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Würzburg
"Hamlet": Eine Kriminalgeschichte mit unglücklichem Ende
Alexander Zamzow als Hamlet und Katharina Schmelter als Mutter Hamlets
Foto: A. Büettner | Alexander Zamzow als Hamlet und Katharina Schmelter als Mutter Hamlets
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 23.07.2020 02:10 Uhr

Viel Gold auf der Sommerbühne des Theater Ensemble: Krawatten, Haarbänder, Hosenträger, Epauletten, Schuhe und der auf zwei Spielebenen mit goldenen Flächen geschmückte Palast des dänischen Königs blitzen in der Abendsonne während der wetterbedingt um einen Tag verschobenen Premiere des Shakespeare-Dramas "Hamlet". Die Ausstattung von Valerie Kiendl ist sehr gelungen.

Eine zusammengestrichene Fassung der Tragödie

"Corona-Edition" beschreibt Regisseur Andreas Büettner seine auf gut eineinhalb Stunden zusammengestrichene Fassung der Tragödie, die mit ihrer Tiefsinnigkeit, ihren philosophischen Gedankensträngen über den Sinn des menschlichen Lebens und die entscheidende Rolle des Schicksals die Jahrzehnte überdauert hat.

Durch geschickte Kürzungen und einer Menge ausgefallener Ideen - beispielsweise Horatio, der einzelne Szenen mit diversen Musikinstrumenten passend unterlegt. Oder die Schauspieltruppe, die mit Gesichtsmasken berühmter Schauspieler auftritt - ist ein Freilicht-Theater-Erlebnis aus einem Guss entstanden, in dem die weltberühmten Zitate ihren Platz finden und die Schauspieler vor allem durch ihre Textsicherheit gefallen.

Zamzow zeigt Ausdrucksstärke

Während Hamlet im stolzen Gehrock zwischen Goldkissen auf der Couch herumfläzt, beschwört ihn König Claudius (Thomas Schmelter), Onkel und Mörder seines Vater, nicht zurück nach Wittenberg zum Studium zu gehen. Schon in dieser Szene zeigt Alexander Zamzow in der Rolle des Dänenprinzen Beweglichkeit und Ausdrucksstärke, mit der er in seiner Rolle aufgeht.

Er ist der dynamische, junge Königssohn, der unbekümmert liebt, mit Geistesblitzen um sich wirft und der sich nach der Begegnung mit dem Geist seines Vaters dazu verpflichtet fühlt, dessen Tod zu rächen. Besonders in der Wahnsinnsszene - Hamlet spielt den Wunderlichen, um seine Rachepläne zu verbergen - zeigt er Gestaltungsmöglichkeiten und Witz. Witzig und absurd treten auch Hamlets Schulkameraden Rosenkranz und Güldenstern (Nora Länder, Jsnnik Pitt) auf, die mit roten Melonen auf dem Kopf und akrobatisch auf einem Bein hüpfend unisono ihren Part zitieren.

Kriminal- und Liebesgeschichte

In diese Krimininalgeschichte, die das unglückselige Schicksal eines Thronfolgers, das Scheitern eines Machtmenschen und den Tod Unschuldiger zum Thema hat, mischt sich auch eine Liebesgeschichte. Ophelia, die Schwester von Laertes und Tochter des geschwätzigen Kammerdieners Polonius (Andreas Protte) ist Hamlets Auserwählte.

Mareike Karn gibt sie als ein liebreizendes junges Mädchen, das gern die Augen verdreht bei den Ermahnungen von Vater und Bruder. Die sich statt dessen leichtfüssig und mit Hang zur Melancholie durch ihre Liebe tanzt, später in totaler Verzweiflung dem Irrsinn verfällt und ertrinkt.

Nach dem tragischen Tod von Freund, Feind, Machtmensch und Mitläufer gibt es für eine ansprechende Gesamtleistung am Ende anhaltenden und kräftigen Applaus.

Infos für die genauen Spieltermine bis 5.September unter 0931 44545, Beginn jeweils um 19 Uhr.

 
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