Natürlich blicke er auch mit Wehmut auf die vergangenen Jahre zurück, erklärt Harald Schimmer, langjähriger Betreiber der traditionsreichen Reichenberger Gaststätte "Zum Brunnenbäck". Sein Geschäft nach all den Jahren nun aufzugeben, sei auch mal mit Trauer verbunden.
37 Jahre lang war Harald Schimmer Pächter des Gasthauses im Zentrum von Reichenberg. 37 Jahre lang stand er als Küchenmeister in der Küche und sorgte tagtäglich dafür, dass die Reichenberger bei gutem Essen im Ortszentrum zusammenkommen konnten.
Der Start war etwas holprig
Begonnen hatte alles 1981. Der frisch gebackene Küchenmeister wollte sich selbstständig machen und sah in Reichenberg die passende Gelegenheit: "Lieber der Erste in einem spanischen Dorf als der Zweite in Rom", scherzt Schimmer, der dann das Brunnenbäck übernahm und im Ort schnell zur Institution machte. Der Start sei aber ein wenig holprig gewesen, erinnert er sich.
Es dauere immer eine Weile, bis die Stammgäste sich an einen neuen Betreiber gewöhnen, in der Anfangszeit habe er sich in einem hitzigen Moment außerdem auch mal mit dem Bauernstammtisch überworfen. Inzwischen ist das alles vergeben und vergessen: "Die Leute vom Bauernstammtisch waren in den nächsten Jahren meine besten Gäste", sagt Schimmer lächelnd.
Seine Stammgäste seien ihm heute allesamt ans Herz gewachsen, mit der großen Mehrheit würde er sich duzen. Die Reichenberger gehen gern ins "Brunnenbäck", sie schätzen Harald Schimmers zuverlässige Art. "Von Taufen bis Beerdigungen habe ich für rund 90 Prozent aller Feiern in der Umgebung gekocht", sagt Schimmer.
Einfach sei das nicht immer gewesen, ohne Hilfe hätte er es nie geschafft. Es seien vor allem seine Schwester Hannelore Wüst und seine ehemalige Nachbarin Petra Esser gewesen, die ihm all die Jahre den Rücken freigehalten hätten. Hannelore Wüst habe sich immer um die Büroarbeit gekümmert, Petra Esser sei die gute Seele im Service gewesen. Schimmer betont die Rolle seiner zwei Helferinnen mehrmals, ihm ist es wichtig, seine Mitarbeiter zu würdigen.
Langjährige Mitarbeiterin ist wehmütig gestimmt
Eine, die seit 31 Jahren an seiner Seite war, ist Marlis Schelbert. Viele Jahre arbeitete sie im Service, dass ihr Chef nun geht, stimmt auch sie wehmütig. "Erzähl mal, wie der eine Lehrling damals mit dem Akkordeon Musik gemacht hat", erinnert sie sich gemeinsam mit Harald Schimmer an vergangene Zeiten. "Ich darf ihn jetzt gar nicht mehr Chef nennen", klagt sie.
Chef will er jetzt nicht mehr sein, sagt Schimmer, der in all den Jahren zahlreiche Lehrlinge ausgebildet hat. Er sei immer die Anlaufstelle für die hoffnungslosen Fälle gewesen, grinst er. Nach einer Weile habe die IHK ihm vor allem diejenigen Lehrlinge zukommen lassen, die es sonst vielleicht nicht geschafft hätten. Er habe sie jedoch alle irgendwie durchgebracht.
Früher kamen auch die Amerikaner gerne
Das Brunnenbäck war immer auch eine internationale Institution. Zu besonderen Anlässen servierte Schimmer, der in der Schweiz, Frankreich und Italien gelernt hat, auch mal Sushi oder präsentierte "französische Wochen". Auch in Würzburg stationierte Amerikaner seien früher gern zu ihm gekommen. Am liebsten hätten die Leute jedoch seine frisch gehobelten Spätzle gegessen, sagt Schimmer. Frisch gehobelt schmeckten sie eben doch am besten - und das gebe es heute nicht mehr überall.
Nun sei es wichtig, dass die Leute sich an den neuen Pächter Alexander Fuchsbauer gewöhnten. Auch der sei ein hervorragender Küchenmeister. Harald Schimmer wird sich mit seinen 68 Jahren nun erstmal seiner Gesundheit widmen und Zeit mit seinen Enkeln verbringen. "Und dann werde ich schon irgendwann ein neues Kochprojekt finden."