Hätte sich der Herbst nicht noch gedulden können? Dann wäre das erste Ochsenfest nach zwei Jahren Corona-Pause vorüber gewesen. So aber schickte ein mürrischer Himmel gelegentliche Regenschauer und sorgte dafür, dass sich die Ochsenfurter Altstadt am Samstagvormittag nur zögerlich zum Stadtfest füllte.
"Man soll die Feste feiern, wie sie fallen", meinte Bürgermeister Peter Juks zur Festeröffnung auf der Bühne vor dem Rathaus, während sich sein Publikum unter Schirmen drängte. Die Freude, endlich wieder unbeschwert feiern zu dürfen, wollte man sich vom Regen nicht verderben lassen.
Die Kinder, die am Flohmarkt um die Gunst der Kundinnen und Kunden warben, hatten zu diesem Zeitpunkt bereits gute Geschäfte gemacht. Nach Jahren war der Markt der Kinder vom Stadtgraben in die obere Hauptstraße zurückgekehrt und machte ihn wieder zum Teil des Festgeschehens.
Ein Fest für die Familien
Ein Fest der Familien und der Kinder sei das Ochsenfest von jeher, hatte der Bürgermeister bei der Eröffnung festgestellt. Mit einem Zirkuswagen, der Schminkstation des Ochsenfurter Carnevals-Club, dem Badeenten-Fischen in der Furt und nicht zuletzt dem Kinderkonzert im Kastenhof wurde das Fest diesem Anspruch gerecht.
Auch die Freiwillige Feuerwehr, die an der Alten Mainbrücke ihre Geräte und Fahrzeuge aufgebaut hatte, zog vor allem das Interesse des jungen Publikums auf sich. So konnten die Zuschauer beispielsweise den Einsatz der Drehleiter bei der Rettung von Personen verfolgen. Unweit davon hatte die Ochsenfurter Fischerzunft aus Anlass ihres 600. Jubiläums ihren Stand aufgebaut und bereicherte, neben der Ausstellung von Fischereigeräten, mit gebratenem Saibling das kulinarische Angebot des Ochsenfest.
Ochsengulasch statt Ochs am Spieß
Dass das Fest diesmal ohne den gebratenen Ochsen vom Spieß auskommen musste, enttäuschte manche Festbesucher. Julia Moutschka, als Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins maßgeblich für die Organisation des Ochsenfests verantwortlich, begründet die Entscheidung mit den hohen Kosten. "Nach den Angeboten, die wir bekommen haben, hätten wir 20 Euro für die Portion verlangen müssen", sagt sie. Das wäre aus ihrer Sicht unangemessen viel gewesen.
Deshalb entschied sich der Stadtmarketingverein dafür, das Wappentier stattdessen in Form eines herzhaften Gulaschs anzubieten, serviert vom Vorsitzenden Joachim Beck. Angesichts des kühlen Wetters nahmen viele Besucher die Änderung dann doch dankbar in Kauf.
Kuchen nach dem Kesselfleisch
Das Kesselfleisch, das der Ochsenfurter Fußballverein auf dem Kirchplatz servierte, fand ebenfalls reißenden Absatz. Am frühen Nachmittag waren die Wurstkessel leer, die Kuchentheke des Frauenbunds und der Ministranten im angrenzenden Pfarrzentrum umlagert. Inzwischen ließ sich auch die Sonne öfter hinter den Wolken blicken und sorgte dafür, dass sich vor allem die Plätze vor den Bühnen am Marktplatz und am Schlössle füllten.
In einer ersten Zwischenbilanz zeigte sich Julia Moutschka am späten Nachmittag einigermaßen zufrieden mit dem Festverlauf. Am Wetter könne man nichts ändern, meinte sie, aber Hauptsache sei, dass nach zweijähriger Abstinenz überhaupt wieder ein Fest in der Altstadt gefeiert werden konnte. Ihr Dank galt den Vereinen, die sich am Fest beteiligt hatten, darunter das THW, das sich am Marktplatz um den Durst der Besucher kümmerte, und der Partnerschaftsverein, der an der Furt französischen Käse kredenzte. Allerdings wünscht sich Moutschka, dass sich in Zukunft wieder mehr Vereine am Ochsenfest beteiligen.
Für den rockigen Ausklang des Ochsenfests sorgte die Gruppe Starting Five auf der Bühne am Schlössle. Ein paar hundert Zuhörerinnen und Zuhörer wippten im Takt zu den Pop- und Rock-Klassikern, bevor das Ochsenfest endete, wie es begonnen hatte – mit einem kräftigen Regenschauer.