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WÜRZBURG
Handgemacht-Kreativmarkt: Szene wächst
Die Do-it-yourself-Szene blickte am Wochenende nach Würzburg: In den Posthallen boten 100 internationale Händler Selbstgemachtes an.
Pat Christ
 |  aktualisiert: 26.04.2023 23:28 Uhr
Fotoserie

War der Arbeitstag stressig? Dann ist es gut, wenn zu Hause ein nettes Wesen wartet. Anton zum Beispiel. „Der ist ein angenehmer, wenngleich etwas sensibler Hausgenosse“, versichert sein „Vater“ Thilo Wolf.

Vor 15 Jahren erfand der Mann aus Reichenberg (Kreis Würzburg) den katzenartigen Gesellen, der inzwischen auf etlichen Spiegeln, Bildern und Postkarten von ihm prangt.

Beim 1. Handgemacht-Kreativmarkt am Wochenende in der Posthalle präsentierte Thilo Wolf verschiedene Accessoires mit Anton darauf. Über 100 Aussteller aus der Do-It-Yourself-Szene in Deutschland, Holland, Polen und Österreich warten an den beiden Kreativtagen mit originellen Ideen auf.

Am Beginn des kreativen Schaffensprozesses stand bei vielen die Verzweiflung darüber, wie wenig ansprechend doch die Massenware aus den Mainstream-Läden ist. „Meine Schwester wünschte sich als Geschenk ein Schlüsselbrett, aber ich fand einfach nichts, was mir gefiel“, erzählt Iris Heinrich aus Duisburg. So entschied sich die 49-Jährige, ein solches Brett selbst anzufertigen.

Heinrich, von Beruf Handelsfachwirtin, fotografiert außerdem leidenschaftlich gern. Seit drei Jahren verschönt sie mit transparenter, wasserfester Fotofolie Dinge, die man im Haushalt verwenden kann. Schlüsselbretter, Magnetboards, Kerzengläser oder Handtuchhalter zum Beispiel.

Alte Bücher haben es Julia Seeber und Lukas Niemeyer aus Würzburg angetan. „Seit einem Jahr schenken wir ihnen ein zweites Leben“, erzählt die Sozialpädagogin.

Aus einem in fremder Sprache, vielleicht Spanisch, geschriebenen Werk entstand ein „Hängender Diamant“ als Hingucker fürs Wohnzimmer. Notizzettelhalter aus alter Dachbodenliteratur peppen Schreibtische auf.

Jasmin Wedekind aus dem niedersächsischen Harzstädtchen Bad Lauterberg begann im Oktober letzten Jahres, zusammen mit ihrer Mutter Kissen herzustellen. Neben ihrem Job als Augenoptikerin entstand inzwischen eine ansehnliche Kollektion an Kissen mit individuellem Design.

„Dafür verwenden wir Westfalenstoff“, erzählt sie. Das ist ein ganz besonderes Material „Made in Germany“ - was in der Stoffbranche heute als Rarität gilt.

Natalia Klundt entdeckte im März vergangenen Jahres via Internet die Bändchenstickerei für sich. Mit Satinbändchen zu sticken, sei gar nicht so einfach, sagt die aus Kasachstan stammende Schneiderin, die inzwischen in Bad Mergentheim wohnt: „Der Stoff ist manchmal so hart, dass man die Nadel mit der Zange herausziehen muss.“

Bilder, ausgefallene Schachteln für Schals oder Tücher, aparte Taschen, Nadelkissen und einen Tulpenstrauß schuf Klundt in den vergangenen Monaten.

Dass die Szene für Handgemachtes in Deutschland allmählich wächst, macht der 44-Jährigen Mut. Denn im Vergleich zu Kasachstan sei die Liebe zum Selbstgefertigten hierzulande sehr gering, so die Schneiderin - zumal in Sachen „Textilien“.

Weshalb die Aussiedlerin auch als Montagearbeiterin tätig ist: „Ich setze Autospiegel zusammen.“

Jobs in Modeateliers suchte sie nach ihrer Ankunft in Deutschland vergeblich. Erst nach Arbeitsschluss kann sie sich heute der Schneiderei widmen.

Auch Anja Nowak aus Leipzig lässt erst nach Feierabend die Nähmaschine surren. „Wenn die Kinder schlafen“, lacht die Medizinische Fachangestellte. Mit viel Liebe zum Detail fertigt sie innen mit beschichteter, Wasser abweisender Baumwolle ausgeschlagene Kulturbeutel an.

Mit dem glatten Stoff zu nähen, ist eine ziemlich fieselige Angelegenheit. Das Ergebnis schaut jedoch einfach klasse aus.
 
Der Kreativmarkt in den Würzburger Posthallen (beim Hauptbahnhof) ist auch am Sonntag geöffnet: 10 bis 17 Uhr. Der Markt steht im Zusammenhang mit dem DaWanda-Online-Portal, auf dem man selbstgemachte Produkte kaufen kann. (aug)
 
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