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Ochsenfurt
Hala singt bei „The Voice Kids“
Die 13-jährige Syrerin Hala Khasar ist am Sonntag bei der Fernsehshow „The Voice Kids" zu sehen. Ihre Geschichte gibt Einblick in das Leben einer geflüchteten Familie aus Ochsenfurt.
Hala singt bei „The Voice Kids“       -  Hala Khasar mit ihrer Mutter Rawa und ihren beiden Schwester Ola und Dana (von links).
Foto: Fritz Welsch | Hala Khasar mit ihrer Mutter Rawa und ihren beiden Schwester Ola und Dana (von links).
Fritz Welsch
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:07 Uhr

Hala Khasar ist am kommenden Sonntag in der deutschen Musik-Castingshow „The Voice Kids“ auf Sat.1 zu sehen. Die 13-jährige Syrerin lebt mit ihren drei Geschwistern und ihrer Mutter seit zwei Jahren in Ochsenfurt. Ihre syrische Heimatstadt Damaskus hat die vierköpfige Familie wegen der anhaltenden Unruhen 2016 über eine der Flüchtlingsrouten verlassen. Die Familie wurde zuerst in einer Gemeinschaftsunterkunft in Volkach untergebracht, bevor eine Wohnung in Ochsenfurt frei wurde. Halas Vater ist bereits vor sieben Jahren in Syrien umgekommen, die Mutter Rawa kümmert sich seitdem alleine um die vier.

Doch ihre Ambitionen hat sich die Familie Khasara durch die schwierigen Umstände nicht nehmen lassen: Die große Schwester Ola will ihr Medizinstudium, welches sie in Syrien begonnen hat,  fortsetzen, die Mutter arbeitet zur Zeit als Kosmetikerin und nimmt gleichzeitig Deutschkurse,  Schwester Dana besucht die 10. Klasse einer Realschule und Bruder Amr die Berufsschule. Hala selbst geht in die 7. Klasse der Mittelschule Ochsenfurt. Sie zeichnet gerne und möchte später einmal Ingenieurin oder Architektin werden. „Hauptsache etwas, wobei ich zeichnen kann.“, sagt die 13-Jährige und lächelt.

Unterstützung durch die große Schwester

Unterstützt wird sie, neben ihrer Mutter, vor allem von ihrer großen Schwester Ola. Die 22-Jährige hat sich um ein Medizinstudium in Düsseldorf beworben. Fünf Prozent der Plätze dort werden an Studenten aus dem Ausland vergeben, die ihr Studium in Deutschland fortsetzen wollen. Während ihrer Wartezeit arbeitet die Syrerin als Integrationshelferin bei der Diakonie Würzburg. Sie hilft Geflüchteten, Anträge auszufüllen, Termine bei Beratungsstellen zu organisieren und gibt Tipps zu nützlichen Adressen und Hilfsangeboten. Zusätzlich ist Ola als Dolmetscherin tätig, sowohl für die Diakonie, als auch für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Hala singt bei „The Voice Kids“       -  Hala mit einem Bild, das sie von ihrem großen Vorbild Adele gezeichnet hat.
Foto: Fritz Welsch | Hala mit einem Bild, das sie von ihrem großen Vorbild Adele gezeichnet hat.

Die große Schwester war es schließlich auch, die Hala bei „The Voice Kids“ angemeldet hat. Hala wusste davon erst gar nichts: „Meine Schwester hat heimlich ein Video von mir beim Singen eingeschickt. Später hat sie mir dann plötzlich gesagt, dass ich zum Vorsingen in Frankfurt eingeladen bin. Das war eine riesen Überraschung für mich!“. Zu zweit sind die beiden dann von Ochsenfurt in die Großstadt gefahren, und Hala konnte zusammen mit zahlreichen anderen Bewerbern vorsingen. Beim Vorsingen hielt sich die Aufregung noch in Grenzen, es wurde auch nicht im Fernsehen ausgestrahlt. Die Sendung verfolgt die 13-Jährige zwar schon länger, ist aber nie auf die Idee gekommen, selbst daran teilzunehmen.

Singen seit dem vierten Lebensjahr

Doch nicht nur die Jüngste der Familie interessiert sich für Musik: Die Mutter war in Damaskus Musiklehrerin, die Geschwister nehmen alle Klavierunterricht in Ochsenfurt.  Hala singt seit ihrem vierten Lebensjahr. Zuerst nur syrische Lieder, später auch englische und deutsche. Zusätzlich besucht sie zum Klavier- noch Gesangsunterricht. Sie sieht die Musik vor allem als Hobby: „Natürlich würde ich mich freuen, wenn ich damit erfolgreich werde, aber ich setze nicht alles darauf.“ 

Nach dem Vorsingen in Frankfurt vergingen einige Wochen, bis Hala schließlich erfuhr, dass sie zu den sogenannten „Blind Auditions“, der Aufzeichnung für die Fernsehshow, eingeladen war. Dabei singen die Kinder das erste Mal vor der Jury. Diese sitzt anfangs mit dem Rücken zu den Kandidaten und kann nur zuhören, aber nichts sehen. Erst wenn ein Jurymitglied von einem Talent überzeugt ist, dreht es sich um und das Kind ist eine Runde weiter.

„Ich habe gezittert und geweint, aber die Jury war wirklich nett.“
Hala Khasara, Schülerin aus Ochsenfurt

Für die "Blind Auditions" fuhr die ganze Familie zum Fernsehstudio von Sat1 nach Berlin. Hala hatte davor noch nie  auf einer großen Bühne gesungen, erst recht nicht im Fernsehen. Da war die Unterstützung der Familie natürlich wichtig für die junge Syrerin. Doch aufgeregt war sie trotzdem: „Ich habe gezittert und geweint, aber die Jury war wirklich nett.“ Ihr großes Vorbild ist die britische R&B-Sängerin und Songwriterin Adele. Sowohl beim Vorsingen, als auch bei den "Blind Auditions" sang sie bekannte Lieder der Britin.  

Wie die „Blind Auditions“ ausgegangen sind darf Hala noch nicht verraten. Doch sie freut sich auf jeden Fall, die Erfahrung gemacht zu haben, egal wie es weiter geht. Nicht nur hat sie den Mut gehabt im Fernsehen aufzutreten, auch mit anderen Kandidaten hat sie über Instagram und WhatsApp noch regelmäßig Kontakt. Wer wissen will, ob Hala bei „The Voice Kids“ weiter gekommen ist, kann am Sonntagabend um 20.15 Uhr bei Sat1 einschalten.

 
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  • J. B.
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  • A. B.
    Ob eine junge oder ältere Frau ein Kopftuch trägt ist ihre Entscheidung.
    Viele deutsche Frauen haben früher Kopftücher getragen und dürfen dies auch heute noch tun.
    Und wer das nicht akzeptiert, sondern es nutzt, um von islamophober Seite Beifall zu heischen, ist über das Stadium eines Schelms schon weit hinaus.
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  • K. D.
    Gesungen wird aber werbe-und pressewirksam OHNE Kopftuch! Ein Schelm,der Böses dabei denkt.
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  • M. B.
    Ob mit oder ohne Kopftuch ist völlig egal. Es kommt auf den Gesang an und nicht auf die Kleidung oder auf religiöse Symbole. Es gibt auch sehr gute Musiker die ein Kreuz um den Hals hängen haben. Da beschwert sich auch niemand.
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