg in Heidingsfeld zu entdecken. "Ich find' sie alle schön!", sagt Eva Ziegler. Sie war es, die den Krippenwegzusammen mit Hildegard Kram vor sechs Jahren ins Leben rief. Die Idee sei ihnen auf einer gemeinsamen Wallfahrt gekommen: "Es gibt so viele schöne Krippen, aber die stehen oft versteckt in Kellern", meint Ziegler. Bis zum 6. Januar sind die Krippen noch in den Heidingsfelder Schaufenstern zu bewundern. In einer Broschüre, die in den Geschäften ausliegt, sind die Stationen des Krippenwegs vermerkt.
Viele Menschen hätten sich sofort bereit erklärt, ihre Krippe für das Projekt bereitzustellen. "Der Krippenweg wird sehr gut angenommen und ist mittlerweile ein Selbstläufer", so Kram. Dabei war der Weg zunächst als einmalige Aktion geplant: "Dass es ihn jetzt schon das sechste Jahr gibt, hätten wir nie gedacht", meint Ziegler. Im Jahr 2013 waren noch 20 Krippen ausgestellt, heuer sind es über 50.
Figuren aus Wachs und Porzellan
Hinter den großen Fenstern des Gemeindehauses von St. Paul etwa ist die Krippe aufgebaut, die bis 2011 noch in der Kirche stand. Die Figuren der Krippe aus dem Jahr 1956 sind aus Porzellan beschaffen. Köpfe und Händen bestehen aus Wachs. Schwierig aufzubauen sei diese Krippe, da die Wachsteile relativ viel wiegen.
In der Krippe, die das Schaufenster von Optik Huth ziert, stehen einige Figuren aus der Biedermeierzeit. Der bereits verstorbene Ferdinand Huth hat den Krippenhintergrund von einem Dia aus dem Jahre 1967, das den Ölberg zeigt, abgemalt. "Er hatte sogar einen Plan gemacht, wie die Krippe aufzubauen ist!", erzählt Jonas Huth über seinen Großvater, der das gute Stück an seine Familie weitervererbt hat. Die Krippe ist noch bis Weihnachten zu sehen. An Heiligabend wird sie unter dem Tannenbaum ihrer Besitzer stehen.
Jedes Jahr seien neue Krippen dabei, erklärt Ziegler. So wie jene in der Klosterstraße 11, die im Schaufenster von Archers Field, einem Laden für Bogenschießsport, steht. Heike Götz hat die Krippe zusammen mit ihren Kindern gebastelt. Das Dach über der Krippe ist aus Holzrinden gebaut und mit Nadelholzzweigen dekoriert. Die Figuren wurden aus Wachs geformt. Das lässt sich gut an den Mänteln der Heiligen Drei Könige erkennen, welche andächtig vor der Krippe knien, in der das Jesus-Kindlein liegt -ebenfalls aus Wachs.
Regionale Elemente mit eingebaut
In manchen Krippen sind regionale Elemente eingebaut. Die Krippe im Schaufenster des Fotostudios Richter zeigt beispielsweise die alte Heidingsfelder Weinbergskapelle. Die Weihnachtsszene ist ins 17. Jahrhundert übertragen, dies zeigt die Jahreszahl 1699 am Torbogen der Kapelle. Eine Figur auf der rechten Seite des Bildes, mit blauer Jacke und schwarzem Hut bekleidet- offensichtlich ein Franke - hält einen Bocksbeutel in der Hand und nimmt aus der Ferne am Weihnachtsgeschehen teil.
In anderen Krippen, etwa der, die im Fenster des Büros von Elektro Ziegler steht, ist die Heidingsfelder Stadtmauer nachgebildet. Pfarrer Karl Veit, der zwischen 1871 und 1962 in Linderbach eingesetzt war, hat beide Krippenteile mit einem Taschenmesser geschnitzt. Was auf diesem Bild nicht zu sehen ist: Hinter der Stadtmauer versucht ein Mann durch ein Loch in der Mauer einen Blick auf die Szene zu werfen. Im Schaufenster von Elektro Ziegler kann man das mithilfe eines kleinen Spiegels erkennen.
Es gibt viel zu entdecken auf dem Krippenweg. Nicht nur wegen der Vielfalt der zahlreichen ausgestellten Krippen, sondern auch, weil jenseits der offiziellen Stationen Krippen in manch einem Heidingsfelder Vorgarten stehen.