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RÖTTINGEN
Hartmut Eichinger wurde vom Unternehmer zum Autor
„Visionen für Kinder“ hat Eibe-Gründer Hartmut Eichinger seine Biografie benannt.
Foto: Markhard Brunecker | „Visionen für Kinder“ hat Eibe-Gründer Hartmut Eichinger seine Biografie benannt.
Markhard Brunecker
 |  aktualisiert: 22.01.2018 02:57 Uhr

Eibe-Gründer beschreibt in seiner Biografie die Firmengeschichte von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart

Das Buch erzählt vom atemberaubenden Leben eines Mannes, der in jungen Jahren das elterliche Zimmererhandwerk übernimmt und daraus ein international tätiges Unternehmen aufbaut. Geschrieben hat es Hartmut Eichinger, Seniorchef der Röttinger Firma Eibe und vierfacher Vater – die reich bebilderte Biografie eines Mannes, der sich von seinen Visionen hat leiten lassen.

Spannend ist zu lesen, wie die frühen Nachkriegsjahre die Menschen im beschaulichen fränkischen Ort Röttingen prägten und wie Zeitzeugen diese Aufbauzeit der deutschen Wirtschaft minutiös wiedergeben. Die einzelnen Stadien von der Zimmerei zum weltweit agierenden Unternehmen sind ein Lehrstück mittelständischen Unternehmertums.

Forschungen weitergeführt

Beweggrund für das umfassende Buch war die Chronik, die Hartmut Eichinger 2016 über die Zimmerei verfasst hat, deren Geschichte sich bis ins Jahr 1445 zurückverfolgen lässt und deren Übergang in die Gegenwart Eichinger nun ergänzend dokumentieren wollte.

Von seiner Großmutter animiert, die im Zweiten Weltkrieg vier Söhne verlor, hat Hartmut Eichinger die Familiengeschichte aufgearbeitet. Einer dieser Söhne, Hartmut Eichingers Taufpate, hatte bereits viele Aufzeichnungen gemacht, die nach dem Krieg verloren gingen.

Hartmut Eichinger hielt die mündlichen Überlieferungen fest, verbunden mit den eigenen Kindheitserinnerungen aus den letzten Kriegswochen. Abgedruckt ist ein Zeitungsbericht des ehemaligen Röttinger Stadtpfarrers Prof. Dr. Josef Ranft mit dem Titel „Der Kampf um Röttingen“, erschienen am 14. Februar 1946 in New York in der deutschsprachigen Zeitung „Nord Amerika“. Über einen Röttinger, der aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, kam Eichinger an den Ausschnitt.

Den Handwerksbetrieb neu aufgestellt

Ausführlich berichtet der Sohn des Zimmerermeisters Josef und seiner Frau Magdalena über die Zimmerei, die nach einem Großbrand wirtschaftlich am Boden liegt. Der damals mit 21 Jahren jüngste Zimmerermeister Deutschlands hat sich zur Aufgabe gemacht, mit moderner Bauweise das Handwerk neu auf zustellen. Er erwähnt die Verbindung zu Bauingenieur Behnert und ihre Zusammenarbeit mit einem Hersteller von Leinbindern in Gaildorf.

Der besonders tragfähige Konstruktionswerkstoff aus verleimten Bretter ermöglicht den Bau großer, freitragender Objekte für Landwirtschaft, Industrie und Bundeswehr.

Nebenbei informiert Behnert Eichinger auch über das Klettergerüst, das er für seine Kinder gebaut hat. Das Modell wird zum Anstoß umfangreicher Ideen. Hartmut Eichinger erkennt darin eine Chance für den eigenen Betrieb, der Grundstein für die heutige Firma Eibe ist gelegt. Der Name setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von Eichinger und Behnert zusammen.

Neuentwicklungen und Patente

Mit großem Eifer beginnt Hartmut Eichinger mit der Produktentwicklung, informiert sich über Bewegungserziehung und Sport im Vorschulbereich. Mit vielen Ideen, die oft in schlaflosen Nächten reifen, entstehen Neuheiten, Patente und Schutzrechte und schließlich ein komplettes Spielgeräteprogramm. Am 5. November 1971 erhalten Eichinger und Behnert für ihre Entwicklungen den Bundespreis „Gute Form“ von Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller. Ausgerechnet an diesem denkwürdigen Tag stürzt ein Teil der Röttinger Burg Brattenstein ein. Vier Menschen kommen zu Tode.

Neben einer Reihe von Industrie- und Designpreisen wird Eichinger 1984 von Wirtschaftsminister Martin Bangemann erneut mit einem Bundespreis ausgezeichnet. Die höchste persönlich Auszeichnung im Namen von Bundespräsident Horst Köhler wird dem Firmengründer 2009 mit der Bundesverdienstmedaille zuteil. Er erhält sie für sein Lebenswerk und sein Engagement für Waisenkinder und Bedürftige in Rumänien.

Generationenwechsel

2005 erfolgt der Generationenwechsel auf Sohn Tilo Eichinger. Als sich Hartmut Eichinger 2006 endgültig in der Ruhestand begibt, ist sein Unternehmen von ehemals drei auf 340 Mitarbeiter gewachsen und unterhält fünf europäische Niederlassungen. Tilo Eichinger führt nun die Firma und liefert Möbel und Spielgeräte „made by eibe“ in fünf Kontinente. Das ostdeutsche Tochterunternehmen Erzi leitet Tochter Nadja.

Viele seiner besonderen Erlebnisse hat Hartmut Eichinger in den letzten Monaten in seinem Buch festgehalten und überraschte mit seiner Biografie nicht nur Familie und Mitarbeiter, sondern auch viele ehemalige Weggefährten. Bestellungen für das Buch und die Zimmerer-Chronik nimmt die Firma Eibe entgegen.

Hochbetrieb auf dem Eibe-Musterkinderspielplatz in Röttingen. Spielgeräte haben den ehemaligen Zimmereibetrieb zu einem weltweit tätigen Unternehmen gemacht. Archivfoto: Markhard Brunecker
Foto: Picasa | Hochbetrieb auf dem Eibe-Musterkinderspielplatz in Röttingen. Spielgeräte haben den ehemaligen Zimmereibetrieb zu einem weltweit tätigen Unternehmen gemacht. Archivfoto: Markhard Brunecker
 
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